Entgegen Europa-Trend
Immer mehr Waffenmorde in Schweden - Regierung beauftragte europäischen Vergleich
Die schwedische Regierung ließ die ansteigende Zahl an tödlicher Waffengewalt in Schweden im europäischen Vergleich untersuchen.

Gewaltverbrechen in Schweden. Foto: Michael Campanella/Getty Images
Foto: Michael Campanella/Getty Images
Eine Studie im Auftrag der schwedischen Regierung sollte einen Vergleich zwischen dem skandinavischen Königreich und 22 anderen europäischen Ländern hinsichtlich bestimmter krimineller Entwicklungen vornehmen. Beauftragt wurde damit der schwedische Nationale Rat zur Kriminalitätsprävention (Brå). Dieser sollte für den Zeitraum seit der Jahrtausendwende „das Ausmaß und die Tendenzen tödlicher Gewalt mit verschiedenen Methoden der Gewalt“ erfassen, insbesondere jene unter Anwendung von Schusswaffen.
In einer Pressemitteilung am Mittwoch, 26. Mai, kam das Gremium zu dem Fazit, dass sich nach einer rückläufigen Phase bis Mitte der 2000er-Jahre ein bis heute anhaltender Anstieg der Fälle mit tödlicher Waffengewalt in Schweden verzeichnen lässt. Für die Analyse seien vor allem die Daten zu Todesursachen von Eurostat und der WHO genommen worden.
Immer mehr Waffenmorde in Schweden
In einer Zusammenfassung des Untersuchungsberichts heißt es: „Schweden zählte bis vor wenigen Jahren zu den europäischen Ländern mit relativ geringen Mordraten.“ Diese hätten jedoch im von der Studie untersuchten Zeitraum zugenommen und lägen jetzt höher, als in vielen anderen Ländern. In erster Linie sei das auf eine „Zunahme der Tötungsdelikte mit Schusswaffen“ ab dem Jahr 2005 zurückzuführen. Diese Tendenz wurde zunächst durch den Rückgang anderer Tötungsdelikte kompensiert. Seit 2013 jedoch hätten die zunehmenden Waffenmorde zu einem allgemeinen Anstieg der schwedischen Gesamtmordrate beigetragen.
In den anderen untersuchten Ländern war das nicht so. Dort gingen praktisch alle Zahlen bis auf hier und da kurzzeitige Ausreißer zurück – selbst in denen, die zu Beginn des untersuchten Zeitraums eine sehr hohe Mordrate hatten, wie etwa die baltischen Staaten, der übrige Ostblock und Finnland. Gerade in diesen Ländern gingen die Mordraten besonders stark zurück. Auch bei den Waffenmorden speziell zeigte sich diese Tendenz.
Tödliche Altersgruppe 20 bis 29 Jahre
In Zahlen ausgedrückt, sterben in Schweden jährlich vier Menschen pro eine Million Einwohner an Schusswaffengewalt, was den Angaben nach einen sehr hohen Wert darstellt. Der europäische Durchschnitt in diesem Bereich liegt bei 1,6. Der größte Unterschied zu den anderen Ländern zeigte sich bei den Tötungsdelikten gegen Personen in der Altersgruppe von 20 bis 29 Jahren, auf den in Schweden fast der gesamte Anstieg der Mordraten fällt.
Auffallend war auch, dass die Zunahme der Waffenmorde in Schweden „eng mit dem kriminellen Milieu in sozial benachteiligten Gebieten zusammenhängt“. Acht von zehn Waffenmorden erfolgen heute in Schweden im kriminellen Milieu. Die Zunahme der Waffenmorde sei „möglicherweise auf die Entstehung einer neuen Gruppendynamik innerhalb des kriminellen Milieus zurückzuführen“, heißt es, „bei der sich die Schießereien gegenseitig auslösen“. Es sei jedoch unklar, warum diese Dynamik gerade in Schweden entstanden sei.
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