Logo Epoch Times

Barbarossa – Von Friedrich Rückert

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

top-article-image

Kaiser Friedrich I. wartet im Kyffhäuser auf das Ende der schlechten Zeiten - wenn die Raben den Berg nicht mehr umfliegen, kommt er wieder hervor.

Foto: mije_shots/iStock

Artikel teilen

Lesedauer: 1 Min.

Barbarossa

Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterird′schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.
Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.
Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr, zu seiner Zeit.
Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf sein Haupt er stützt.
Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.
Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug′ halb offen zwinkt;
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.
Er spricht im Schlaf zum Knaben:
Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg.
Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.
Friedrich Rückert (1788 – 1866)

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.