Gesundheitsbeamte aus Iran stellen die Zahlen in China in Frage
In kontroversen Äußerungen hat der Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums die chinesische Regierung wegen ihrer ungenauen Berichte über das COVID-19-Virus kritisiert. Er sagt, die ersten Berichte hätten dazu geführt, dass andere Länder die Schwere der Krankheit unterschätzt hätten.
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Mitarbeiter des Gesundheitswesens testen am 26. März außerhalb von Teheran Menschen auf COVID-19-Symptome.
Der Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums, Kianoush Jahanpour, schrieb in einer Twitter-Nachricht am Sonntag (5.4.), dass die von China vorgelegten Statistiken ein „bitterer Scherz“ seien. China habe am Anfang den Eindruck erweckt, das COVID-19 sei wie die Grippe, jedoch mit weniger Todesfällen, zitiert ihn „The Guardian“.
„Wir vertrauen mehr auf unsere eigenen Erkenntnisse“
Der iranischen Zeitschrift „Iran Front Page“ zufolge stellte der Sprecher die Zahlen der Infizierten und Verstorbenen infrage: „Wenn man in China sagt, dass eine Epidemie in zwei Monaten eingedämmt wurde, muss man zweimal darüber nachdenken“.
Seiner Meinung nach haben die chinesischen Forscher das Virus unterschätzt und „für weniger gefährlich als die Typ-A-Grippe“ eingestuft. „Die heutigen Erkenntnisse beweisen das Gegenteil. Und wir vertrauen mehr auf unsere eigenen Erkenntnisse“, schrieb Jahanpour in einer Twitter-Nachricht.
Als Reaktion auf die beispiellose Kritik riet Chang Hua, der chinesische Botschafter in Teheran, Jahanpour, die tägliche Pressekonferenz des chinesischen Gesundheitsministeriums „sorgfältig“ zu beobachten, bevor er eine Schlussfolgerung zieht.
Der Botschafter forderte den iranischen Sprecher auf, die Fakten und „großen Anstrengungen“ der chinesischen Nation „zu respektieren“.
Iran ist weiterhin China dankbar
Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Seyyed Abbas Mousavisaid versuchte den Streit zu mildern, in dem er sich für die Hilfe Chinas bedankte: „Die Regierung und die Menschen von China sind führend in der Unterdrückung des Coronavirus und helfen Ländern auf der ganzen Welt großzügig“, twitterte er.
Und weiter: „Die Tapferkeit, das Engagement und die Professionalität der Chinesen bei der Eindämmung von COVID-19 verdienen Anerkennung. Die Islamische Republik Iran ist China in diesen schwierigen Zeiten immer dankbar gewesen.“
Als Antwort darauf twitterte Chang Hua, dass Gerüchte der Freundschaft zwischen Teheran und Peking nicht schaden können, wie die „Iran Front Page“ schreibt.
Der Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums, Jahanpour, der selbst Arzt ist, hat sich dann zurückgezogen und gab ebenfalls auf Twitter bekannt, er habe lediglich kommentiert, dass Chinas epidemiologische Einschätzung der Wuhan-Lungenseuche vom Iran nicht geteilt werde.
„Und doch sind die Regierung und die Menschen in #Iran den Regierungen und Nationen, die ihnen zur Seite standen, dankbar, insbesondere in dieser globalen #Corona-Epidemie, und die historische Erinnerung an die Iraner wird diesen Teil der Geschichte natürlich nicht vergessen.“
Der Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums, Kianoush Jahanpour, spricht am 10. Februar in Teheran mit AFP.
Foto: ATTA KENARE/AFP über Getty Images
„Ihre Zahlen sind wirklich nicht vertrauenswürdig“
„Nach der Ausbreitung des Virus zeigte es sich, dass nicht alles so war, wie China es uns berichtete“, sagte Minoo Mohraz, eine Beamtin des Gesundheitsministeriums und Mitglied der iranischen COVID-19-Taskforce, berichtet die AFP.
„Sie ziehen derzeit viele ihrer Artikel zurück, und ihre Zahlen und Studien waren nicht ganz korrekt“, sagte sie und fügte hinzu, dass „nach dem, was wir über ihre wissenschaftlichen Studien wissen – ihre Zahlen sind wirklich nicht vertrauenswürdig“.
China hat nach dem Ausbruch des Virus bisher mehrere Sendungen mit medizinischen Artikeln in den Iran geschickt, schreibt die „Iran Front Page“. Der iranische Botschafter in Peking, Mohammad Keshavarzzadeh, gab kürzlich bekannt, dass China bisher 28 Hilfslieferungen auf dem Luftweg in den Iran geschickt hat.
„Die Hilfslieferungen umfassen mehr als 10 Millionen Masken, 500 Tausend Coronavirus-Diagnosesets, 300 Tausend Operations- und Isolationskleidung, 2,2 Millionen Handschuhe, 350 Beatmungsgeräte, 500 vorgefertigte Krankenhauszimmer und verschiedene Arten von Krankenhausausrüstung“, zitiert die „Iran Front Page“ den Botschafter.
Die chinesisch-iranischen Beziehungen sind in der Regel freundlich, auch weil China ein Schlüsselmarkt für iranisches Öl ist und die Kritik an Chinas Coronavirus-Zahlen bisher ausschließlich aus dem Westen kam, schreibt „The Guardian“.