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Annecy

Nach Messerangriff in Frankreich: Mutmaßlicher Täter wird psychiatrisch untersucht

In einem Park im französischen Annecy geht ein Mann mit einem Messer auf Kinder los. Mehrere werden verletzt. Den mutmaßlichen Täter hat die Polizei überwältigt.

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Ermittler untersuchen den Tatort im ostfranzösischen Annecy.

Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Der mutmaßliche Täter des brutalen Messerangriffs auf Kinder in Annecy ist am Freitag einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen worden. Eine derartige Untersuchung sei für Freitagmorgen geplant, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstagabend dem Fernsehsender TF1. Der Angriff im Südosten Frankreichs, bei dem fünf Menschen lebensgefährlich verletzt wurden, darunter vier Kleinkinder, hatte international Entsetzen ausgelöst.
Die laufenden Ermittlungen würden es ermöglichen, „das Motiv zu klären“, sagte die Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis am Donnerstag. Sie fügte hinzu, dass sie „in diesem Stadium eine sinnlose Tat nicht ausschließen“ könne. Es gebe „keine Hinweise auf ein terroristisches Motiv“, sagte sie. Nach Behördenangaben verbrachte der Angreifer die Nacht in Polizeigewahrsam.
Der Mann war kurz nach halb zehn Uhr morgens auf einem Spielplatz am Lac d’Annecy mit einem etwa zehn Zentimeter langen Klappmesser auf die Kinder losgegangen. Augenzeugen berichteten, dass er auch auf zwei Kinder eingestochen habe, die sich in einem Doppel-Kinderwagen befanden. Auf einem Video ist zu hören, dass er zweimal auf Englisch „Im Namen Jesu“ schrie.

Asylantrag in Frankreich abgelehnt

Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich bei dem Täter um einen 31 Jahre alten Syrer, der zehn Jahre in Schweden gelebt hatte und dort als Flüchtling anerkannt war, sich aber vergeblich um die Nationalität bemüht habe.
Laut Innenminister Gérald Darmanin stellte er in Frankreich, Italien und in der Schweiz weitere Asylanträge. In seinem Antrag in Frankreich bezeichnete er sich als „syrischer Christ“. Am Tag des Anschlags trug er ein Kreuz an einer Halskette.
Am vergangenen Sonntag sei sein Antrag von französischer Seite abgelehnt worden, da er bereits in Schweden Asyl erhalten hatte, sagte Darmanin. Die zeitliche Nähe zu dem Messerangriff sei „verstörend“.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Mann den Geheimdiensten nicht bekannt. Es gebe auch keine Hinweise auf frühere Aufenthalte in einer psychiatrischen Einrichtung. Drogen oder Alkohol seien nicht nachgewiesen worden.
Laut der Lokalzeitung „Le Dauphiné Libéré” war der Mann ohne festen Wohnsitz und „auf dem Weg der Verwahrlosung“. Ein Beschäftigter an einer der Anlegestellen am Lac d’Annecy berichtete, dass der Mann sich seit etwa zwei Monaten täglich von morgens bis abends auf einer Bank am Seeufer aufgehalten habe. Dabei habe er zeitweise Selbstgespräche geführt.

Macron: Angriff war „absolut feige“

Der Vorfall erregte große Anteilnahme. Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Angriff als „absolut feige“. „Unsere Gedanken sind bei ihnen, ihren Familien und den mobilisierten Rettungskräften“, betonte Macron auf Twitter.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. „Lieber Emmanuel Macron, (…) Deutschland ist schockiert über diese unmenschliche und verachtenswerte Tat“, schrieb er auf Deutsch und Französisch auf Twitter.
Mehrere Politiker der Partei Rassemblement National zogen eine Verbindung zwischen der Tat und der Migrationspolitik in Frankreich. „Wir müssen die Situation wieder unter Kontrolle bekommen, was der Regierung nicht gelingt“, erklärte Parteichef Jordan Bardella. „Die massive Einwanderung steht in direktem Zusammenhang mit der Verrohung, unter der unser Land leidet“, sagte Vizeparteichef David Rachline.
Der Spielplatz am Seeufer wurde am späten Nachmittag wieder geöffnet. Menschen legten Blumen im Gedenken an die Opfer ab. (afp/dl)

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