Öffnen, um zu überleben
Boris Palmer: Gesellschaftliche Kernschmelze droht - Testen, Öffnen, Überleben
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) ist von seinem Weg der Schnelltests überzeugt und rät, bürokratische Bedenken zurückzustellen und einfach loszulegen.

Boris Palmer, Grünen-Politiker und Oberbürgermeister von Tübingen. Foto: Christoph Schmidt/dpa
Foto: Christoph Schmidt/dpa
Boris Palmer, Oberbürgermeister der baden-württembergischen Universitätsstadt Tübingen hält die Inzidenz nicht für den richtigen Maßstab. Man sollte besser fragen: „Sind die Kliniken ausgelastet oder sind die noch in einem grünen Bereich? Wie viele schwere Erkrankungen haben wir? Wie hoch ist der Anteil der positiven Tests?“ Dies sei sehr viel stärker als die reine Inzidenz. Auch spricht er sich für präventives Testen aus.
In einem Video-Interview mit der „Welt“ regt der Tübinger Stadtchef an, dass Städte und Gemeinden, die die Sache im Griff hätten, „auch die Möglichkeit bekommen, mit guten Konzepten wieder zu öffnen“.
Öffnen, um zu überleben
Ob eine dritte Welle komme und wie stark sie sei, könne er nicht beurteilen, es sei für seine Entscheidung auch nicht wichtig.
„Ich weiß, dass die Betriebe, die Innenstädte, die Menschen nicht mehr können …“.
Sie seien erschöpft und müssten einfach aufmachen, um zu überleben, so Palmer. Der OB warnt vor einer drohenden gesellschaftlichen Kernschmelze, die es zu vermeiden gilt.
Seiner Ansicht nach reiche es, die 65-Jährigen zu schützen, was die Impfung bis Mai leisten werde. In einer Öffnung sieht er folglich kein Problem. Höhere Inzidenzen unter 30- oder 40-Jährigen seien zu vernachlässigen, da bei diesen das Virus nicht gefährlicher als die Influenza sei.
Präventives Testen
Palmer sieht das präventive Testen als Schlüssel zur Überbrückung der Zeit bis zur Impfung. Das gehe überall und mit dem mittlerweile enorm großen Angebot an Schnelltests sei das sehr gut machbar. Man könne die neuen Schnelltests in der Nase sogar selbst anwenden. Nun brauche es Mut vonseiten der Politik: “… bürokratische Bedenken zurückstellen und einfach loslegen.“ So hätten sie es gemacht.
Wird der Tübingen-Weg zum Sachsen-Weg?
Aufgrund des Tübinger Erfolgs und der Schwierigkeiten in Sachsen, insbesondere im Vogtland, setzten sich am Dienstagabend (2. März) der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und der Vogtländische Landrat Rolf Keil mit Palmer (Grüne) in einer Vogtland-Konferenz zusammen, um sich über die Strategien der Pandemiebekämpfung auszutauschen.
Nach Angaben von „Tag24“ bestätigte Palmer, dass es bislang in seiner Stadt 15.000 Schnelltests in den Bildungseinrichtungen gegeben habe. Darunter sei kein positiver Fall gewesen. Auf dem Marktplatz hätte man auch 15.000 Schnelltests gemacht. Dort seien 300 Fälle bestätigt worden. Auch in Altenheimen hatte man vorsorglich getestet und dadurch vier Ausbrüche verhindert. Stadtchef Palmer ist sich sicher: „Man kann mit Schnelltests Infektionsketten durchbrechen.“
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