Laut
„Reuters“ setzt Peking den deutschen Autoteile-Riesen Continental unter Druck, keine in Litauen hergestellten Komponenten mehr zu verwenden. Die Nachrichtenagentur beruft sich dabei auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Konflikt beeinflusst Lieferketten
Die Lage zwischen der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) und Litauen ist angespannt. Der Grund: Taiwan hat eine Vertretung in der Hauptstadt Litauens eröffnet, die sogar künftig als Botschaft fungieren soll. Am 15. Dezember hat die diplomatische Delegation des EU-Landes sogar China verlassen.
Die politische Spannung wirkt sich nun auch auf die Geschäftswelt aus und könnte nicht nur die Autoindustrie in Deutschland beeinflussen, sondern auch die weltweiten Lieferketten.
Continental ist vor allem für seine Gummireifenproduktion bekannt. Ihre Reifen sind weltweit für ihre fortschrittlichen Gummimischungen und ihr wettbewerbsfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Eine angespannte Beziehung zu einem ihrer größten Märkte könnte sie zu den ersten dauerhaften Opfern der globalen Lieferkettenkrise werden lassen.
Peking setzt auch andere Länder unter Druck
Nach Angaben von „Reuters“ soll nicht nur Continental ins Visier der chinesischen Regierung geraten sein, sondern auch andere Unternehmen – die meisten aus der Automobil- und Agrarindustrie.
Die Sprecher von Continental haben es bisher abgelehnt, sich dazu zu äußern, ob die KPC das Unternehmen unter Druck gesetzt hatte oder nicht.
Und die KP Chinas hat die Vorwürfe zwar direkt zurückgewiesen, jedoch klargestellt, dass sie Litauen nicht mehr trauen.
Das litauische Außenministerium sieht den Schritt der chinesischen Regierung kritisch. Unternehmen, die in Litauen tätig sind, hätten sich erfolgreich in internationale Lieferketten integriert. Deswegen würden Pekings wirtschaftliche Druckmittel ernsthafte Störungen für diese Unternehmen verursachen.
Peking hat unterdes auch andere Länder unter Druck gesetzt, ihre Beziehungen zum demokratisch regierten Taiwan herabzustufen oder abzubrechen,
berichtet „Reuters“. Wenn sie das nicht täten, würden sie vom chinesischen Markt ausgeschlossen.
Nach Angaben von litauischen Wirtschaftsverbänden blockiert Peking bereits aktuell die Einfuhr von Waren aus dem baltischen Staat.
Bütikofer: „Ein besonders eskalierender Schritt“
Im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin findet nach Informationen von „Reuters“ kommende Woche ein Treffen zu drohenden Handelsproblemen wegen des chinesischen Boykotts gegen Litauen statt,
schreibt „Deutsche Welle“.
In der Wirtschaft sei man zunehmend besorgt, dass auch der deutsch-chinesische Handel etwa durch den Einbau von in Litauen hergestellten Teilen in Produkten beeinträchtigt sein könnte.
Chinas Drohung, man werde Firmen, die Vorprodukte aus Litauen verwenden, den Zugang zum chinesischen Markt verweigern, sei „ein besonders eskalierender Schritt“,
sagte der Grüne Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer im Wirtschaftspodcast der „Deutschen Welle“.
Die Europäische Union müsse jetzt „eine klare und gemeinsame Sprache finden“. Bütikofer fordert eine klare Stellung auch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem neuen deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz.