
Carsharing und gebrauchte Geräte: „Nicht so grün wie sie vorgeben“
Nicht alle nachhaltigen Geschäftsmodelle haben die von ihnen behauptete Wirkung. Das scheint für Carsharing und gebrauchte Smartphones zu gelten, die die Emissionen weit weniger stark senken als behauptet.

Für mehr Nachhaltigkeit nutzen Menschen gerne Carsharing oder gebrauchte Geräte.
Foto: mthipsorn/iStock
Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (kurz BMUV) soll jeder Deutsche einen durchschnittlichen CO₂-Fußabdruck von 10,5 Tonnen haben. Um diesen zu senken, versuchen Menschen mitunter vermehrt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, bewusster einzukaufen oder Strom zu sparen. Außerdem beliebt sind Carsharing sowie der Kauf und die Nutzung von gebrauchten Geräten.
Unternehmen machen sich dieses Konsumverhalten zunutze, indem sie behaupten, ihre Produkte und Dienstleistungen könnten den Kunden helfen, Emissionen zu senken und weniger Materialien zu verbrauchen. Die Realität ist jedoch komplizierter, wie eine Untersuchung von Levon Amatuni von der niederländischen Universität Leiden zeigt. Speziell beschäftigte sich Amatuni mit Carsharing und dem Weiterverkauf gebrauchter Handys.
Carsharing als große Verlockung
Seine Untersuchungen zeigen, dass die Nutzer von Carsharing-Plattformen ihre Umweltbelastung im Durchschnitt nur um drei bis achtzehn Prozent reduzieren. Dies ist viel weniger als die 37 Prozent oder 51 Prozent, die in früheren Untersuchungen angegeben wurden. Dies ist auf sogenannte „Rebound-Effekte“ zurückzuführen, die selten von Unternehmen oder sogar Forschern berücksichtigt werden.
So werden beispielsweise gemeinsam genutzte Fahrzeuge häufiger durch neue Modelle ersetzt als Privatfahrzeuge. Außerdem kann die Einführung von Sharingsystemen Menschen dazu ermutigen, mit dem Auto zu fahren, wenn sie sonst den Bus genommen hätten oder mit dem Fahrrad gefahren wären. Diese Rebound-Effekte erweisen sich als sehr einflussreich.
Anhand der von Amatuni untersuchten niederländischen und nordamerikanischen Daten stellte er ebenso fest, dass die Nutzer von Sharing-Plattformen ihre Fahrleistung nicht wesentlich verringern. „Und wenn sie es doch tun, dann nehmen sie oft Busse und Bahnen, die nicht emissionsfrei sind“, sagt Amatuni.
Öffentliche Verkehrsmittel seien zwar in der Regel die bessere Wahl, aber ihre Auswirkungen nicht zu vernachlässigen. Für eine genaue Bewertung müssen also auch diese Daten berücksichtigt werden.
Schnellerer Wechsel
Bei der Untersuchung zur Nutzung gebrauchter Telefone in den USA kam Amatuni zu einem ähnlichen Ergebnis. Verkäufer von Gebrauchtelektronik behaupten oft, dass der Kauf eines gebrauchten Geräts die Herstellung eines neuen Geräts überflüssig macht. Laut dem Forscher kompensiert ein gebrauchtes Telefon in Wirklichkeit nur etwa ein Drittel der Produktion eines neuen Geräts. Der überwiegende Teil bleibt also erhalten.
Auch hier sei der Rebound-Effekt die Ursache. „Die Studie zeigt, dass die Menschen ihre Telefone länger nutzen würden, wenn sie ihre alten Geräte nicht verkaufen könnten“, erklärt der Forscher.
Mit anderen Worten: Die Wiederverwendung verlängert die Lebensdauer eines Geräts, da es einen neuen Besitzer bekommt, aber sie verkürzt sie auch, da die Menschen dazu neigen, ihre neu gekauften Geräte früher zu verkaufen. Amatuni verglich diese beiden Beobachtungen miteinander, um die durch die Wiederverwendung verursachte tatsächliche Verdrängung zu modellieren.
Die Absichten sind wichtig
Laut Levon Amatuni sind kleine Schritte in Richtung Nachhaltigkeit dennoch nicht sinnlos. „Unsere Absichten sind immer noch das Wichtigste“, sagt er, „aber gleichzeitig müssen die Menschen erkennen, dass es keine einfachen Lösungen gibt“.
Er empfiehlt, der Reduzierung des Gesamtverbrauchs Vorrang einzuräumen, anstatt die derzeitigen Gewohnheiten beizubehalten und gleichzeitig zu versuchen, sie effizienter zu gestalten. Amatuni führt die Textilindustrie als Beispiel an.
In seinem Heimatland Kanada beläuft sich der Textilabfall auf das Gewicht von 44 T-Shirts pro Person pro Jahr. „Es ist unwahrscheinlich, dass es ein nachhaltiges Geschäftsmodell für Bio-Baumwolle gibt. Um die Menge wesentlich zu reduzieren, sollten wir einfach weniger T-Shirts kaufen und sie so lange wie möglich tragen“, so seine Schlussfolgerung.
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