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plus-iconSo angespannt ist die Lage wirklich

So ist die Stimmung bei VW – Mitarbeiter: Selbst die Führungsetage fährt kaum E-Autos

Ein langjähriger Mitarbeiter aus dem VW-Werk in Zwickau berichtet gegenüber Epoch Times, wie die aktuelle Stimmung in der Belegschaft ist.

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In Zwickau wird der VW ID.3 montiert.

Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/ZB/dpa

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Lesedauer: 6 Min.


Volkswagen, der nach verkauften Fahrzeugen weltweit zweitgrößte Automobilkonzern, steckt in der Krise. Die Kernmarke VW Pkw gilt als chronisch renditeschwach. Vergangene Woche kündigte die Konzernführung an, die bis 2029 vereinbarte Beschäftigungssicherung mit den Arbeitnehmern aufzukündigen.
In Deutschland stehen daher die großen Werke auf dem Prüfstand. Das Ziel ist, die Produktionskapazitäten zu reduzieren und die Kosten zu senken. Betriebsbedingte Entlassungen drohen. Kern des Problems ist laut Marktbeobachtern VWs starke Fokussierung auf die E-Auto-Produktion bei geringer Nachfrage.
Epoch Times wollte wissen, wie die aktuelle Stimmung in der Belegschaft nach den Ankündigungen der Konzernführung ist und worin man als Personal die Ursache für die jetzigen Probleme sieht.
Um das herauszufinden, sprachen wir mit einem langjährigen Mitarbeiter im VW-Werk in Zwickau, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Belegschaft: „Wie soll es weitergehen?“

Er sagt, dass der größte Teil der Belegschaft schon bei der Einführung der Fokussierung auf die E-Auto-Produktion fragte: „Was wollen wir mit der reinen E-Auto-Produktion?“ Es habe damals ernste Bedenken von einem Teil der Belegschaft gegeben: „Das kann doch nie richtig funktionieren.“
Für ihn ist es bezeichnend, dass auf dem Parkplatz der Geschäftsführung nur wenige E-Autos stehen. „Wir kriegen es innerhalb der Führung nicht mal hin, dass alle diejenigen, die uns großartig propagieren, ‘E-Autos sind die Zukunft’, selbst ein E-Auto fahren“, kritisiert der VW-Arbeiter. „Man hält weiterhin an einem toten Pferd fest, das ist natürlich irgendwann gefährlich.“
Die Stimmung unter der Belegschaft sei jetzt teilweise angespannt.
Einige würden schon fragen, weil sie keine Zukunft sehen: „Wie soll es weitergehen?“ Manche Mitarbeiter hätten sich für ihr Eigenheim oder anderes verschuldet.
Auch die Zeitarbeiter, die die ganze Zeit gehofft hätten, dass es sie nicht treffe, seien teilweise angespannt. „Denn sie wissen, sie sind natürlich als Erstes raus.“ Aber auch sie würden unterschiedlich mit den Ankündigungen der Konzernführung umgehen, berichtet der Werksmitarbeiter. Er schätzt, dass von den rund 10.000 Arbeitern in Zwickau in der Regel 10 bis 15 Prozent Zeitarbeiter sind.
Er selbst sei entspannt, denn er glaube nicht daran, dass Volkswagen Zwickau komplett zumache. Eher glaube er, dass man Arbeitsplätze minimiere, „aber auch das nicht von heute auf morgen“.
„Demzufolge hat jeder von ihnen die Möglichkeit zu sagen: „Okay, ich suche mir eine andere Tätigkeit.‘“ 

Volle Auftragsbücher bei Bentley und Lamborghini

In dem Bereich, in dem er hauptsächlich arbeite, dort, wo Lamborghini- und Bentley-Modelle gebaut würden, seien die Auftragsbücher bis zu den Jahren 2027/2028 voll. Daher sei er zuversichtlich, solange neue Modelle kommen, dass man vom Personalabbau nicht betroffen sei. „Und die aktuellen Verhandlungen und die Planungen gehen in die Richtung.“
Anders sehe es dort aus, wo nur Elektroautos gebaut würden, ob es die VW-ID.-Flotte sei oder der Audi-Q4 e-tron, berichtete der VW-Mitarbeiter.
„Das sind die Modelle, die mit der aktuellen negativen Entwicklung verbunden sind und deren Verkaufszahlen enorm zurückgehen.“
Seiner Meinung nach wird es nicht lange dauern, bis diese Modelle nicht mehr wie aktuell in zwei Schichten, sondern nur noch in einer Schicht gefertigt werden. „Die Zahlen werden definitiv noch weiter zurückgehen, weil die Nachfrage auf dem Markt es einfach nicht hergibt.“
Er hält aber die Darstellung der aktuellen Situation, gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, für zu negativ. „Anfangs werden sich Stellen leicht abbauen lassen, indem die Stellen von den recht vielen, die bald in Rente gehen, einfach nicht nachbesetzt werden“, erklärt er.
„Und wenn in Zwickau bei Bentley und Lamborghini neue Modelle kommen, braucht man auch wieder mehr Personal und kann die Arbeiter vom Bereich der E-Autos dann hierher mitnehmen.“

Gründe für geringe E-Auto-Nachfrage

Doch das sei nicht alles. „Die Haltbarkeit der Batterie ist auch ein Thema: Was ist, wenn ich das E-Auto nach vier, fünf Jahren verkaufen will? Dann ist die Batterie ja nicht mehr neu und hat nur noch eine gewisse Restreichweite.“
Er schätzt die Motorcharakteristik von E-Autos. „Das ist eine ganz andere Kraftentfaltung, denn das hohe Drehmoment steht permanent und sofort zur Verfügung.“ 
Aber mit sozialer Verantwortung, Umweltschutz oder Gesundheit hätte E-Mobilität nichts zu tun. Das betreffe beispielsweise die Herstellung der Batterie. „Kinder in Afrika buddeln dort in irgendwelchen Löchern herum, um die benötigten Rohstoffe rauszuholen“, kritisiert er.
„Zu dem kommt, dass bei den großen Elektrofahrzeugen, die eine starke Batterie haben, 166.000 gefahrene Kilometer nötig sind, bis sie die CO₂-Neutralität erreichen und das bei einer Batteriehaltbarkeit von acht Jahren.“ Das sei für den Normalverbraucher nur sehr selten zu erreichen. „Und dann ist ja die Frage, wo kommt der Strom zur Ladung der Batterien her?“
Im VW-Werk Zwickau wurden im Jahr 2023 247.000 E-Autos gebaut. Dazu gehören die Modelle ID.3, ID.4, ID.5, Audi Q4 e-tron und SEAT CUPRA Born. Zudem wurden 12.000 Karosserien für den Lamborghini Urus und den Bentley Bentayga gefertigt.
Auf einer Werksfläche von 180 Hektar arbeiten rund 10.350 Beschäftigte. Mit seinen zwei weiteren VW-Werken in Dresden und Chemnitz und damit insgesamt rund 12.500 Beschäftigten ist VW Sachsens größter Arbeitgeber.

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