Wiederbelebung des 8. Weltwunders
Der Heidelberger Schlossgarten, das „achte Weltwunder“, soll bald wie vor 400 Jahren aussehen

So hätte er aussehen sollen, der Heidelberger Schlossgarten (Gemälde von Jaques Fouquier aus dem Jahre 1620) - wäre er jemals fertiggestellt worden. (Fotos: Hortus Palatinus Stiftung)
Wenn man durch den Heidelberger Schlossgarten geht und den Blick auf die alte Ruine schweifen lässt, im Hintergrund eine malerische Landschaft mit Weinbergen, im unteren Teil die Altstadt und das Neckartal erblickt, so fließen die Gedanken automatisch in eine andere Zeit und man fragt sich, wie es damals hier wirklich aussah. Eine Bildtafel, am Wegesrand angebracht, gibt einen Einblick, wie der Garten in der Zeit, in der das Schloss noch mit höfischem Leben erfüllt war, ausgesehen hat. Wird der Schlossgarten in zehn Jahren wieder so aussehen wie vor knapp 400 Jahren? Die Vorstellung, dass dieser Renaissance-Garten wiederbelebt werden soll, klingt erst einmal wie ein Märchen. Aber genau dies haben sich jetzt Unternehmer und Persönlichkeiten aus Heidelberg zum Ziel gesetzt.
Hortus Palatinus mit Besucherzentrum
„Der Garten ist nicht mehr in einem ordentlichen Zustand“, so Hans-Joachim Wessendorf, der Vorsitzende der Stiftung „Hortus Palatinus“ über seine Motivation, den Garten wieder herzustellen. Als Heidelberger ist es sein Wunsch, für die Heidelberger Bürger den Park im Schloss aufzufrischen. „Das Vorhaben den Garten in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, bietet sich an. Der Garten mit seinen Terrassen und Grotten ist schließlich schon vorhanden“, argumentierte der Unternehmer Hans-Joachim Wessendorf. Weiter sollen „zeitgemäße Infrastrukturen“ geschaffen werden, unter anderem gastronomische Angebote, und es soll ein Besucherzentrum entstehen. Es ist geplant, 2008 mit den Baumaßnahmen zu beginnen und diese in vier Abschnitten umzusetzen, sodass der Schlossgarten den Besuchern weiterhin zugänglich bleibt. Zehn Jahre sind für die Fertigstellung angesetzt. Ob die Rekonstruktion des historischen Gartens allerdings finanziell und organisatorisch umsetzbar ist, wird derzeit vom Land Baden-Württemberg und den Denkmalschutzbehörden geprüft.
In Liebe zur Ehefrau
Friedrich V., auch als Winterkönig bekannt, wollte seine Liebe und sein Verantwortungsgefühl zu seiner Frau Elisabeth Stuart, Tochter des englischen Königs Jakob I., ausdrücken, und ließ das Schloss ausbauen und den Garten anlegen. 1616 wurde der gebürtige Franzose und Architekt Salomon de Caus mit den Arbeiten von Hortus Palatinus (auf deutsch „Pfälzischer Garten“) beauftragt. Inwieweit der historische Hortus Palatinus damals fertig gestellt wurde, ist unklar. In der Zeit nämlich, als der Hortus Palatinus sich noch im Entstehungsprozess befand, wenn auch in der Endphase, herrschte in Europa der Dreißigjährige Krieg; auch das Heidelberger Schloss blieb nicht verschont.
Ein Platz der Ruhe in Gefahr?
Die detailgetreue und minutiöse Dokumentation der Pläne und Zeichnungen des Hortus Palatinus, die von dem Gartenarchitekt aus dem 17. Jahrhundert überliefert wurde, dient heute der Idee zur Wiederbelebung des Kunstgartens. Die Zeitgenossen des Kurfürsten Friedrich V. betrachteten den Garten als „achtes Weltwunder“. Er bestand aus labyrinthartig angelegten Beeten, exotischen Pflanzen, Zierbeeten, Laubengängen, Wasserspielen, Bildwerken und Grotten. Heute prägen große, alte Bäume auf großflächigen Wiesen das Bild des Heidelberger Schlossgartens. Viele Einheimische erfreuen sich, neben den Touristen, hier oben bei der alten Burgruine an der unberührten Natur und genießen die Ruhe und den weiten Blick in die Rheinebene. Die naturbelassene Wiese dient vor allem den Einheimischen, sie es zum Picknicken mit Freunden, zum Ausruhen oder um in aller Ruhe Thaichi-Übungen auszuführen. Ob sie dies aber auch noch tun, wenn die Wiesen und Bäume durch den neuen-alten Kunstgarten ersetzt werden und der Schlossgarten nicht mehr wie bisher jederzeit kostenfrei zugänglich ist, bleibt fraglich. Ein Anziehungspunkt wird dieses historische Stückchen Erde jedoch in Zukunft immer noch bleiben. Außerdem, so eine ältere Dame aus Heidelberg, „kämen dadurch mehr Touristen in die Stadt.“
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