Glauben
Wie soll ein einzelner das All umfassen – von Gertrud Marx
Aus der Reihe Epoch Times Poesie – Die Lyrik von Gertrud Stein ist geprägt von Optimismus und Zuversicht, die sie aus dem jüdischen Glauben schöpft. Damit stellt sie ein Gegengewicht zur aufklärerischen Skepsis der Säkularisierung um 1900 dar.

Der Du der Ursprung allen Wesens bist…
Foto: iStock
Wie soll ein einzelner das All umfassen
Wie soll ein einzelner das All umfassen,
Da er gebunden ist an Raum und Zeit,
Mit seinem engen Lieben, seinem Hassen,
Mit seiner ganzen, armen Menschlichkeit.
Wie sollen alle nicht nach Dir verlangen,
Der Du der Ursprung allen Wesens bist,
Der über allem Wünschen, allem Bangen
Das Menschenherz nach seinem Werte mißt.
Wie wissen Menschen, sich gerecht zu werden,
Die nur das äußre Tun und Lassen sehn,
Ob sie sich auch als Wissende gebärden
Und mancherlei erforschen und verstehn.
Des Mutterherzens liebevolles Mahnen,
Mit seiner übergroßen Liebeslast,
Kann einen allerhöchsten Vater ahnen,
Der eine umermeßne Welt umfaßt.
Da er gebunden ist an Raum und Zeit,
Mit seinem engen Lieben, seinem Hassen,
Mit seiner ganzen, armen Menschlichkeit.
Wie sollen alle nicht nach Dir verlangen,
Der Du der Ursprung allen Wesens bist,
Der über allem Wünschen, allem Bangen
Das Menschenherz nach seinem Werte mißt.
Wie wissen Menschen, sich gerecht zu werden,
Die nur das äußre Tun und Lassen sehn,
Ob sie sich auch als Wissende gebärden
Und mancherlei erforschen und verstehn.
Des Mutterherzens liebevolles Mahnen,
Mit seiner übergroßen Liebeslast,
Kann einen allerhöchsten Vater ahnen,
Der eine umermeßne Welt umfaßt.
Gertrud Marx (1851-1916)
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