Die Heilkraft der Nacht: Wie Sie Ihre Immunität im Schlaf stärken können
Vor mehr als 2.000 Jahre sagte Hippokrates: „Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt.“ Jeder kann diese natürliche Heilkraft fördern, am einfachsten durch guten Schlaf.
Schlaf ist für uns unentbehrlich, besonders guter Schlaf. Er stellt nämlich nicht nur die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit wieder her, sondern stärkt auch das Immunsystem und erfüllt viele andere nützliche Funktionen.
Vier Selbstheilungshormone, die während des Nachtschlafs ihren Höchststand erreichen
Ferner ist es wichtig, nachts und nicht tagsüber zu schlafen. Das hat seinen Grund. Wenn eine Person zur richtigen Zeit zu Bett geht und nachts schläft, aktiviert ihr Körper vier Hormone, die für die Gesundheit wichtig sind und die Selbstheilung begünstigen.
Dazu gehören Melatonin, Somatropin (Wachstumshormon), Prolaktin und Endorphine. Sie werden während des (nächtlichen) Schlafs ausgeschüttet und erreichen zu dieser Zeit ihre höchste Konzentration.
1. Melatonin: Unsere innere Uhr
Das Hormon Melatonin reguliert den Schlaf-Wach-Zyklus. Für seine Produktion und Ausschüttung ist die Zirbeldrüse, die sich in der Mitte des Gehirns befindet, verantwortlich.
Tagsüber werden die Signale des Tageslichts von der Netzhaut an den suprachiasmatischen Nukleus weitergeleitet – den Hauptimpulsgeber der inneren Uhr des Menschen, der sich mitten im Gehirn befindet. Er sendet Signale an die Zirbeldrüse. Das Licht verhindert die Ausschüttung von Melatonin; diese Funktion hält uns tagsüber wach.
Melatonin hat viele Vorteile für den menschlichen Körper. Es
fördert den Schlaf,
steuert den Tag-Nacht-Rhythmus,
reguliert die Stimmung,
beeinflusst das Immunsystem,
schützt Nervenzellen,
fördert das Knochenwachstum,
bekämpft Tumore,
wirkt antioxidativ und entzündungshemmend und
beugt bakteriellen, viralen und parasitären Infektionen vor.
2. Somatropin für Wachstum und Immunität
Schlaf hilft Kindern, größer zu werden, vor allem durch das Wachstumshormon Somatropin. Das Hormon kann aber auch das Immunsystem stärken. Das macht es, indem es die Zahl und Funktion der Lymphozyten erhöht, die Arbeit der natürlichen Killerzellen fördert und die Fähigkeit des Körpers zur Bekämpfung von Viren verbessert.
Es fördert die Entwicklung von Organen, Knochen und Muskeln des Körpers. Außerdem begünstigt es den Fettabbau, versorgt die Zellen mit Energie und fördert die Neubildung von Proteinen in Zellen.
Dieser Prozess ist besonders wichtig für die Wiederherstellung der tagsüber verlorenen Immunität. Die während des Tages verlorenen Immunzellen werden nachts durch die Funktion des Wachstumshormons wieder aufgefüllt. Im Schlaf geschieht dies schneller als im Wachzustand.
Während des Schlafs steigt die Zahl und die Funktion der Lymphozyten, der weißen Blutkörperchen, der roten Blutkörperchen und der Fresszellen. Dadurch verbessert sich die Fähigkeit des Körpers, Viren zu eliminieren.
3. Prolaktin: Nicht nur für stillende Frauen wichtig
Das Hormon Prolaktin wird auch als Milchhormon bezeichnet. Es fördert bei Frauen das Wachstum und die Reifung der Brust und ist auch für die Milchbildung in der Stillzeit verantwortlich.
stärkt die Abtötungsfunktion der natürlichen Killerzellen,
fördert die Reifung dendritischer Zellen (Immunzellen),
aktiviert B-Zellen (Immunzellen),
begünstigt, dass Fresszellen Erreger abbauen,
steigert die Aktivität von T-Zellen (Immunzellen) und
hemmt den programmierten Zelltod bei T-Zellen.
Der Höhepunkt der Prolaktinausschüttung liegt nachts während des Schlafs und früh am Morgen (zwischen 23 und sieben Uhr).
4. Endorphine: Lindern Schmerzen und stärken Abwehrkräfte
Bei Verletzungen oder Stress schütten Hypophyse und Hypothalamus (Hormondrüsen im Gehirn) Endorphine aus. Diese sind natürliche Schmerzmittel, da sie sich an Opioidrezeptoren im Körper binden und so Schmerzen lindern können.
Darüber hinaus können Endorphine die Immunität stärken, da die meisten Immunzellen Endorphinrezeptoren besitzen. Diese Hormone aktivieren die angeborene und erworbene Immunfunktion und schütten Interferon, Perforin, Granzyme-B und Antikörper aus – Stoffe, die die Immunabwehr steigern.
Die Ausschüttung von Endorphinen folgt einem bestimmten Muster: Sie erreicht um Mitternacht ihren tiefsten Punkt, steigt dann wieder an und erreicht gegen sechs Uhr morgens ihren Höhepunkt. Tagsüber nimmt sie langsam wieder ab.
Selbstreinigung während des Schlafs
Die guten Hormone kurbeln nicht nur die Selbstheilungskräfte an, sondern säubern den Körper auch von Schadstoffen. Dazu gehören beispielsweise Stresshormone wie Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Sie alle nehmen in der Nacht ab.
Anhaltender Stress kann das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem des Körpers schädigen. Wenn wir die Stresshormone abbauen, können wir ihre schädlichen Auswirkungen auf den Körper und das Immunsystem verringern.
Ferner verfügen die menschlichen Zellen über eine Fähigkeit zur Selbstreparatur, die sogenannte Autophagie. Fasten bringt die Autophagie der Zellen in Gang, die den Abfall beseitigt, der durch die zellulären Aktivitäten während des Tages entsteht. Wenn wir schlafen, fasten wir. Das löst automatisch die Autophagie aus, bei der sich die Zellen selbst reinigen.
Wer eine große Mahlzeit unmittelbar vor dem Schlafengehen verzehrt, beeinträchtigt die Autophagie negativ. Außerdem schüttet der Körper wie oben erwähnt beim nächtlichen Schlafen Melatonin aus, was die Autophagie fördert.
Die Selbstreparatur während des Schlafs betrifft auch das Gehirn. Da die meisten unserer Neuronen im Laufe unseres Lebens nicht erneuert werden, ist die Autophagie während der Nacht für das Gehirn unerlässlich, um seine Leistungsfähigkeit am Tag aufrechtzuerhalten.
Des Weiteren erhöht sich während des Schlafs der Blutfluss zur Leber. Die Leber ist eine Stoffwechselfabrik und steht in engem Zusammenhang mit der Immunfunktion. Wenn die Leber gut funktioniert, unterstützt sie den Körper dabei, eindringende Bakterien und Viren zu beseitigen. Besonders Schlaf hilft dabei, die Entgiftungsfunktion der Leber zu verbessern.
Im Fazit lässt sich sagen: Wann man sich schlafen legen und wie lange man schlafen soll, ist sehr individuell. Wer jedoch seiner inneren Uhr folgen möchte, sollte zwischen 23 Uhr und sechs Uhr schlafen. Der Körper wird es einem Danken.
Die vier Hormone, die unsere Abwehrkräfte während des Schlafs stärken. Der Körper schüttet sie vor allem nachts und am frühen Morgen aus.
Foto: EPOCH Health
Über die Autorin:
Dr. Yuhong Dong ist medizinische Kolumnistin für The Epoch Times. Zuvor war sie als leitende medizinisch-wissenschaftliche Sachverständige und als Verantwortliche für Arzneimittelsicherheit bei Novartis Pharma in der Schweiz tätig. Dort wurde sie viermal mit dem Novartis-Preis ausgezeichnet. Sie besitzt präklinische Forschungserfahrungen in den Bereichen Virologie, Immunologie, Onkologie, Neurologie und Ophthalmologie. Außerdem hat sie klinische Erfahrungen in der Behandlung von Infektionskrankheiten und in der Inneren Medizin. Ihren medizinischen Doktorgrad sowie einen Doktortitel in Infektionskrankheiten erlangte sie an der Universität Peking in China.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.