Alle Zeichen stehen auf Krise
Chinas Wunder-Wirtschaft in sieben Zahlen

Yangqing im Nordwesten Pekings. Ein Landwirt sprüht Pestizide auf Gemüse, das exportiert wird.
Foto: AFP/ Frederic J. BROWN
Neulich auf dem Wirtschaftsforum „Summer-Davos“in Dalian: Ministerpräsident Li Keqiang nutzt das Gipfeltreffen der asiatischen Wirtschaft, um sein „Keqiang Wirtschaftsmodel“ zum ersten Mal der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei betonte er, dass es zweifellos notwendig sei, Chinas Wirtschaftsreform voranzutreiben. Folgende sieben Zahlen machen verständlich, warum Chinas frischgebackener Ministerpräsident auf Reformen drängt.
1. Hinter dem neun Jahre andauernden Wachstum der chinesischen Landwirtschaft steckt tonnenweise Chemie: China verbrauchte im genannten Zeitraum 35 Prozent aller Düngemittel und 20 Prozent der Pestizide weltweit. Den Statistiken der Weltbank zufolge wurde im Jahr 2009 ganze 504 Kilogramm chemischen Düngers pro Hektar Ackerfläche verbraucht – mehr als das vierfache des weltweiten Durchschnitts-Verbrauchs und knapp das Fünffache dessen, was in den USA auf den Feldern landet.




6. Risikofaktoren in Chinas Finanzsystem: Wiederholt wurde vor einer chinesischen Finanzkrise gewarnt. Die internationale Ratingagentur Fitch Ratings stufte vor kurzem China in der Gesamtwertung herab, und zwar bei der Rückzahlung von langfristigen Schulden in Landeswährung. Fitch schätzt das Verhältnis der Gesamtschulden des Nichtfinanzsektors zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 125 Prozent. Zwei aktuelle Forschungsberichte kommen zu noch dramatischerem Ergebnissen: Liu Yuhui von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften und Zhang Zhiwei von Nomura Securities Co. rechneten aus, dass die Gesamtschulden bei 221 Prozent des BIPs (nach Liu) und 207 Prozent (nach Zhang) lagen, bezogen auf das Jahr 2012.
7. Immobilien-Blase: Chinas hohe Immobilien-Preise sind eine tickende Zeitbombe. In den vergangenen 10 Jahren wurde der Immobilien-Preis neunmal reguliert, was in der Tat zu Preissteigerungen führte. Auch die im Februar dieses Jahres neu in Kraft getretenen „Fünf Regulierung“ haben keine gegenteilige Auswirkung. Dass der reichste Mann Asiens begonnen hat, seine Prestige-Objekte in China zu verkaufen, wird als Warnsignal dafür gesehen, dass der Immobilienmarkt kurz vor dem Zusammenbruch steht.

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