"Die Erforschung der unbekannten Phänomene, dieses Leuchten im energiegeladenen Universum, ist eine unglaubliche Erfahrung", sagt Astronom Dr. Timothy Shimwell. Er und seine Kollegen kartierten kürzlich 4,4 Millionen Galaxien.
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Zusammengesetztes Radiowellen-, Röntgen- und Lichtbild der "Whale Galaxy" NGC 4631 (deutsch: Walgalaxie). Hier erzeugen entstehende Sterne heißes Gas, das im Röntgenbild (blau) sichtbar ist, sowie hochenergetische Teilchen, die sich im Magnetfeld der Galaxie spiralförmig bewegen und im LoTSS-Radiowellenbild (orange) zu sehen sind.
Britische Wissenschaftler haben eine Karte von 4,4 Millionen Galaxien erstellt, indem sie mehr als ein Viertel des Nordhimmels gescannt haben.
Die Galaxien zeigen sich in erstaunlicher Detailtreue und liefern spektakuläre Bilder unseres Universums. Die meisten sind Milliarden von Lichtjahren entfernt. Sie beherbergen massive Schwarze Löcher und schnell wachsende neue Sterne.
Die Zusammensetzung eines Radiowellenbildes der LoTSS (lila), eines UV-Bildes von GALEX (gelb) und eines Röntgenbildes von ROSAT (blau) zeigen den Supernova-Überrest des Cygnusbogen. Er befindet sich im Sternbild Schwan und ist rund 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ein internationales Team nutzte das virtuelle Teleskop LOFAR (Low Frequency Array), das auf der Suche nach außerirdischen Lebensformen ist. Es verbindet Radioantennen am Chilbolton Observatory in der Nähe von Andover, im südenglischen Hampshire, mit 5.000 weiteren Antennen in ganz Europa.
„Die Arbeit an diesem Projekt ist so aufregend“, sagt der Astronom Dr. Timothy Shimwell von der Universität Leiden (Niederlande) in einer Pressemitteilung. „Jedes Mal, wenn wir eine Karte erstellen, werden unsere Bildschirme mit neuen Entdeckungen und Objekten gefüllt, die noch nie zuvor von menschlichen Augen gesehen wurden.“
„Die Erforschung der unbekannten Phänomene, dieses Leuchten im energiegeladenen Universum, ist eine unglaubliche Erfahrung. Unser Team ist begeistert, dass wir diese Karten nun veröffentlichen können“, fügt Shimwell hinzu.
Die Beobachtung weit entfernter Galaxien könnte das Geheimnis der Entstehung des Universums erklären. Es könnte sogar eine Antwort auf die uralte Frage geben: „Sind wir allein?“
Die Antennen arbeiten mit den niedrigsten von der Erde aus erreichbaren FM-Frequenzen. Sie sind durch Supercomputer und Hochgeschwindigkeitsinternet miteinander verbunden.
Zusammensetzung eines Radiowellenbildes von LoTSS (rot) und eines Infrarotbildes von WISE (weiß) zeigt den Coma-Galaxienhaufen. Er ist über 300 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht aus über 1.000 einzelnen Galaxien.
Foto: LOFAR | Annalisa Bonafede
Ein Tropfen auf dem heißen Stein?
„Diese Veröffentlichung stellt nur 27 Prozent der gesamten Untersuchung dar. Wir gehen davon aus, dass sie in Zukunft zu vielen weiteren wissenschaftlichen Durchbrüchen führen wird“, sagte Shimwell.
„Dazu gehören Untersuchungen darüber, wie die größten Strukturen des Universums wachsen, wie Schwarze Löcher entstehen und sich entwickeln, die Physik, die die Entstehung von Sternen in fernen Galaxien bestimmt, und sogar die spektakulärsten Phasen im Leben von Sternen in unserer eigenen Galaxie“, erklärt der Astronom weiter.
Die atemberaubende Karte wurde durch den Einsatz modernster Datenalgorithmen erstellt. Die Modellierung verarbeitete 3.500 Stunden Beobachtungen, die acht Petabyte Speicherplatz belegen – das entspricht etwa 20.000 handelsüblichen Festplatten.
Zusammenschnitt eines Radiowellenbildes von LoTSS-DR2 und eines Lichtbildes des Hubble-Weltraumteleskops. Es zeigt die “Jellyfish-Galaxy” NGC 4858 (deutsch: Quallengalaxie), die durch ein dichtes Medium fliegt, das der Galaxie Material entzieht.
Foto: LOFAR | Ian Roberts
Der 2014 gestartete LOFAR Two-metre Sky Survey wird schließlich den gesamten Nordhimmel abdecken. Die Ergebnisse sind die bisher umfangreichsten ihrer Art. Etwa eine Million der Galaxien wurden noch nie zuvor mit einem Teleskop gesehen. Fast vier Millionen Galaxien sind Neuentdeckungen im Radiowellenbereich.
Mitautorin Dr. Leah Morabito von der Durham University fügte hinzu: „Mit diesem Projekt haben wir die Tür zu neuen Entdeckungen geöffnet. Zukünftige Arbeiten werden diese neuen Entdeckungen mit Techniken, an denen wir hier im Rahmen der LOFAR-UK-Kollaboration arbeiten, noch detaillierter nachverfolgen, um die Daten mit einer 20-fach besseren Auflösung nachzubearbeiten.“