
Fast 100.000 Hektar: Bill Gates ist größter privater Farmlandbesitzer der USA
Vorwiegend über den Vermögensverwalter Cascade Investment hat Microsoft-Gründer Bill Gates in den vergangenen Jahren so viel Land erworben, dass er mittlerweile der größte private Farmland-Besitzer in den USA ist. Dies berichtet der „Land Report“.

Bill Gates.
Foto: Mike Cohen/Getty Images for The New York Times
Seit 2006 publiziert das Magazin „Land Report“ Nachrichten zu unterschiedlichsten Themen rund um den Landbesitz. Unter anderem geht die Redaktion größeren Grundstückstransaktionen auf den Grund, wie sie sich jüngst etwa im Osten des US-Bundesstaates Washington ereignet hatten. Dort wechselten umgerechnet knapp 5.900 Hektar fruchtbaren Farmlandes in den Horse Heaven Hills von Benton County für etwa 171 Millionen US-Dollar den Besitzer.
Da bereits 2018 ein ähnlicher Deal im benachbarten Walla Walla County stattgefunden hatte, forschte das Magazin nach – und stieß auf niemand Geringeren als Milliardär und Microsoft-Gründer Bill Gates, der durch diese und weitere Investitionen mittlerweile zum größten privaten Farmlandbesitzer der USA aufgestiegen ist.
Käufer mit Verbindung zu Kleinunternehmen in 462-Seelen-Gemeinde
So große Landbestände werden üblicherweise nur zwischen institutionellen Anlegern, zweckgebundenen Fonds und Vermögensverwaltern gehandelt, die im Auftrag reicher natürlicher und juristischer Personen tätig werden. Wie der „Land Report“ eruiert hat, trennte sich im Laufe der vergangenen Jahre der Versicherer John Hancock Life Insurance von umfangreichen Grundstücksbeständen in Kanada, den USA und auch Australien.
Dem lokalen „Tri-City Herald“ zufolge ging das Farmland im Bundesstaat Washington dabei an einen „Investor aus Louisiana“, eine Limited-Gesellschaft, die mit dem Unternehmen Angelina Agriculture of Monterey verbunden wäre.
Da es sich bei Monterey in Louisiana um eine 462-Seelen-Gemeinde handelt und Angelina Agriculture, ein Unternehmen mit zwei Angestellten und einem Jahresumsatz von 300.000 US-Dollar, dort nicht zu den großen Landbesitzern zählt, ging der „Land Report“ der Sache auf den Grund.
Es stellte sich heraus, dass der Käufer hinter den Käufern Michael Larson ist, der Geschäftsführer der Cascade Investment LL.C., der 1994 von der Bill und Melinda Gates Foundation beauftragt wurde, für eine breitere Diversifizierung des Portfolios des Microsoft-Gründers zu sorgen, das damals noch zu 45 Prozent aus Anteilen am eigenen Technologiegiganten bestand.
Mehr als 40.000 Hektar über Cascade erworben
Cascade soll seither neben Anteilen an Autoverkaufsplattformen und Hotels auch mehr als 40.000 Hektar Farmland in Kalifornien, Illinois, Iowa, Louisiana und anderen Bundesstaaten erworben haben. Mittlerweile, so die Erkenntnis des „Land Report 100 Research Teams“, beläuft sich der gesamte Farmlandbesitz der Gates-Familie auf 242.000 Acres, was etwa 100.000 Hektar entspricht.
Dazu kommen noch mehr als 10.000 Hektar Land, das zur Umwidmung ansteht und künftig beispielsweise gewerblich oder als Erholungsgebiet genutzt werden kann. An Erholungsgebieten besitzt Gates zusätzliche knapp 500 Hektar. Zweitgrößter privater Farmlandbesitzer in den USA ist die Offutt-Familie mit etwa 77.000 Hektar.
Neben Farmland setzt Gates auch auf Umwidmungsgebiete
Bereits zuvor soll Gates einen erheblichen Teil jenes Farmlandes im Wert von 520 Millionen US-Dollar erworben haben, das von der Agriculture Company of America gehalten worden war und das der Investmentvorstand des Canada Pension Plans 2017 und 2018 verkaufte.
Der größte Teil des Umwidmungsgebiets, das Cascade im Auftrag von Gates erworben hatte, befindet sich demgegenüber nahe der Interstate 10 [Interstate sind die Autobahnen im Highway-Netz in den USA] bei Phoenix, der größten Stadt von Arizona und zehntgrößten Monopolregion der USA. Die Interstate 11 soll in den kommenden Jahren mit dieser verbunden werden.
Die Investmentgesellschaft Belmont will im Umfeld des Knotenpunktes eine neue Großsiedlung erschließen, die Platz für 80.000 Wohneinheiten, 1.500 Hektar für Industrie, Büros und Einzelhandel, 1.400 Hektar für Freiflächen und knapp 200 Hektar für öffentliche Schulen bieten soll.
Darüber hinaus hat Cascade ein 1.132 Hektar großes Grundstück der sogenannten Spurlock Ranch in Buckeye, Arizona für 25 Millionen US-Dollar erworben.
Bill Gates will Beispiel für „nachhaltige Landwirtschaft“ geben
Genaueres über die Pläne, die Gates über seine Holdings bezüglich der Ländereien hegt, wollte Cascade dem „Land Report“ nicht verraten. Quellen sprachen jedoch davon, dass „nachhaltige Landwirtschaft“ eine bedeutende Rolle spielen solle.
Immerhin gibt es bereits in St. Louis ein Projekt der Holding „Gates Ag One“, dessen Fokus auf Forschung und Entwicklung landwirtschaftlicher Produktion liege. Die daraus erlangten Erkenntnisse sollen helfen, „kleine Farmen fit für den Klimawandel zu machen und die Nahrungsmittelproduktion in Ländern mit kleinerer und mittlerer Wirtschaftskraft produktiver, widerstandsfähiger und nachhaltiger“ zu machen.
Cascade sei den Zielen der Bill und Melinda Gates Foundation sehr verbunden, die „Wissenschaft und Technologie nutzt, um eine Vielzahl an wichtigen Anliegen zu verfolgen, unter anderem Millionen Menschen aus der Armut zu holen, ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen zu steigern und dafür zu sorgen, dass alle Menschen Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten haben, die ihnen helfen, in Schule und Leben Erfolg zu haben“.
Altbestände von Großbetrüger Bernie Ebbers erworben
Ein Teil des Farmlandes, das über mehrere Stationen nun in den Bestand von Cascade gewandert sei, stamme, so der „Land Report“, aus dem Vermögen einer Persönlichkeit, die es zu zweifelhaftem Ruhm gebracht habe. Es handele sich um den 2005 unter anderem wegen Betrugs mit Sicherheiten, krimineller Verschwörung und Bilanzfälschung verurteilten früheren Worldcom-CEO Bernie Ebbers.
Der Kanadier, der nach seiner Begnadigung am 2. Februar des Vorjahres verstorben war, hatte die bis dahin größte Insolvenz der amerikanischen Geschichte hingelegt. Ebbers hatte sein Vermögen vor allem in Landbesitz investiert – unter anderem hatte er 1998 für 73 Millionen US-Dollar die größte Ranch Kanadas, „Douglas Lake“, mit einem Viehbestand von 22.000 Rindern erworben.
Sein größter Landbesitz im US-Bundesstaat Arizona war die Angelina Plantation in Monterey. Diese hatte Ebbers kurz vor Antritt seiner Haftstrafe verkauft. Seither ging sie durch mehrere Hände, unter anderem jene des Unternehmens Angelina Agriculture. Im Jahr 2017 wurde das Grundstück durch Cascade Investments für die Gates Foundation erworben.
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