
Affenpocken in Tattoo-Studio durch verunreinigte Geräte übertragen
Während Affenpocken in den bisher bekannten Fällen hauptsächlich durch ungeschützte sexuelle Kontakte zwischen Männern übertragen wurde, sorgen nun Fälle in einem spanischen Tattoo-Studio für Aufsehen. Dort infizierten sich innerhalb eines Tages 21 Personen, der Großteil weiblich.

Schematische Darstellung von Viren, die Affenpocken auslösen.
Foto: iStock
Bisher traten die meisten bekanntgewordenen Fälle von Affenpocken nach ungeschützten Sexualkontakten auf. Ein Großteil der Betroffenen waren Männer. Eine Mitte Dezember im Fachjournal „The New England Journal of Medicine“ beschriebene Fallstudie zeigt nun eine ganz andere Form der Übertragung.
Laut den spanischen Ärzten, welche die Fälle dokumentierten, infizierten sich an einem Tag 21 Personen in einem Tattoo-Studio mit Affenpocken. Unter den Betroffenen waren 14 Frauen und neun Männer. Das Alter lag zwischen 16 und 38 Jahren. Weitere 37 Kunden, die an diesem Tag das Tattoo-Studio besuchten, sowie das Personal steckten sich nicht an.
Keine der infizierten Personen erfüllte die bekannten Risikokriterien für Affenpocken. Zu den Risiken zählen ungeschützter Geschlechtsverkehr, mehrfach wechselnde Geschlechtspartner, Reisen in betroffene Gebiete oder Körperkontakt zu einer infizierten Person.
Die Ansteckung erfolgte laut Analysen durch Utensilien zum Stechen von Tattoos und Piercings, die mit dem Virus verunreinigt waren.
Virus auf 15 von 16 Geräten nachgewiesen
Wie das Virus ursprünglich in das Studio gelangte und wer „Patient Null“ war, ist bisher unklar. Fest steht jedoch, dass das Virus auf 15 der 16 untersuchten Geräte zu finden war.
Bei allen betroffenen Patienten traten die für Pocken typischen Hautnekrosen und mit Flüssigkeit gefüllten Pusteln zuerst um den Bereich der neuen Piercings oder Tätowierungen auf. In 14 Fällen breitete sich der Hautausschlag über andere Bereiche des Körpers aus.
Die beschriebenen Symptome traten zwischen sieben und neun Tagen nach dem Besuch des Studios auf. Keiner der Betroffenen hatte einen schweren Verlauf oder benötigte medizinische Behandlung, heißt es in der Fallstudie [1]. Nur eine weitere Person, die Mutter eines Patienten, steckte sich direkt bei ihrem Kind an. Insgesamt 23 weitere nähere Kontaktpersonen erhielten als Prophylaxe eine Impfung gegen Affenpocken.
Veränderung der Übertragungswege?
Laut den spanischen Ärzten sind dies die ersten dokumentierten Fälle für eine derartige Übertragung von Affenpocken. Allerdings kennt man die Ansteckung über Oberflächen oder durch Einstiche bereits von anderen Pockenviren wie beispielsweise Molluscum contagiosum.
„MPOX (Affenpocken) entwickeln möglicherweise neue Übertragungswege, die zur epidemiologischen Veränderung der Krankheit führen könnte“, schlussfolgern die Ärzte in der Veröffentlichung.
Quellen und Literatur:
[1] Viedma-Martinez et al., (2022) doi.org/10.1056/NEJMc2210823
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