Weltweite Proteste
Zweiter Jahrestag des Uiguren Aufstands in China
Zum 5. Juli 2009 sind weltweite Proteste geplant in München, Brüssel, Paris, Tokyo, London und Washington.

Uigurische Kinder spielen in einem heruntergekommenen Viertel in Urumqi, der Hauptstadt der chinesischen Region Xinjian. Am 5. Juli 2011 ist der zweite Jahrestag der blutigen Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Uiguren und Han Chinesen, die mit fast 200 Toten und über 1000 Verletzten endete.
Foto: Peter Parks/AFP/Getty Images
Vor zwei Jahren, am 5. Juli, 2009, marschierten Hunderte von ethnischen Uiguren in Urumqi, der Hauptstadt der westlichen autonomen Region Xinjiang, zu einem Protestmarsch auf. Sie forderten eine offizielle Untersuchung eines früheren Vorfalls – während einer Schlägerei in einer Spielzeugfabrik im südlichen Guandong hatten Han-Chinesen zwei ihrer uigurischen Kollegen totgeschlagen. Die Kundgebung begann friedlich, doch im Laufe des Protestes eskalierte die Situation, es gab Ausschreitungen mit der Polizei und Angriffe auf Han Chinesen. Darauf folgte weitere Gewalt auf den Straßen, als bewaffnete Han Chinesen die Justiz in der Hand nahmen und sich in die uigurischen Stadtteilen stürzten. In den Auseinandersetzungen wurden über 1.000 Menschen verletzt und nach offiziellen Angaben mindestens 197 Menschen getötet, die meisten von ihnen Han Chinesen. 20.000 Regierungssoldaten mussten in der Hauptstadt eingesetzt werden, um die Unruhen zu beschwichtigen. Alle Kommunikationskanäle wurden abgeschnitten, die Straßen geschlossen, Ausgangssperren verhängt, Hausdurchsuchungen veranstaltet und über 1.400 Uiguren verhaftet. Mindestens neun Menschen wurden nach Schnellverfahren zum Tode verurteilt. Laut Anmesty International wurden mehrere Website-Herausgeber und Journalisten zudem zu langen Haftstrafen verurteilt, nur weil sie Ankündigungen der Proteste gepostet oder Information über die Proteste verbreitet hatten.
Die chinesischen Behörden beschuldigten im Ausland lebende Uiguren, die Proteste angestiftet zu haben. Ausdrücklich Rebiya Kadeer, eine frühere Geschäftsfrau, die wegen „Verrats von Staatsgeheimnissen“ sechs Jahre lang in Haft saß, bevor sie auf internationalen Druck vorzeitig entlassen wurde. Heute wohnt Kadeer in den USA und ist die prominenteste Verfechterin der Menschenrechte für Uiguren in China.
Der Ausbruch der Unruhen vor zwei Jahren deutet auf eine unterschwellige Wut auf die Regierungs-Maßnahmen der Kommunistischen Partei Chinas, die durch die Beeinträchtigung der uigurischen Kultur, Sprache und Religion hervorgerufen wurde. Die „Sinisierungs“-Politik beinhaltet Einschränkungen bei der Ausübung ihrer Religion, die Missachtung der uigurischen Sprache in den Schulen und die Verstärkung der besseren wirtschaftlichen Chancen für die Han Chinesen, sei es für Geschäftsleute oder für Arbeitsmigranten aus anderen Teilen Chinas.
Laut einem Bericht von Amnesty International, herausgegeben im Juli 2009, wurde Uigurisch in den 90er Jahren als Unterrichtssprache an den Universitäten abgeschafft. Heutzutage wird in der Xinjiang Universität in Urumqi nur eine Poesie-Klasse in Uigurisch unterrichtet. Seit 2006 ist Chinesisch auch die wichtigste Unterrichtssprache im Vorschulalter geworden.
Die neun Millionen Uiguren sind bis jetzt noch die größte ethnische Gruppe in Xinjiang, aber die staatlich geförderte Einwanderung von Han Chinesen hat die Demographie in der Region stark verändert. In der letzten chinesischen Volkszählung, ausgeführt im Jahr 2000, machten Han-Chinesen 40 Prozent der Bevölkerung in der autonomen Region aus. Im Jahr 1949 waren sie nur mit sechs Prozent vertreten. Seitdem die Region dem kommunistischen China angehört, halten Han Chinesen die Macht in Xinjiang fest in der Hand. Auch der Regierungschef der Region, der Parteisekretär Wang Lequan, ist ein Han und bekannt für seine Hardliner-Politik.
Die Region ist reich in Bodenschätzen und ist eine wichtige Landwirtschaftsregion Chinas geworden. Aufgrund einer „Entwicklung im Westen“-Kampagne ist Xinjiangs Wirtschaft in den letzten zehn Jahren schnell gewachsen. Viele Uiguren jedoch klagen über die hohe Arbeitslosigkeit und die wachsenden Einkommensunterschiede zu den Han Chinesen, die die Haupt-Industrien in Xinjiang kontrollieren. In den Öl-, Landwirtschafts- und Bauwesen-Branchen werden in erster Linie Han Chinesen eingestellt.
Der in München ansässige „Weltkongress der Uiguren“ (WUC), ein internationaler Dachverband zur Förderung der uigurischen Menschenrechte, wird für Mittwoch eine Demonstration in München veranstalten. Weitere Proteste sind in Brüssel, Paris, Tokyo, London und Washington geplant.

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