Überschwemmungen in Südchina immer schlimmer – Staats-TV sagt: “Illusion”
Im Süden Chinas kämpfen die Menschen mit den Folgen der anhaltend starken Regenfälle. Doch laut einer Fernsehmoderatorin eines Staatsmediums sei es nur eine "Illusion", dass die Überschwemmungen schlimmer würden.

Diese am 15. Juli 2020 aufgenommene Luftaufnahme zeigt ein durch sintflutartige Regenfälle überschwemmtes Gebiet in der Nähe des Poyang-Sees im Bezirk Poyang, der Stadt Shangrao in Chinas zentraler Provinz Jiangxi.
Foto: STR/AFP über Getty Images
In China regnet es in weiten Teilen anhaltend und stark. Die Überschwemmungen werden immer schlimmer. Millionen Häuser wurden zerstört. Doch eine Fernsehmoderatorin eines staatlichen TV-Senders sieht das anders. Sie sagt, die Überschwemmung sei nur eine Illusion:
„Warum scheinen sich die Überschwemmungen trotz der vielen gebauten Dämme zu verschlimmern? Weil das Internet so bequem geworden ist und nonstop Informationen über die Überschwemmung an Ihre Mobiltelefone sendet. Es erschafft die Illusion, dass die Überschwemmung immer schlimmer wird.”
Ein chinesischer Online-Kommentar dazu wurde über tausendmal geliked:
„Also ist das Internet an allem schuld. Wenn die Welt nur Fernsehen und kein Internet hätte, mit einer solchen Moderatorin, wäre es dann nicht einfach eine friedliche Welt für alle?”
Überschwemmungen in Anhui
In vielen Regionen leiden die Menschen ziemlich real an der sogenannten “Illusion”. Ein von der Flut bedrohter Bewohner sagte:
„Das Wasser fließt in mein Haus, es fließt in mein Haus, schlagen Sie Alarm, schlagen Sie Alarm!”
In der südöstlichen Provinz Anhui ist der Wasserstand von fast 30 Flüssen über die Warngrenze angestiegen. Auch einige Dämme sind gebrochen oder sind kurz davor durchzubrechen. Wang Min (Pseudonym), ein Einwohner von Anhui:
„Diese Überschwemmung ist fast so schlimm wie die von 1998, und das Wasser steigt immer noch, die Situation ist ziemlich schlimm.”
Die große Überschwemmung von 1998 war die schlimmste seit Jahrzehnten. Doch diesmal ist es nicht weniger krass. In Anhui sind bereits über zwei Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen. Viele waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen.
Überschwemmungen in Jiangxi
Die Nachbarprovinz Jiangxi gehört zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten in China.
Online-Videos zeigen, wie die Bewohner zur schnellstmöglichen Evakuierung gedrängt werden. Eine Lautsprecherdurchsage der Polizei lautete:
„Der Wasserspiegel soll bis zu 29 Meter über den Normal ansteigen, der Hochwasserschutz befindet sich in einer aussichtslosen Lage. Um sicherzustellen, dass Sie und Ihr Besitz sicher sind, nehmen Sie bitte alle Ihre Sachen und suchen Sie Hilfe bei Freunden oder Verwandten.”
Aber in einer anderen Stadt der Provinz Jiangxi, in Jiujiang, erzählte uns der Einwohner Zhang Liang (Pseudonym), dass niemand in seiner Gegend evakuiert worden sei. Um seine Identität zu schützen, gaben wir ihm ein Pseudonym und verzerrten seine Stimme:
„Die Überschwemmungen sind hier wirklich schlimm, aber die Regierung organisiert keine Evakuierungen.”
Er sagte, dass einige Einheimische jetzt obdachlos seien und nichts zu essen hätten – und dass es nicht genug Platz in den Unterkünften gebe: “Viele Menschen sind jetzt eingeschlossen. Die Situation ist dringend.”
Ein Internetnutzer erklärte in einem Twitter-Video, dass einige der nun Obdachlosen in ein nahe gelegenes Berggebiet geflüchtet sind. (sm)
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