
Ungarns Wunsch unerfüllt: doch kein billigeres Gas aus Russland
Putin hatte Ungarn günstige Bedingungen für Erdgas versprochen, doch nun kommen die Details ans Licht. Nach der neu vereinbarten vorübergehenden Preisobergrenze folgen Ratenzahlungen und Zinsen für den Restbetrag. Der Preis wird anscheinend doch nicht günstiger als der Marktpreis.

Der russische Präsident Wladimir Putin (links) und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán in Budapest, Ungarn, 2015.
Foto: Sean Gallup/Getty Images
Das ungarische Elektrizitätsunternehmen MVM hat diese Woche ein spezielles Finanzierungsabkommen mit dem russischen Gasversorger unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung wird Gazprom in diesem Winter einen Teil seines Gases an die staatliche ungarische MVM ausliefern.
Sechs Monate wird der ungarische Staat einen im Vergleich zum Marktpreis reduzierten Festpreis für das Gas zahlen. Ab April muss das Land jedoch den Differenzbetrag in Raten ableisten. Für den so gewährten Kredit werden zudem noch Zinsen fällig. Die Höhe der Zinsen ist jedoch noch nicht bekannt. Die Rückzahlung der Summe könnte bis 2026 dauern.
Das Moskauer Abkommen zwischen Orbán und Putin
Die Ankündigung über das Darlehen wird in ungarischen Oppositionszeitungen scharf kritisiert, weil sowohl von ungarischer als auch von russischer Seite Anfang des Jahres angedeutet wurde, dass Russland das Gas zu einem vergünstigten Preis an Ungarn verkaufen würde. Dies ist jedoch nun nicht mehr der Fall.
Laut „444.hu“, einer der größten oppositionellen Nachrichtenseiten, reiste Viktor Orbán drei Wochen vor Ausbruch des Krieges, am 1. Februar 2022, nach Moskau. Eine wörtliche Abschrift des Gesprächs befindet sich auf der Website des Kremls und zitiert Wladimir Putins Worte zum langfristigen Gasvertrag zwischen Gazprom und MVM:
„Ich muss sagen, dass das im letzten Jahr unterzeichnete Abkommen, das bis 2036 läuft, hauptsächlich Ihrer Arbeit zu verdanken ist. Das ist nicht nur wegen der stabilen Versorgung bis 2036 wichtig, sondern auch, weil Ungarn jetzt Gas kauft, das fünfmal billiger ist als der europäische Marktpreis.“
Dem Protokoll zufolge habe Viktor Orbán wiederholt erklärt, dass, wenn es russisches Gas gebe, auch die Verbraucherpreise sinken würden.
„Wenn es russisches Gas gibt, können die ungarischen Familien billig versorgt werden und die Stromrechnungen sinken. Wenn es kein russisches Gas gibt, gibt es auch keine Kostensenkung“, sagte Orbán laut „444.hu“ auf einer Pressekonferenz in Moskau nach dem Treffen mit Putin.
Doch kein billigeres Gas?
In den ungarischen Zeitungen ist nun aber zu lesen, dass es für Ungarn doch kein verbilligtes Gas aus Russland geben wird. Nach Angaben von „444.hu“ belegt die aktuelle Finanzierungsvereinbarung, „dass Ungarn in dem im letzten Herbst zwischen Gazprom und MVM abgeschlossenen Gaskaufvertrag keinen Rabatt im Vergleich zum europäischen Marktpreis erhalten hat.“ Minister Márton Nagy habe zudem am Montag ausdrücklich darauf hingewiesen.
Außenminister Péter Szijjártó, der die von Orbán im Februar begonnenen Verhandlungen im Sommer fortsetzte, erzielte Ende August eine Einigung mit Russland, wie Epoch Times bereits berichtete. Der Minister veröffentlichte die Nachricht damals auf seiner Facebook-Seite. Nach der Entscheidung nahm die ungarische Regierung jedoch einen Kredit von bis zu 1.850.000.000 Euro für den Kauf für Erdgas-Reserven auf.
Die ungarische Regierung hat sich zu dieser Frage nicht konkret geäußert, da die spezifischen Zahlen geheim gehalten werden.
Entwicklung der Gaspreise und des Forint-Wechselkurses
Obwohl die konkreten Zahlen des aktuellen Gasabkommens geheim sind, sagte Wirtschaftsminister Márton Nagy, dass das Abkommen den Druck auf den Forint durch den drastischen Anstieg der Gaspreise in der letzten Zeit deutlich verringern könnte, so das Wirtschaftsportal „Világgazdaság“.
Nagy teilte dem Portal auch mit, dass der ungarische Staat bei dem heutigen Gaspreis von 175 Euro/MWh an der Rotterdamer Börse eine aufgeschobene Zahlungsverpflichtung in Höhe von 0,5 – 1 Milliarden Euro für sechs Monate haben wird. „Es funktioniert wie eine Preisobergrenze“, sagte der Minister.
Mit diesem Schritt könne der Gaspreis überall hin steigen und die Ungarn müssten nur den Betrag zahlen, den sie verkraften könnten, da der Staat den überschüssigen Betrag über drei Jahre hinweg zahlen würde, der nur einmal pro Jahr zu entrichten wäre, betonte Márton Nagy.
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