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Dr Eyecandy

Klappe, die erste

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Bild: Dr Eyecandy

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Lesedauer: 3 Min.

Eyecandy. Sehr wohl. Es geht hier um den Augenschmaus, die Augenweide.
Salopp gesagt verweist die Wortkombination „Eye Candy”, die wörtlich übersetzt „Augensüßigkeit” bedeutet, auf eine besonders ansprechende Benutzeroberfläche oder Verpackung.
Ich schnipse jetzt also dreimal in die Luft, gestikuliere wild mit dem rechten Arm vor meinem Körper, wie ich´s in angesagten Ami-Highschool-Serien-Importen gelernt habe, während ich den Hals kreisen lasse, rolle meine Augen und töne: „Don’t reduce me to eyecandy”, „Reduzier´ mich nicht auf Augenschmaus!” Daher „Dr.”, das sich dementsprechend keineswegs auf einen etwaigen Doktortitel in Sachen mediendiktierter Schönheitsideale bezieht.
Ich bin kein Akademiker in Dingen Geschmacksvollendung, sondern habe schlichtweg als Mitglied der Zwanzig-Noch-Was-Generation die Schnauze gestrichen voll davon, auf meine Fassade reduziert zu werden.
Aufgepasst… hier bröckelt nichts… im Gegenteil! Ich bin eine schöne Frau… selbst nach mediendiktiertem Standard… und ich hatte bis vor kurzem eine noch schönere beste Freundin.
Während wir in unseren Teeniejahren übereifrig in der Extremdisziplin Selbstverschönerung auf den vorderen Plätzen mitkämpften und uns so zu Koryphäen auf dem Gebiet „chaotisches, ungeordnetes Inneres mit ‚Schönheit’ verhüllen” entpuppten… jede Pore überschminkt und jedes Haar akkurat in seine Rolle des Gesamtbildes eingeordnet… schlug uns das Leben rücklings ins Gesicht!
Mit 24 trafen wir auf den Krebs… ein Wort, das wohl jeder lieber mit den wohlschmeckenden Krustentierchen in Verbindung bringen will, als es auf die lebenzerstörende Diagnose, die diese Vokabel ebenfalls beinhaltet, zu beziehen.
Es geht hier nicht um eine traurige Geschichte, um den viel zu frühen Verlust meiner besten Freundin, sondern um die Schönheit, die ich fand, als die äußere Schönheit von ihr abließ. Der Müll praktisch abfiel. Es geht um den Menschen, der das Buddhakäppchen trug, die Frau, die sich fortan über ihr Strahlen, ihren Humor und über ihre Persönlichkeit profilierte… die lachenden Augen, mit denen sie Herzen sammelte.
Als die mediendiktierte Schönheit aufgrund der zahlreichen bunten Pillen, endlosen Chemiekeulen und starken Strahlungen zerstört wurde, schälte sich eine so wesentliche und atemberaubende Schönheit hervor, dass ich bewusst zum Luftschnappen anhalten musste. Eine Schönheit, die sich nie zuvor so nackt und so aufdringlich gezeigt hatte.
Es geht nicht um die Verdammung sinisterer Medienmächte, sondern um einen Blick hinter die Fassade der Schönheitsmaschinerie. Wer entscheidet? Wer bestimmt? Wer definiert? „Don´t reduce me to eyecandy” ist eine Kampfansage. Eine Ansage, die viel Platz für die verlockend spaßige Spielerei mit der Schönheit lässt, die aber gleichzeitig auf eine Verständnisverbesserung unseres Schönheitsideales pocht. Das Ziel ist mehr Bildung und weniger Einbildung. Ich freue mich auf Euch!
Lächelnd… Dr. Eyecandy
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