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plus-iconSpannungen zwischen NATO und Russland

Deutsche Eurofighter und russische IL-20 vor Lettland: Ausdruck wachsender Spannungen über der Ostsee

Der jüngste Zwischenfall mit einer von deutschen Eurofightern abgefangenen russischen IL-20-Maschine nahe der lettischen Grenze ist nicht der erste im Kontext von Aufklärungsflügen über der Ostsee. Die Vorfälle sind ein Ausdruck der wachsenden Spannungen zwischen der NATO und Russland.

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Luftwaffe in Lettland: Soldaten der Bundeswehr neben einem Eurofighter in Lielvarde.

Foto: Alexander Welscher/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Ein Vorfall vom Samstag, 6. April, über der Ostsee nahe der lettischen Grenze ist Ausdruck wachsender Spannungen zwischen den NATO-Ländern und der Russischen Föderation. Wie die deutsche Luftwaffe selbst auf X meldete, waren Kampfflugzeuge an jenem Tag vom lettischen Stützpunkt Lielvarde aus gestartet.
Die Eurofighter eskortierten anschließend ein russisches IL-20-Aufklärungsflugzeug, das sich lettischem Luftraum genähert habe.

Deutsche Eurofighter Ende Februar über der Ostsee im Einsatz

Es war nicht der erste Zwischenfall dieser Art, der sich ereignet hatte, seit das deutsche Einsatzkontingent die Überwachung des Luftraums der baltischen Staaten übernommen hatten. Wie Medien berichteten, hatte es einen ähnlichen Einsatz bereits kurz nach Beginn der Mission gegeben.
Am 26. Februar waren fünf deutsche Eurofighter auf Lielvarde eingetroffen. Bereits am darauffolgenden Morgen stand ein Einsatz zur Begleitung russischer Militärflugzeuge an. Diese befanden sich über internationalen Gewässern und sollen sich den Hoheitsgewässern Lettlands genähert haben.
Estland, Lettland und Litauen besitzen keine eigenen Kampfjets. Eine NATO-Mission zur Überwachung ihres Luftraums besteht bereits seit 2004. Mitgliedstaaten übernehmen die Aufgabe jeweils im Wechsel.

Estnische Basis in Ämari wird derzeit renoviert

Von 2014 bis 2023 waren die Einheiten, die das „NATO Air Policing Baltikum“ wahrnehmen sollten, auf dem estnischen Militärflughafen Ämari stationiert. Da dieser sich derzeit im Renovierungsprozess befindet, gehen die Patrouillenflüge und übrigen Einsätze nun von Lielvarde aus.
Wird eine mögliche Verletzung des Luftraums wahrgenommen, kommt die sogenannte Alarmrotte zum Einsatz, die aus zwei Eurofightern besteht. Diese sind in der Lage, binnen Minuten aufzusteigen, um mögliche Gefährdungen zu überprüfen und gegebenenfalls abzuwehren. Regelmäßige Kontrollflüge in Grenznähe sind jedoch auch Routine.
Dass ohne Transpondersignal fliegende russische Militärflugzeuge über der Ostsee und teilweise auch darüber hinaus angetroffen werden, ist keine Seltenheit.
Im Januar wurde sogar ein Zwischenfall vor Rügen gemeldet. Im August flogen russische Militärmaschinen auch vor den schottischen Shetlandinseln. Abfangeinsätze gab es auch häufig im Schwarzen Meer oder über der Barentssee.

Auch Vorfälle im Schwarzen Meer und über der Barentssee

Auch Russland meldete 2023 mehrere Vorfälle, die dazu geführt hätten, dass die russische Luftwaffe Flugzeuge aus NATO-Ländern in Grenznähe abfangen musste. Im August soll es zwei Zwischenfälle mit Aufklärungsmaschinen der norwegischen Luftwaffe gegeben haben. Außerdem habe es in jenem Monat einen Vorfall mit einer US-Drohne im Schwarzen Meer gegeben.
Im Januar 2023 habe sich ein Seeaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug vom Typ Lockheed P-3C Orion der deutschen Marine über der Ostsee der russischen Grenze genähert.
Zu tatsächlichen Grenzverletzungen war es auf keiner Seite gekommen. Allerdings haben sich die Vorfälle in den vergangenen Jahren gehäuft und illustrieren die verstärkten Spannungen zwischen Russland und den NATO-Staaten.

Ursachen für vermehrte Zwischenfälle

Neben dem Ukrainekrieg hat auch das faktische Ende des sogenannten Open-Skies-Abkommens zu den vermehrten grenznahen Einsätzen beigetragen.
Dieses war 1992 zwischen 27 damaligen KSZE-Staaten geschlossen worden. Das Abkommen sollte offizielle und gemeinsame Beobachtungsflüge über festgelegten Strecken des jeweiligen Territoriums ermöglichen.
Im Jahr 2002 trat der Vertrag in Kraft. Bis 2020 wurden auf dessen Grundlage über 1.500 Beobachtungsflüge durchgeführt.
In den Jahren 2020 und 2021 traten mit den USA und Russland jedoch die bedeutendsten Mitgliedstaaten aus dem Abkommen aus. Beide hatten verlorenes Vertrauen geltend gemacht und einander vorgeworfen, die Flüge zu Spionagezwecken zu missbrauchen.

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