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Ich saß auf einem Steine - Von Walther von der Vogelweide

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

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Denker, denken Saragossa, Spanien "El Pensador frente a El Pilar, Zaragoza, AragAn,EspaAa"

Lesedauer: 1 Min.

Ich saß auf einem Steine

Ich saß auf einem Steine
und deckte Bein mit Beine,
Den Ellenbogen stützt ich auf
Und schmiegte in die Hand darauf
Das Kinn und eine Wange.
So grübelte ich lange:
Wozu auf Erden dient dies Leben? …
Und konnte mir nicht Antwort geben,
Wie man drei Ding erwürbe,
Daß keins davon verdürbe.
Die zwei sind Ehr und irdisch Gut,
Das oft einander Abbruch tut,
Das dritte Gottes Segen,
Der allem überlegen.
Die hätt ich gern in einem Schrein;
Doch leider kann dies niemals sein,
Daß weltlich Gut und Ehre
Mit Gottes Gnade kehre
In ganz dasselbe Menschenherz.
Sie finden Hemmnis allerwärts;
Untreu hält Hof und Leute,
Gewalt geht aus auf Beute,
Gerechtigkeit und Fried ist wund,
Die drei genießen kein Geleit,
Eh diese zwei nicht sind gesund.
Walther von der Vogelweide   (ca. 1170 – 1230)

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