Evakuierungsflüge
US-Militärflugzeug transportierte 823 Afghanen - Ramstein wird Afghanistan-Drehkreuz

Eine C-17 der US-Luftwaffe startet vorbei an einem Helikopter der Army Blackhawk auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram in der Nähe von Kabul, Afghanistan.
Foto: Joe Raedle/Getty Images
Das Foto eines mit afghanischen Flüchtlingen vollgepackten US-Militärflugzeugs ging um die Welt – jetzt hat die US-Luftwaffe die Zahl der Passagiere mitgeteilt: Mit der Frachtmaschine C-17 Globemaster III wurden am Sonntag 823 Afghanen aus der Hauptstadt Kabul ausgeflogen, ein Rekord für diesen Flugzeugtyp, wie die Luftwaffe am Freitag erklärte.
Ursprünglich hatte das Air Mobility Command von 640 Afghanen gesprochen, die auf dem Boden der Transportmaschine sitzenden nach Katar geflogen wurden. Schon das wäre das Doppelte der normalen Kapazität gewesen. Darin waren aber 183 Kinder nicht eingerechnet, die ebenfalls ausgeflogen wurden.
“Die ursprüngliche Zahl basierte darauf, wie viele Bussitze bei der Abfahrt von dem Flugzeug (nach der Landung) besetzt waren”, erklärte das Air Mobility Command am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter. “Das umfasste nicht die Zahl der Kinder, die auf dem Schoß (von Erwachsenen) saßen.” Die C-17 Globemaster III wird gewöhnlich für den Transport von schwerem Material verwendet, oder aber zur Verlegung hunderter Soldaten mit Gepäck und Waffen.
Die radikalislamischen Taliban waren am Sonntag in Kabul einmarschiert und hatten die Macht in dem Land damit wieder an sich gerissen. Zehntausende Afghanen versuchen nun verzweifelt, das Land zu verlassen. Am Flughafen von Kabul spielen sich seitdem dramatische Szenen ab: Afghanen versuchen verzweifelt, in den Flughafen und an Bord von Evakuierungsfliegern zu gelangen. Viele Ortskräfte der westlichen Truppen während des 20-jährigen Konflikts fürchten Racheakte der Taliban.
Ramstein Air Base soll Drehkreuz für Rettungseinsätze werden
US-Präsident Joe Biden ist wegen des Chaos’ beim Truppenabzug und wegen der Rückkehr der Taliban an die Macht massiv in die Kritik geraten. Er wollte sich am Freitagmittag (13.00 Uhr Ortszeit; 19.00 Uhr MESZ) in einer Fernsehansprache zu den Evakuierungen äußern.
Die Ramstein Air Base in Rheinland-Pfalz soll zu einem Drehkreuz für die Rettungseinsätze in Afghanistan werden. Man habe mit den USA vereinbart, dass der Stützpunkt temporär für den Transit von schutzsuchenden Personen aus Afghanistan in die USA genutzt werden kann, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Freitag. “Wir sind uns mit allen Partnern vor Ort einig, dass kein Platz auf unseren Flugzeugen leer bleiben soll.”
In Zukunft würden daher neben den Fliegern der Bundeswehr auch auf US-Flügen nach Ramstein Deutsche oder von Deutschland benannte Personen evakuiert werden. “Genauso fliegen wir auf unseren eigenen Evakuierungsflügen Staatsangehörige verschiedenster Nationen aus Kabul aus”, fügte der Außenminister hinzu. Damit entlaste man auch die Luftbrücke zwischen Kabul und Taschkent. (dts/afp)
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