Gedicht des Tages
Dein Wunsch, nicht mehr zu leiden
Dein Wunsch, nicht mehr zu leiden,
ach, schafft nur neues Leid.
So wirst du niemals scheiden
von deinem Trauerkleid.
ach, schafft nur neues Leid.
So wirst du niemals scheiden
von deinem Trauerkleid.
Du musst es ganz abtragen,
bis auf das letzte Haar,
und einst nur dessen klagen:
dass es nicht dichter war.
bis auf das letzte Haar,
und einst nur dessen klagen:
dass es nicht dichter war.
Ganz nackend musst du werden
zuletzt, weil es zerfallt
in seinen Stoff aus Erden
von deines Geists Gewalt.
zuletzt, weil es zerfallt
in seinen Stoff aus Erden
von deines Geists Gewalt.
Ganz nackend einst entschreiten,
allein von Licht umfacht,
zu neuen Ort’ und Zeiten,
zu neuer Trauertracht – –
allein von Licht umfacht,
zu neuen Ort’ und Zeiten,
zu neuer Trauertracht – –
Bis du, aus hundert Larven,
ein Gott, so stark, entspringst,
dass du zu Sphärenharfen
die eigne Schöpfung singst.
ein Gott, so stark, entspringst,
dass du zu Sphärenharfen
die eigne Schöpfung singst.
Christian Morgenstern
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.