Al-Zein-Clan
Düsseldorfer Clan-Prozess: Sozialbetrug, Erpressung, Raub & weitere Taten
Vom 15. Juni bis Ende November soll an 30 Prozesstagen den Vorwürfen gegen sieben Mitglieder der Al-Zein-Familie nachgegangen werden.

Richterhammer. Symbolbild.
Foto: iStock
Im Juni 2021 stürmten Spezialeinheiten der Polizei die Villa des Al-Zein-Clans (auch El-Zein, Al-Zayn) in Leverkusen, während gleichzeitig Clan-Chef Badia Al-Zein (47) in Düsseldorf festgenommen wurde. Seit Mittwoch, 15. Juni, stehen neben dem Clan-Chef sechs weitere Angehörige des libanesisch-stämmigen Clans vor dem Düsseldorfer Landgericht: die Ehefrau, drei Söhne, eine Tochter und eine Schwiegertochter.
Vorwurf des Sozialbetrugs
Nach Angaben der „Rheinischen Post“ geht es in dem Prozess unter anderem um den Vorwurf des gewerbsmäßigen, bandenmäßigen Sozialbetrugs. Es wird darauf verwiesen, dass einige der Familienmitglieder in der Leverkusener Villa lebten und innerhalb von sieben Jahren 456.000 Euro Sozialleistungen bezogen haben sollen. Weitere Tatvorwürfe der 127-seitigen Anklageschrift seien Erpressung, Raub, Steuerhinterziehung, schwere Körperverletzung, Geldwäsche, Zwangsarbeit und Geiselnahme.
Ausbeutung im Barbershop
Wie der „Focus“ zum Prozess berichtet, gibt es einen Kronzeugen, der für den Ausgang des Verfahrens entscheidend sein könnte.
Der Mann hatte in einem Barbershop des Clans gearbeitet: sechs Tage die Woche, bis zu 14 Stunden pro Tag und nur 15 Minuten Mittagspause. Alles war kameraüberwacht und selbst das Trinkgeld musste der Mann beim Clan abgeben. Als Monatslohn erhielt der Mitarbeiter im Oud Barber Shop in Leverkusen-Rheindorf gerade einmal 1.000 Euro – also knapp drei Euro pro Stunde.
Im November 2020 erkrankte der Mitarbeiter an Corona und die spärlichen Lohnzahlungen wurden eingestellt. Als er kündigen wollte, tauchte Clan-Chef Badia Al-Zein mit drei Söhnen im Barbershop auf und machte dem Mann klar, dass er erst aussteigen könne, wenn er 26.000 Euro bezahle. Dies sei das Geld, das in den Barbershop investiert worden sei.
Den Angaben nach habe man dem Mann dann gedroht, dass er in einen Keller käme. Der Clan-Chef zeigte ihm auf dem Handy auch ein Foltervideo aus einem schallgeschützten Düsseldorfer Musikstudio. Der eingeschüchterte Mann arbeitete weiter für den Clan. Seinen Aussagen bei der Polizei nach dachte er gar an Selbstmord, schreibt „Focus“ und verweist auf die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Düsseldorf.
30 Verhandlungstage bis November
Badia Al-Zein wurde Clan-Chef, nachdem sein Cousin Mahmut Al-Zein, „El Presidente“ oder auch „Der Pate von Berlin“ genannt, Ende Januar 2021 seiner Abschiebung zuvorkam und vom BER-Flughafen aus mit weiteren Familienangehörigen nach Istanbul abflog.
Dem Clan werden in Deutschland rund 3.000 Mitglieder zugeordnet, was ihn zu einer der führenden Sippen im Land mache, so „Focus“. In NRW gehört der Clan nach Angaben der RP zu den großen Clans. Im Clan-Lagebild des dortigen Landeskriminalamts soll der Clan mit 227 Tatverdächtigen und 441 Straftaten aufgeführt sein.
Der Prozess in Düsseldorf soll noch bis Ende November laufen und ist auf insgesamt 30 Verhandlungstage angesetzt. Der nächste Termin: Dienstag, 28. Juni 2022.
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