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plus-iconErschöpfungserscheinung?

Studie: Veränderung der Immunantwort nach mRNA-Booster

Impfstoffe sollen das Immunsystem trainieren und eine effektive Immunantwort unterstützen. Die dritte Dosis, der mRNA-Booster, erzeuge indes vermehrt schwache „IgG4“-Antikörper statt den infektionshemmenden „IgG1“ und „IgG3“, berichten die Autoren einer jüngst veröffentlichten Studie. – Ein Effekt, der zudem nicht bei konventionellen Impfstoffen beobachtet wurde.

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Das Verhältnis von IgG-Antikörpern verändert sich nach dem mRNA-Booster.

Foto: istock

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Einen „Wechsel der Antikörper-Klassen“ nach dem mRNA-Booster stellte eine deutsche Forschergruppe Ende Januar fest. Im Fachjournal „Science Immunology“ beschäftigten sie sich mit den Veränderungen der Immunreaktion nach der dritten Corona-Impfung.
Im Vergleich zu den ersten beiden Dosen produziere das Immunsystem nach der Auffrischungsimpfung vermehrt Immunglobulin 4 (IgG4). Den besseren Schutz bei Viruserkrankungen bieten hingegen IgG1 und IgG3. IgG4 wird eher mit antiallergischen Reaktionen in Verbindung gebracht.
Die Studie [1] umfasste detaillierte Antikörper-Untersuchungen von 29 Mitarbeitern des Gesundheitswesens. Sie erhielten die erste und zweite Corona-Impfung mit dem mRNA-Wirkstoff von Pfizer im Abstand von drei bis vier Wochen. Die Booster-Dosis folgte nach etwa sieben Monaten. Um Fehler in der Analyse auszuschließen, untersuchten die Forscher im Anschluss noch zusätzlich eine Gruppe von 38 Probanden mit ähnlichen Impfabständen.

mRNA-Booster verändert Antikörper-Verhältnis

Die Antikörpergruppe IgG macht etwa 80 Prozent aller Antikörper des menschlichen Immunsystems aus. Je nach Schwere der Infektion kann auch das Verhältnis von IgG variieren. Grundsätzlich gelten IgG 1 und IgG 3 als die stärksten Vertreter der IgG-Antikörperfamilie. Sie lagern sich an Krankheitserregern an, hemmen sie teilweise und leiten weitere Mechanismen des Immunsystems ein. Dazu zählt die Anlockung von Makrophagen, die im nächsten Schritt Krankheitserreger unschädlich machen.
IgG4 wiederum gilt als einer der schwächsten Antikörpertypen, da er nur mäßig dazu befähigt ist, andere Immunzellen anzulocken, um Krankheitserreger zu eliminieren. Laut derzeitigen Erkenntnissen [2] spielen erhöhte IgG4-Werte hauptsächlich bei Allergien eine Rolle, also bei wiederholtem Kontakt mit einem Allergen. Beispielsweise, wenn Bienenhalter immer wieder von Bienen gestochen werden und dadurch quasi eine natürliche „Hyposensibilisierung“ erhalten.
Vor einer sich abschwächenden Immunantwort durch häufiges „boostern“ warnte nicht nur die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). Epoch Times berichtete.

Zuerst Schock – dann falsche Sicherheit?

Die Untersuchungen der deutschen Forscher zeigten, dass unmittelbar nach der zweiten mRNA-Dosis der IgG4-Gehalt im Blut bei 0,04 Prozent lag, während IgG1 und IgG3 durchschnittlich 96,55 Prozent des gesamten IgG-Gehalts ausmachten.
Laut Dr. Xiaoxu Sean Lin, Assistenzprofessor für Biomedizin, deutet „diese Veränderung der IgG-Spiegel darauf hin, dass der Körper die zweite Dosis als ernsthafte Infektion interpretiert und die wirksameren IgG produziert, um die simulierte Infektion zu bekämpfen.“
Nach dem mRNA-Booster ändern sich die Werte jedoch deutlich. Der Anteil von IgG4 im Blutserum nach der dritten Dosis stieg auf unerwartet hohe Werte an. Zehn Tage nach der dritten Impfung lag der IgG4-Anteil im Durchschnitt bei 13,91 Prozent, fünf Monate später bei 19,27 Prozent. Gleichzeitig sanken die IgG1- und IgG3-Werte, was eine signifikante Veränderung der Antikörperzusammensetzung im Blutserum zeigt.
Die hohen IgG4-Werte nach der dritten Dosis über längere Zeit deuten laut Dr. Lin darauf hin, dass das Immunsystem durch die wiederholte Impfung erschöpft ist. Nach der „Schockreaktion“ der zweiten Dosis begegnet der Körper den weiteren Dosen mit mehr Gleichgültigkeit und setzt das weniger wirksame IgG4 ein. Das Immunsystem scheint sich in Sicherheit zu wiegen und stuft COVID-19 nicht mehr als Krankheit ein, welche die beste Immunabwehr benötigt. Diese kann jedoch riskant sein, wenn der Körper später mit dem echten Virus konfrontiert wird.
In der Studie zeigten jene, die sich nach dreifacher Impfung mit Corona infizierten und erkrankten, im Verhältnis die höchsten IgG4-Blutwerte. Auf die Schwere der Verläufe der Probanden wurde in der Studie jedoch nicht näher eingegangen.

Bisher nur bei mRNA-Impfstoffen beobachtet

Bisher beobachten die Forscher diesen Effekt ausschließlich nach mehreren Injektionen mit mRNA-Wirkstoffen. Bei Probanden, bei denen beispielsweise die Wirkstoffe von AstraZeneca in Kombination mit einem mRNA-Booster zum Einsatz kam, lagen keine erhöhten IgG4-Werte vor.
Daraus schließt die Forschergruppe, dass „nicht der wiederholte Kontakt mit dem Spike-Protein selbst die ungewöhnliche IgG4-Reaktion auslöst“.
Weiter heißt es in der Studie:
„Es ist derzeit nicht klar, ob oder inwieweit die Comirnaty-mRNA-Impfung oder das kurze Intervall zwischen den Impfungen für die beobachteten lang anhaltenden […] Reaktionen verantwortlich sind, aber eine verlängerte Präsenz der Impfstoff-mRNA oder des Antigens im Lymphknoten könnte eine mögliche Erklärung sein.“
Laut den Forschern sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die genauen immunologischen Mechanismen zu klären. Als wichtige Frage sehen dabei die Studienautoren, ob „eine IgG4-gesteuerte Antikörperreaktion nachfolgende Virusinfektionen und Auffrischungsimpfungen beeinflusst“.
Dies sei „nicht nur für potenzielle künftige Impfstoffkampagnen gegen SARS-CoV-2 von Bedeutung, sondern auch für neue mRNA-basierte Impfstoffentwicklungen gegen andere Krankheitserreger“, so die Wissenschaftler.

Quellen und Literatur

[1] Irrgang et al. (2023); doi.org/10.1126/sciimmunol.ade2798
[2] Vidarsson et al. (2014); doi.org/10.3389/fimmu.2014.00520

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