Mitgefühl als Superkraft
Resilienz und Mitgefühl: Das perfekte Duo für schwere Zeiten
Was haben Freundlichkeit und Resilienz gemeinsam? Laut neuen Studien kann das eine ohne das andere nicht existieren – und lassen sich sogar trainieren.

Es erfordert eine außerordentliche Stärke, um bei Widrigkeiten freundlich zu bleiben.
Foto: Ridofranz/iStock
Resiliente Menschen weisen eine hohe Aktivität in Gehirnregionen auf, die mit einer guten Emotionsregulation zusammenhängen. Dies kann eine mögliche Ursache dafür sein, warum sie ruhig, nachdenklich und freundlich bleiben können.
So sind Studien zufolge bestimmte Gehirnregionen sowohl bei freundlichen als auch bei resilienten Menschen aktiv. Deshalb kann man die eigene Resilienz stärken, indem man sein Gehirn trainiert.
Freundlichkeit und Resilienz: Ihre Verbindung im Gehirn
Psychische Widerstandsfähigkeit hängt sehr stark von der Emotionsregulation ab. Das ist die Fähigkeit, unsere Emotionen zu beeinflussen und ihre Ursachen zu verstehen. Diese Fähigkeit zu stärken, ist das Ziel vieler moderner therapeutischer Interventionen für die psychische Gesundheit.
Gesunde Resilienz ist definiert als die Fähigkeit, sich angesichts von Widrigkeiten gut anzupassen. Dieses Anpassen prägt die Funktionsweise der Gehirnschaltungen, die für die Emotionskontrolle zuständig sind. Wie wir unsere Emotionen regulieren, beeinflusst unser soziales Verhalten.
Eine positive Emotion, die einen positiven Affekt hervorruft, ist Mitgefühl. Mitgefühl bezeichnet ein Gefühl der Wärme und des Wohlwollens. Ihm liegt die Motivation zugrunde, Personen zu helfen, wenn man sie leiden sieht.
Aktivierte Hirnregionen
Die beiden aktivsten Hirnregionen von mitfühlenden Menschen sind der anteriore cinguläre Cortex (ACC, ein Bereich der Großhirnrinde) und der präfrontale Cortex (PFC, ein Teil des Frontlappens der Großhirnrinde). Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Jahr 2024 in der Fachzeitschrift „Nature Mental Health“ erschien.
Der ACC befindet sich in einer einzigartigen Position im Gehirn. Denn er ist sowohl mit dem emotionszentrierten limbischen System als auch mit der höher entwickelten, kognitiveren Region, dem PFC, verbunden.
Der ACC hilft uns, ruhig zu bleiben und unsere Emotionen zu regulieren. Diese Region übernimmt die Kontrolle, wenn wir versuchen, einer aufgeregten Person zu helfen. Egal, wie unfreundlich sich diese Person benimmt, der ACC sorgt dafür, dass wir ruhig bleiben können. Dieser Teil des Gehirns und der PFC arbeiten am besten, wenn man gut genährt und ausgeschlafen ist. Auf diese Weise sind rationale Entscheidungen und komplexe geistige Aufgaben leichter zu bewältigen.
Der PFC ist am aktivsten, wenn wir langfristige Konsequenzen bedenken und für unser Wohlergehen und das Wohl anderer planen. Er hilft uns, uns an neue Situationen anzupassen und unsere Impulse im Zaum zu halten.
Wie die Gehirnaktivität positive emotionale Reaktionen auslösen kann
Mithilfe der Magnetresonanztomographie untersuchten die Autoren der „Nature Mental Health“-Studie die Gehirne von Teilnehmern, die auf einer Resilienzskala hohe Werte erreichten. Die Daten zeigten, dass hoch belastbare Personen eine höhere Aktivität in Regionen aufwiesen, die mit emotionaler Regulierung und kognitiven Funktionen in Verbindung stehen.
Emotionale Bremsen
Menschen mit hoher Resilienz neigten zum Beispiel dazu, ihre emotionalen Reaktionen besser zu beherrschen. Das half ihnen, Stresssituationen effektiver zu bewältigen.
Diese Personen hatten auch mehr Aktivität in den Gehirnregionen, die emotionale Reaktionen regulieren und für eine bessere Kognition (rationales Denken oder kognitive Flexibilität) sorgen. Ihre „Bremsen“ funktionierten auch unter Druck gut. Oft konnten sie ruhig bleiben und überlegt und freundlich reagieren. Dadurch entwickelten sowohl sie als auch die Menschen, mit denen sie kommunizierten, eine positivere Einstellung.
Diese hoch belastbaren Personen konnten auch besser Stress abbauen oder besser lang anhaltende emotionale Reaktionen verhindern als die weniger belastbaren Studienteilnehmer.
Wie das Gehirn Emotionen reguliert
Laut einer anderen Studie, die im selben Jahr in „Nature Neuroscience“ erschien, werden dieselben Gehirnregionen aktiv, wenn Menschen die Kontrolle über eine emotionale Reaktion wiedererlangen.
Dies deutet auf das Folgende hin: Je besser eine Person die Schlüsselregionen des Gehirns, die an der Emotionsregulierung beteiligt sind, aktivieren kann, desto weniger lässt sie sich von negativen Erlebnissen beeinflussen.
Das bedeutet, je besser jemand seine Emotionen regulieren kann, desto größer ist auf neurobiologischer Ebene seine Stressresistenz. Empathie (oder Freundlichkeit) sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber Widrigkeiten sind Kernkomponenten der emotionalen Intelligenz. Folglich macht uns eine starre Geisteshaltung der Studie zufolge weniger widerstandsfähig und weniger freundlich.
Psychologische Eigenschaften widerstandsfähiger Personen
Es erfordert eine außerordentliche Stärke, um bei Widrigkeiten freundlich zu bleiben. Untersuchungen wie die oben erwähnten zeigten, dass besonders widerstandsfähige Menschen noch weitere Eigenschaften aufweisen. Dazu gehören unter anderem die folgenden:
- Sie sind freundlich, ruhig, nicht wertend und achtsam.
- Sie besitzen ein hohes emotionales Bewusstsein und sind emotional stabiler.
- Sie fühlen sich weniger gestresst und leiden weniger unter Ängsten und Depressionen.
- Sie verfügen über bessere kognitive Fähigkeiten (zum Beispiel Gedächtnis und Aufmerksamkeit).
Freundlichkeit und Resilienz aufbauen
Wenn man die Geisteshaltung entwickelt, jeder Situation Herr werden zu können, macht das einen freundlicher und widerstandsfähiger. Es reduziert chronischen Stress und gibt einem das Vertrauen, seine emotionalen Reaktionen steuern zu können. Es gibt verschiedene Strategien, um Freundlichkeit und Resilienz aufzubauen.
Soziale und spirituelle Komponenten
- Unterstützung durch die Gemeinschaft: Das Zusammensein mit einer Gruppe von fürsorglichen, gleich gesinnten Menschen kann einem Kraft geben.
- Glaube, Dankbarkeit und spirituelle Praktiken: Spiritueller Glaube und tägliches Üben in Dankbarkeit gehören seit jeher zu den wirksamsten menschlichen Überlebensmethoden. Sie spenden in schwierigen Zeiten Hoffnung.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Kind Resilience Ignites Key Brain Regions–and How to Build It“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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