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Experten warnen: Wie Terroristen die Pandemie weltweit ausnutzen könnten

Die Welt befindet sich seit nunmehr fünf Monaten im Ausnahmezustand. Die Krise belastet die Gesellschaft und ebenso die Regierungen und die Weltwirtschaft. Terroristen könnten die Situation ausnutzen – Experten zufolge gibt es sogar zahlreiche Methoden dazu.

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Polizist in Ecuador.

Foto: RODRIGO BUENDIA/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 12 Min.

Terroristen und Extremisten nutzen die angespannte Lage weltweit aus. COVID-19 hat die Welt nicht nur gesundheitlich im Griff, es offenbart Lücken in der Gesellschaft und auch im Sicherheitsbereich.
In der Krise sind alle Menschen besonders auf zwei Sachen angewiesen: Auf die Rettungskräfte und Polizisten sowie auf das Internet. In beiden Bereichen häufen sich Angriffe und Anschläge. Eine Übersicht. 

USA: Absichtliche Verbreitung des Virus gilt als Terrorismus

COVID-19 wird nun in den Vereinigten Staaten als „biologischer Wirkstoff“ betrachtet, was bedeutet, dass diejenigen, die absichtlich auf Polizisten oder Waren husten, um eine Infektion zu verbreiten, wegen Terrorismus angeklagt werden können, berichtet Terroristenexpertin Nikia Malik in „Forbes“. 
Ende März sandte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Jeffrey Rosen US-Anwälten und Bundesvollzugsbehörden ein Memo, in dem er das Justizministerium aufforderte, die Strafverfolgung derer im Rahmen der Bundesgesetze zum Terrorismus in Erwägung zu ziehen, die „absichtlich COVID-19 verbreiten und andere infizieren“. Zwei Personen in den USA wurden wegen Terrorismus angeklagt, nachdem sie behauptet hatten, sie hätten absichtlich versucht, COVID-19 zu verbreiten.

Großbritannien: Vermehrte Angriffe durch Anspucken auf Polizisten und Rettungskräfte

Im Vereinigten Königreich wurde kürzlich ein Mann inhaftiert, weil er die Polizei angehustet hatte. Der Mann hat darauf gehofft, dass die Polizisten mit dem Virus infiziert werden, damit sie es an ihre Kinder weitergeben würden. Der Leiter der Staatsanwaltschaft hat davor gewarnt, dass jeder, der COVID-19 zur Bedrohung gegen Notfall- und Rettungskräften einsetzt, mit schweren Strafanzeigen rechnen muss, schreibt „Forbes“. 
Die Intervention erfolgte nach einer Flut von Berichten, wonach Polizei, Ladenpersonal und gefährdete Gruppen absichtlich von Personen angehustet wurden, die behaupteten, die Krankheit zu haben. Ein solches Verhalten ist strafbar, und Übergriffe auf Rettungskräfte werden mit bis zu 12 Monaten Gefängnis geahndet.
Zu den Risiken, von denen sowohl die Polizei als auch die Beschäftigten an vorderster Front betroffen sind, gehört das Risiko einer Erkrankung, entweder durch Übertragung oder durch absichtliche Ansteckung, analysiert Nikia Malik in „Forbes“. Leider hat es im Vereinigten Königreich eine Reihe von Vorfällen gegeben, bei denen Zivilisten versucht haben, Beamte anzuhusten und sie mit dem Virus zu infizieren. 
Es gab auch eine Reihe von Online-Videos, in denen Akteure Zivilisten geraten haben, öffentliche Einrichtungen zu infizieren, um den Stress für diejenigen zu erhöhen, die mit maximaler Kapazität arbeiten. Die Nutzung der bestehenden Gesetzgebung zur Abdeckung solcher Vorfälle – einschließlich allgemeiner Übergriffe und Terrorismus – kann die Reaktionen und die Risiken in solchen Fällen positiv verändern, so der Bericht in „Forbes“.

Kanada warnt vor neuen Zielen: Krankenhäuser, Supermärkte, Apotheken

Gewalttätige Extremisten könnten versuchen, die Corona-Pandemie auszunutzen, indem sie Krankenhäuser und Supermärkte angreifen, schreibt die kanadische „Global News“. Die Information geht aus einer US-Analyse zur aktuellen Bedrohung hervor.
„Pandemien und andere Naturkatastrophen schaffen beispiellose Herausforderungen, die Terroristen ausnutzen könnten, um Anschläge gegen die Gesellschaft zu verüben“, heißt es in der Analyse. Sie geht auch darauf ein, dass die Terroristen die Belastung der Gesellschaft, des Regierungssystems und der öffentlichen Sicherheit erhöhen wollen.
Die Analyse weist auf die Gefahr hin, dass die meisten Bürger sich zwar zu Hause in Isolation befinden, das Personal im Krankenhäusern, Supermärkten und Apotheken weiterhin als potentiell attraktive Ziele gelten.
„Die COVID-19-Krise bringt Unsicherheit und finanzielle Ungewissheit für einen großen Teil der Bevölkerung. Die Frustration über die Situation rechtfertigt jedoch keinesfalls Hass, Drohungen und die Anstachelung zur Gewalt“, sagt Catherine Fortin, eine Sprecherin der kanadischen Polizei.
Professor Stephanie Carvin aus Kanada sagte, niemand solle überrascht sein, dass Extremisten die Pandemie ausnutzen wollen, um ihre Ziele voranzubringen. „Letztendlich sind gewalttätige Extremisten Opportunisten“, sagte sie. Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, dass gewalttätige Extremistenbewegungen die Pandemie als eine Gelegenheit betrachten könnten, die Gesellschaften anzugreifen, die bereits mit der Gesundheitskrise zu kämpfen haben.

Extremisten rufen Infizierte zur Verbreitung auf

Auf dem Kommunikationsprogramm „Telegram“ sprachen sich Extremisten dafür aus, Rabbiner und Geschäftsinhaber „indischer Abstammung“ zu infizieren, so der US-Bericht, während die Infizierten aufgefordert wurden, Moscheen, Synagogen und verschiedene Nachbarschaften zu besuchen.
„Ein verwandtes Anliegen ist die Propaganda, die ‚Gläubige‘, Anhänger und Unterstützer dazu aufruft, die vorherrschende Belastung auf Strafverfolgungs- und Sicherheitsexperten auszunutzen, um zu versuchen, Angriffe auszuführen“, so der Bericht weiter.

ISIS kritisiert China: Strafe Gottes für die Verfolgung der muslimischen Uiguren

„Homeland Security Today“ berichtet, dass „in der neuen Ausgabe des offiziellen wöchentlichen al-Naba-Newsletters der Terrorgruppe ISIS eine ganzseitige Infografik zur Prävention von Coronaviren enthielt“.
Als sich der Ausbruch ausbreitete, vielleicht eingedenk der Tatsache, dass die globale Reichweite des KPCh-Virus auch eine Bedrohung für ihre Mitglieder oder Anhänger darstellen könnte, wandte sich der islamische Staat der Kritik an der chinesischen Regierung zu, die das Ausmaß des Ausbruchs von SARS-CoV-2 verschwiegen hatte. „Die tatsächliche Zahl der Toten und Kranken ist um ein Vielfaches höher als die von ihnen angekündigte“, hieß es im ISIS-Pressespiegel.
„Homeland Security Today“ zufolge steht in einem Al-Naba-Beitrag vom Februar, dass „viele Muslime bestätigen, dass diese Epidemie eine Strafe Gottes des Allmächtigen ist“ für Chinas Missbrauch der uigurischen Bevölkerung. 
Muslime sollten „beim allmächtigen Gott Hilfe suchen, um Krankheiten zu vermeiden und sie von ihren Ländern fernzuhalten”, stand in dem Schreiben der Terrorgruppe ISIS.

Europol: „Es wichtiger denn je, den Kampf gegen die Kriminalität zu verstärken“

Während dieser beispiellosen Krise intensivieren die Regierungen in ganz Europa ihre Bemühungen zur Bekämpfung der globalen Ausbreitung des COVID-19, indem sie verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung der öffentlichen Gesundheitssysteme, zum Schutz der Wirtschaft und zur Gewährleistung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit ergreifen, steht in einem Bericht von Europol, dem europäischen Polizeiamt.
Eine Reihe dieser Maßnahmen hat erhebliche Auswirkungen auf die schwere und organisierte Kriminalität. Die Kriminellen haben schnell die Gelegenheit ergriffen, die Krise auszunutzen, indem sie ihre Vorgehensweise angepasst oder neue kriminelle Aktivitäten unternommen haben, analysiert Europol. 
Zu den Faktoren, die Veränderungen bei Kriminalität und Terrorismus bewirken, gehören:
  • Hohe Nachfrage nach bestimmten Waren, Schutzkleidung und pharmazeutischen Produkten;
  • Geringere Mobilität und geringerer Zustrom von Menschen innerhalb der EU und in die EU;
  • Die Bürger bleiben zu Hause und arbeiten zunehmend per Fernarbeit und verlassen sich dabei auf digitale Lösungen;
  • Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden einige kriminelle Aktivitäten weniger sichtbar machen und sie nach Hause oder ins Internet verlagern;
  • Erhöhte Ängste und Befürchtungen, die eine Anfälligkeit für Ausbeutung schaffen können;
  • Rückgang des Angebots bestimmter illegaler Güter in der EU.

Cyberangriffe nehmen zu

„Die Zahl der Cyberangriffe gegen Organisationen und Einzelpersonen ist beträchtlich und wird voraussichtlich noch zunehmen“, steht im Bericht von Europol. Viele arbeiten von zu Hause aus und sind vom Internet abhängig, Europol zufolge bietet das eine große Angriffsfläche. 
Ein Beispiel aus dem Bericht: „Die Tschechische Republik berichtete über einen Cyberangriff auf das Brünner Universitätskrankenhaus, der das Krankenhaus zwang, sein gesamtes IT-Netzwerk herunterzufahren, dringende chirurgische Eingriffe zu verschieben und neue Akutpatienten in ein nahe gelegenes Krankenhaus umzuleiten.“
Catherine De Bolle, Exekutivdirektorin von Europol sagte: „Während sich viele Menschen engagieren, um diese Krise zu bekämpfen und den Opfern zu helfen, gibt es auch Kriminelle, die schnell die Chancen ergriffen haben, um die Krise auszunutzen.“ Dies sei inakzeptabel, so die Direktorin.
Solche kriminellen Aktivitäten während einer Krise sind besonders bedrohlich und können reale Risiken für viele Menschenleben bedeuten, betont De Bolle. „Deshalb ist es wichtiger denn je, den Kampf gegen die Kriminalität zu verstärken. Europol und seine Strafverfolgungspartner arbeiten eng zusammen, um die Gesundheit und Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten.“

Terrorismus-Expertin: Krise hat langfristige Auswirkungen auf den Terrorismus in Europa

Die COVID-19-Pandemie lässt niemanden unberührt, auch nicht Terroristen. Annelies Pauwels, Spezialistin für Terrorismusbekämpfung und Radikalisierung analysiert, wie Terroristen die Lage in Europa nutzen können.
Europäische Terrornetzwerke sind hin- und hergerissen zwischen dem Schutz ihrer eigenen Mitglieder vor dem Virus und der Nutzung der Pandemie zur Förderung ihrer Ziele. Dies hat unmittelbare und langfristige Auswirkungen auf den Terrorismus in Europa, schreibt Annelies Pauwels in der „EUObserver“.
Wie viele staatliche und andere nichtstaatliche Akteure manipulieren terroristische Gruppen die globale Pandemie in ihren radikalen Erzählungen. Sie tun dies, um ihre Anhänger zu vereinen, neue Sympathisanten zu gewinnen und ihre Ziele zu fördern, so Pauwels. 
Rechtsextreme Terroristen geben auch ihren Feinden die Schuld, in der Hoffnung andere zu radikalisieren und ihre Ziele zu fördern, so Annelies Pauwels in der „EUObserver“. Sie sehen die Pandemie als Folge einer von China eingesetzten biologischen Waffe, die die westlichen Mächte vernichten soll, oder geben Migranten die Schuld an der Verbreitung der Pandemie.
Auch terroristische Gruppen nutzen die Pandemie, um sichtbar zu werden. Daesh zum Beispiel hat Hashtags im Zusammenhang mit dem KPCh-Virus ausgenutzt, um die Anwender zu ihrer radikalen Propaganda umzulenken, schreibt Pauwels weiter. 

Terroristen nutzen Pandemie als Inspiration

Nach der Einschätzung von Pauwels ist die heutige Situation genau das, was Terroristen je erreichen wollten: „Die Coronavirus-Pandemie hat bereits eine hohe Zahl von Todesopfern gefordert, zu massiven wirtschaftlichen Störungen geführt und enorme Auswirkungen auf das tägliche Leben von Millionen von Menschen gehabt.“
Daher sieht Pauwels darin keine Überraschung, dass die globale Pandemie als Inspiration dient und die Vorgehensweise der Terroristen beeinflusst, sowohl was die Taktik als auch die Zielauswahl betrifft.
„Terroristische Netzwerke haben Anhänger ermutigt, ihre eigene Krankheit zur Waffe zu machen, indem sie versuchen, andere anzustecken. Die Pandemie könnte auch als Inspiration für ihre langfristigen Strategien dienen, was zu einem potenziellen Anstieg der Versuche, biologische Angriffe zu verüben, führen könnte“, analysiert die Expertin. 
Pauwels weist in ihrer Analyse auch auf religiöse Anzeichen hin: „Dschihadistische Gruppen haben in der Coronavirus-Pandemie ein Zeichen dafür gesehen, dass sich die Welt dem Tag des Jüngsten Gerichts nähert. In der Vergangenheit diente eine ähnliche Schilderung des Jüngsten Gerichts als wichtiges Rekrutierungsfeld für ausländische Kämpfer, die in den letzten Schlachten der Apokalypse mit Daesh kämpfen sollten.“

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