Im Schumann-Jahr
Musikalisches Großprojekt von Florian Uhlig
Florian Uhlig spielt sämtliche Klavierwerke Robert Schumanns auf fünfzehnteiliger CD-Edition ein – Vol. I erscheint am 14. Juni 2010

Foto: Friedrun Reinhold
Der international renommierte deutsche Pianist Florian Uhlig startet im Robert-Schumann-Jahr 2010 mit einem außergewöhnlich spannenden und umfangreichen CD-Projekt (für hänssler CLASSIC). Auf 15 CDs wird er Schumanns sämtliche Werke für Klavier solo einspielen.
Vol. I „Schumann und die Sonate I” beinhaltet neben der Fantasie C-Dur op. 17 das „Concert sans Orchestre” sowie dazugehörige Vorstudien bzw. gestrichene Sätze. Darunter befinden sich zwei Erstaufnahmen. Texte von Joachim Draheim, der einige der Werke entdeckt hat, erhellen die biografischen und musikgeschichtlichen Hintergründe der eingespielten Stücke.
Transparenz und bezwingende Klarheit
Schon der 20-jährige Schumann beklagte sich, dass die Sonate als ‚Königsgattung’ der Klaviermusik in eine Krise geraten sei. Gerade deshalb beschäftigte er sich zwischen 1831 und 1839 intensiv mit dieser Form. Das „Concert sans Orchestre” und die „Fantasie” gehören zu jenem Komplex von Schumanns Ringen mit der Sonatenform, wie er sie im Werk Beethovens auch vorfand.
Aufgrund ihrer außergewöhnlichen technischen Anforderungen waren sie den zwei bedeutendsten Pianisten der Zeit gewidmet: das „Concert sans Orchestre” Ignaz Moscheles und die „Fantasie” dem „Tastenzauberer” Franz Liszt. „Die Virtuosität in Schumanns Klavierwerken zeigt sich in der Darstellung gewaltiger Kontraste: leidenschaftliche Ausbrüche und poetisches Verweilen, düsteres Drängen und fragende Innigkeit, gespenstische Zerrissenheit und triumphales Aufbrausen. All dies vereint Schumann – dem typisch vielstimmigen Klaviersatz zum Trotz – in der ‚Sonatenform’ mit ungemeiner Transparenz und bezwingender Klarheit”, sagt Florian Uhlig.
Schumanns Werke für Klavier solo bilden einen breit gefächerten Kosmos von hochvirtuosen Stücken für den Konzertsaal bis hin zu wertvoller Literatur für den Klavierunterricht. Die Zusammenstellung der Stücke auf dieser neuen CD-Edition erfolgt nicht chronologisch sondern thematisch. Auf diese Weise ergibt sich ein geschlosseneres Bild von Schumanns Schaffensphasen.
Wesentlich für die Edition ist auch die Einbeziehung von Zweitfassungen bzw. „neuen Ausgaben” (um 1850) mit zum Teil substanziellen Abweichungen. Ebenfalls berücksichtigt werden unveröffentlichte Stücke sowie ergänzte Fragmente. Dadurch unterscheidet sich diese Edition deutlich von bereits existierenden Gesamtaufnahmen.
„Mit Bahn brechender Intensität schuf Schumann in seinen Klavierwerken eine neue Sicht auf die Ausdrucksmöglichkeiten musikalischer Gattungen und Titel. Umdeutungen bekannter klassischer Formen, wie etwa der Sonate und der Variation, treffen auf die Schöpfung gänzlich neuartiger ‚Charakterstücke’, deren literarischer Anspruch keinesfalls mit programmatischen Tonbildern gleichzusetzen ist.
Figuren und Fantasien werden zum Thema des Schumannschen Oeuvres, und mancher Themenkreis scheint den Komponisten über viele Jahre hinweg – auch mit Unterbrechungen und immer wieder neuen Anläufen – beschäftigt zu haben. So erscheint die Perspektive thematischer Bezüge biographisch aufschlussreicher und künstlerisch spannender als eine chronologische Aneinanderreihung”, erläutert der Pianist.
Gefragter Kammermusiker und Liedpianist
Florian Uhlig wurde 1974 in Düsseldorf geboren und gab mit zwölf Jahren seinen ersten Klavierabend. Er studierte in London bei Peter Feuchtwanger und setzte seine Studien am Royal College of Music und an der Royal Academy of Music in London fort, wo er heute – neben Berlin – lebt.
Sein Orchesterdebüt gab Uhlig im Londoner Barbican im Jahr 1997. Seitdem führte ihn eine rege Konzerttätigkeit in die großen Säle von Berlin, Brüssel, Caracas, Dresden, Hong Kong, Istanbul, Kapstadt, Köln, London, Luxemburg, München, New York, Paris und viele mehr. Uhlig konzertierte mit Orchestern wie dem BBC Symphony Orchestra, der Dresdner Philharmonie, den Münchner Symphonikern, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, den Stuttgarter Philharmonikern, dem Kammerorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Stuttgarter Kammerorchester und dem Wiener Kammerorchester.
Erst kürzlich gastierte er beim Iceland Symphony Orchestra und beim Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela mit Krzysztof Pendereckis Klavierkonzert unter der Leitung des Komponisten. Neben seiner solistischen Tätigkeit ist Florian Uhlig ein gefragter Kammermusiker und Liedpianist. Er war der letzte Partner des legendären Baritons Hermann Prey und erarbeitet Programme mit Schauspielern wie Christoph Bantzer, Cornelia Froboess, Gudrun Landgrebe und Nina Hoger. Seit 2008 ist Florian Uhlig Künstlerischer Leiter des Johannesburg International Mozart Festivals. (red)
Foto: Friedrun ReinholdKommentare
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