Der Lieblingsbaum – Von Conrad Ferdinand Meyer
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

Halb bewußt und halb im Traum Über mir im Lichten Werd ich, mein geliebter Baum, Dich zu Ende dichten.
Foto: iStock
Der Lieblingsbaum
Den ich pflanzte, junger Baum,
Dessen Wuchs mich freute,
Zähl ich deine Lenze, kaum
Sind es zwanzig heute.
Dessen Wuchs mich freute,
Zähl ich deine Lenze, kaum
Sind es zwanzig heute.
Oft im Geist ergötzt es mich,
Über mir im Blauen,
Schlankes Astgebilde, dich
Mächtig auszubauen.
Über mir im Blauen,
Schlankes Astgebilde, dich
Mächtig auszubauen.
Lichtdurchwirkten Schatten nur
Legst du auf die Matten,
Eh du dunkel deckst die Flur,
Bin ich selbst ein Schatten.
Legst du auf die Matten,
Eh du dunkel deckst die Flur,
Bin ich selbst ein Schatten.
Aber haschen soll mich nicht
Stygisches Gesinde,
Weichen werd ich aus dem Licht
Unter deine Rinde.
Stygisches Gesinde,
Weichen werd ich aus dem Licht
Unter deine Rinde.
Frische Säfte rieseln laut,
Rieseln durch die Stille,
Um mich, in mir webt und baut
Ew’ger Lebenswille.
Rieseln durch die Stille,
Um mich, in mir webt und baut
Ew’ger Lebenswille.
Halb bewußt und halb im Traum
Über mir im Lichten
Werd ich, mein geliebter Baum,
Dich zu Ende dichten.
Über mir im Lichten
Werd ich, mein geliebter Baum,
Dich zu Ende dichten.
Conrad Ferdinand Meyer (1825 – 1898)
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