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plus-iconHeftige Schmerzen am ganzen Körper

Ungarn: Fernsehmoderator nach Sinopharm-Impfung: „Ich hatte Todesangst in der Nacht“

In Ungarn sind die russischen und chinesischen Corona-Impfstoffe zugelassen. Die Hausärzte überlassen die Entscheidung allerdings den Patienten, ob sie sich damit impfen lassen wollen, weil sie selbst davon nicht überzeugt sind. Ein Fernsehmoderator hat sich nun nach der Sinopharm-Impfung mit SARS-CoV-2 infiziert und leidet unter heftigen Nebenwirkungen.

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Der Impfstoff „Vero“ von Sinopharm wird in Ungarn verwendet.

Foto: ATTILA KISBENEDEK/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.

Róbert Kárász ist Fernsehmoderator beim ungarischen „ATV“. Seine erste Impfung mit dem Vakzin vom chinesischen Sinopharm erhielt er am 8. März und zunächst verlief bei ihm alles normal. Eine Woche nach der Impfung bekam er trockenen Husten – dem er erst nicht so viel Beachtung schenkte.
„Ich habe nicht gedacht, dass es COVID sein kann“, erzählte er in einem Interview. Als der 51-Jährige wie gewohnt laufen gegangen ist, musste er während der 6-Kilometer-Strecke öfter anhalten, weil er keine Luft bekam.
Zehn Tage nach der Impfung ging es ihm dann immer schlechter. „Ich fühle mich furchtbar. Ich bin nicht der Typ, der viel jammert, und ich kann einiges aushalten, aber ich muss sagen, ich hatte Todesangst in der Nacht“, sagte er schwer hustend der ungarischen „Blikk“.
Seine Haut tat ihm am ganzen Körper weh. „Ich habe das Gefühl, als ob ich überall Verbrennungen hätte“, so Kárász weiter. 
Eine Teekanne hochzuheben kostet ihm so viel Kraft wie das Heben von „Gewichten mit mehreren Kilogramm“. Neben der Erschöpfung berichtete er auch über andere Symptome: Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Verlust vom Geschmacks- und Geruchssinn und Husten.
Um seine Schmerzen zu lindern, nahm er Favipiravir, Aspirin, Zink und Vitamin-C. [Anm. d. Red.: Favipiravir ist ein antiviraler Wirkstoff, der auf Anweisung der deutschen Regierung für die Behandlung eines Influenza-Ausbruchs eingesetzt wird, wenn andere Medikamente keine Wirksamkeit zeigen. Im Jahr 2020 wurde Favipiravir für die Therapie von COVID-19 untersucht: Der Stoff blockiert die Virusvermehrung.]
Kárász wusste, dass die Impfung keinen sofortigen Schutz gibt, aber dass er sich mit dem Virus infiziert, hätte er nicht erwartet.
Zur Überwachung seines Gesundheitszustandes hat sich der Moderator ein Gerät zur Messung der Sauerstoffsättigung besorgt. „Ich messe alle halbe Stunde, weil mein Arzt gesagt hat, wenn die Zahl unter 91 fällt, muss ich sofort ins Krankenhaus“, sagte Kárász. 
Sein Sender „ATV“ hat inzwischen die Corona-Regeln verschärft. Demnach müssen die Mitarbeiter nicht nur im Gebäude des Senders eine Maske tragen, sondern auch während der Sendungen, wo interaktiv miteinander Gespräche geführt werden.

Hausärzte bemängeln chinesischen Impfstoff

Derweil haben mehrere ungarische Hausärzte Bedenken gegenüber dem chinesischen Impfstoff von Sinopharm geäußert.
Nach Angaben von „Népszava“ bemängeln die Ärzte, dass es keine Zusammenfassung der medizinischen Eigenschaften des Arzneimittels von unabhängigen Experten gebe – zu sehen sei lediglich eine Gebrauchsanweisung auf der Website der ungarischen Arzneimittelbehörde vom Chinesischen ins Ungarische übersetzt.
Der Leiter der Impfgruppe der Behörde, István György, hat inzwischen bestätigt, dass die Hausärzte Zehntausende Impfstoffdosen von Sinopharm erhalten haben. Auf Anfragen von „Népszava“ haben einige Ärzte bestätigt, dass sie es den Patienten überlassen, ob sie sich damit impfen lassen wollen.
Gyula Keszthelyi, ein Hausarzt in Nordungarn, impft nur mit Impfstoffen, die von der EMA (Europäische Arzeimittelagentur) genehmigt sind. Gegenüber dem ungarischen Blatt sagte er: „Ich schicke die Patienten zur Pfizer-Impfung ins Impfzentrum, für alle anderen Impfstoffe sind die fachlichen Bedingungen nicht sicher genug. Ich riskiere nicht das Leben der Patienten“.
Den chinesischen Impfstoff empfiehlt er keinem seiner Patienten. „Aber ich bringe sie davon auch nicht ab, wenn sie ihn wollen, kriegen sie ihn“, so der Arzt weiter. Er findet es ethisch nicht vertretbar, einen Impfstoff zu verwenden, von dem es nur eine kurze Gebrauchsanleitung gibt, obwohl in Ungarn mehrere von der EMA genehmigte Vakzine zur Verfügung stehen.
Andere Hausärzte erzählten „Népszava“, dass sie es nicht nachvollziehen können, warum die ungarische Regierung auf einen Impfstoff setzt, über den kaum Daten und Informationen vorhanden sind. 
Mihály Kökény, ehemaliger Gesundheitsminister in Ungarn, bemängelte ebenfalls den Vorgang der Regierung. In dem Dokument von Sinopharm steht nur, dass der Impfstoff „eine gewisse Schutzwirkung“ habe und für die Testung die Gruppe der 18- bis 59-Jährigen untersucht wurde.
„Dazu, wie genau der Stoff wirkt, steht nur: ‚Die endgültige Daten zur Schutzwirkung stehen derzeit nicht zur Verfügung, die Wirkung und die Sicherheit müssen weiter geprüft werden‘“, so Kökény.
Kökény frage sich daher, welcher andere EU-Mitgliedstaat diesen Impfstoff anhand von diesen Informationen genehmige?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte angesichts von Lieferengpässen bei den für Europa zugelassenen Impfstoffen, dass er „keine grundsätzlichen Hindernisse“ sehe, im Notfall auch auf russische oder chinesische Corona-Impfstoffe zurückzugreifen, heißt es in der Druckausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 31. Januar.
Auch Bayerns Ministerpräsident Söder drängt auf mehr Impfung. „Keine Dose darf ungenutzt bleiben“, sagte der CSU-Chef am Montag (15. März). Es müsse zudem mehr nach Infektionsgeschehen und nicht nach der Impfprioritätenliste geimpft werden. 
Die EU müsse ihr Zulassungsverfahren beschleunigen – auch für russische oder chinesische Impfstoffe.
Ungarns Regierungschef Viktor Orbán hat sich selbst mit dem Vakzin des chinesischen Herstellers Sinopharm impfen lassen. „Ich bin geimpft“, hieß es auf Orbáns offizieller Seite auf Facebook Ende Februar. Orbán hatte Brüssel in Zusammenhang mit der Impfstoff-Beschaffung kritisiert und die Ungarn aufgerufen, Sorgen wegen des chinesischen Impfstoffes außer Acht zu lassen.

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