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Licht und Schatten des 9-Euro-Tickets

Das 9-Euro-Ticket wird als Erfolgsmodell für den Öffentlichen Nahverkehr verbucht. Doch es offenbarte auch deutliche Probleme. Nicht nur die Finanzierung stellt – auch für Folgemodelle – eine Herausforderung dar.

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Ein Regionalzug der Deutschen Bahn.

Foto: iStock

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Lesedauer: 3 Min.

Etwa 52 Millionen verkaufte 9-Euro-Tickets und zehn Millionen solcher für Abo-Kunden zählte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für den 3-Monats-Aktionszeitraum Juni bis August 2022. Als Neukundenpromotion schlug sich das Modell ausgezeichnet. Jeder fünfte Nutzer kaufte erstmals beim Öffentlichen Personennahverkehr. Andere kamen wieder zurück (27 Prozent).
Der VDV hatte im Auftrag von Bund und Ländern und zusammen mit der Deutschen Bahn und den Marktforschungsinstituten Forsa und RC Research im Aktionszeitraum bundesweit und wöchentlich 6.000 Menschen befragt.
Was fand man noch heraus? 17 Prozent der Ticketnutzer stiegen von Pkw, Fahrrad & Co. auf Bus und Bahn um. Zehn Prozent sparten mindestens eine Autofahrt am Tag ein. Vorwiegend genutzt wurde das Ticket für Alltagsfahrten (52 Prozent), Besuche (40 Prozent) und für den Weg zur Arbeit (37 Prozent), Ausflüge (33 Prozent) und Städtereisen (32 Prozent).

Günstiger Preis und hohe Flexibilität

Der günstige Preis spielte für 69 Prozent der Kunden die entscheidende Rolle für den Kauf eines 9-Euro-Tickets. Überdurchschnittlich (76 Prozent) vertreten waren dabei die Bestandskunden, für die der Preis neben der flexiblen Nutzung (51 Prozent) eine große Rolle spielte. Für Neukunden war der Preis nur zu 56 Prozent ausschlaggebend.
Natürlich gab es Menschen, die dem Angebot nichts abgewinnen konnten: Fehlende Nutzungsanlässe (37 Prozent), die Vorliebe fürs Auto (35 Prozent) oder die umständlichen Verbindungen (33 Prozent) wurden hier als Hinderungsgründe angegeben.
VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff lobte den Erfolg des 9-Euro-Tickets: „Drei Monate 9-Euro-Ticket haben etwa so viel CO₂ eingespart, wie ein Jahr Tempolimit auf Autobahnen bringen würde.“
Kritische Stimmen zu Nutzen und Klimawirkung warnen: weil Fahrgäste aufgrund günstiger Preise zusätzliche Fahrten unternommen haben, wäre es falsch anzunehmen, jede Fahrt mit dem 9-Euro-Ticket habe eine Fahrt mit einem anderen Verkehrsmittel ersetzt und entsprechende Mengen CO₂ eingespart. Gegenüber Epoch Times sagten Reisende zudem, dass sie auch angesichts voller Züge oder zumindest gefühlt zunehmender Verspätung in dieser Zeit doch eher auf das Auto zurückgegriffen haben.

9-Euro-Ticket legt Probleme offen

In ländlichen und strukturschwachen Gebieten schwächelte das 9-Euro-Ticket. Dort konnten nur halb so viele Menschen mit dem Angebot etwas anfangen wie in städtischen Gebieten. Die Gründe: umständliche Verbindungen, zu geringe Fahrtfrequenzen, eine lange Fahrtdauer und die teils großen Entfernungen zu den Haltestellen.
Allein für Juni bis August dieses Jahres zahlte der Bund 2,5 Milliarden Euro, um entfallene Ticketeinnahmen der Länder aufzufangen. Es stellt sich zudem ein Problem der sozialen Gerechtigkeit: Auch ländlich lebende Menschen, für die die subventionierten Angebote ohne Nutzen sind, müssten diese durch ihre Steuerzahlungen mittragen – und die Kosten könnten nicht unerheblich sein.

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