Der gütige Besuch – Von Christian Fürchtegott Gellert
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

So sind Sie denn so ganz allein, und müssen gar vor Langerweile lesen?
Foto: iStock
Der gütige Besuch
Ein offner Kopf, ein muntrer Geist,
Kurz, einer von den feinen Leuten,
Die ihr Beruf zu Neuigkeiten
Nie denken, ewig reden heißt;
Die mit Gewalt es haben wollen,
Daß Kluge närrisch werden sollen;
Ein solcher Schwätzer trat herein,
Dem Dichter den Besuch zu geben.
»O!« rief er, »welch ein traurig Leben!
Wie? schlafen Sie denn nicht bei ihren Büchern ein?
So sind Sie denn so ganz allein,
Und müssen gar vor Langerweile lesen?
Ich dacht es wohl, drum kam ich so geschwind.«
Kurz, einer von den feinen Leuten,
Die ihr Beruf zu Neuigkeiten
Nie denken, ewig reden heißt;
Die mit Gewalt es haben wollen,
Daß Kluge närrisch werden sollen;
Ein solcher Schwätzer trat herein,
Dem Dichter den Besuch zu geben.
»O!« rief er, »welch ein traurig Leben!
Wie? schlafen Sie denn nicht bei ihren Büchern ein?
So sind Sie denn so ganz allein,
Und müssen gar vor Langerweile lesen?
Ich dacht es wohl, drum kam ich so geschwind.«
»Ich bin«, sprach der Poet, »noch nie allein gewesen
Als seit der Zeit, da sie zugegen sind.«
Als seit der Zeit, da sie zugegen sind.«
Christian Fürchtegott Gellert (1715 – 1769)
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