Salman Rushdie sieht Meinungsfreiheit in Gefahr
„Wir leben in einer Zeit, in der wir Gefahr laufen, beim Eintreten für die Meinungsfreiheit zurückzufallen“, schreibt Rushdie in einem Gastbeitrag für die „Welt“.

Salman Rushdie ist in Sorge.
Foto: Helmut Fohringer/dpa
Der britische Schriftsteller Salman Rushdie („Die satanischen Verse“) sieht die Meinungsfreiheit in Gefahr.
„Wir leben in einer Zeit, in der wir Gefahr laufen, beim Eintreten für die Meinungsfreiheit zurückzufallen“, schreibt Rushdie in einem Gastbeitrag für die „Welt“.
„Deshalb ist es wichtig, diese Werte gerade jetzt noch einmal zu betonen. Es ist wichtig, dass wir Stellung beziehen. Dass wir standhaft sind. Dass wir sagen: Dies ist die Welt, in der wir leben möchten.“
Mit Blick auf den Terroranschlag gegen die französische Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“, die Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hatte, schreibt Rushdie: „Und um in dieser Welt zu leben, muss es in Ordnung sein, dass es diese Karikaturen gibt. Wir müssen nicht versuchen, uns dafür zu entschuldigen, dass es diese Karikaturen gibt.“
Die Akzeptanz solcher Karikaturen gehöre zu einer offenen Gesellschaft.
Der Schriftsteller kritisierte: „Am Anfang waren alle Charlie. Heute sind die #jesuischarlie-Hashtags wieder verschwunden. Dafür gibt es viele ,Wenns’ und ,Abers’“.
„Wie würde ein respektvoller Cartoon wohl aussehen? Die Form als solche existiert gar nicht“, so Rushdie. „Die Form der Cartoons erfordert Respektlosigkeit.“
"Die Satire erfordert, dass man sich über Leute lustig macht, über sie lacht. Wer auch immer sie sein mögen. Je mächtiger sie sind, umso besser. Standhalten! Darum geht es. Es ist wichtig, dass wir heute sagen: Hier verläuft die Grenzlinie. Sie darf nicht ausradiert werden."
Rushdie sagt: "Derzeit gibt es jedoch diese Kombination aus Beschwichtigungsstimmung und politischer Korrektheit, besonders aufseiten der Linken. Das hat sich kürzlich gezeigt, als der Schriftstellerverband PEN die Zeitung "Charlie Hebdo" für ihren Mut zur Meinungsfreiheit auszeichnen wollte – und einige Schriftsteller dagegen protestierten."
"Viele von ihnen fanden das Attentat in Paris zwar grausam, aber die Auszeichnung der Überlebenden empfanden sie als selbstgerecht, zudem würde man damit die Gefühle der Muslime verletzen."
"Da war es wieder – dieses Aber. Ich fand es eigenartig, dass diese Haltung jetzt von linken Schriftstellern artikuliert wurde. Mit vielen war ich bekannt, mit einigen befreundet – Peter Carey oder Michael Ondaatje zum Beispiel. Nach dem Erscheinen meines Romans "Die Satanischen Verse" und all dem, was daraufhin folgte, musste ich mir ähnliche Vorwürfe anhören, wie sie heute "Charlie Hebdo" gegenüber geäußert wurden." (dpa/ks)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.