
Einfamilienhaus: Kommt jetzt die nächste Öko-Kostenlawine durch das Abfallrecht?
Eine neue Verordnung sieht vor, dass nicht nur Bauschutt, sondern auch Bodenaushub künftig dem Abfallrecht unterliegt, auf Schadstoffe untersucht und entsprechend entsorgt werden soll. Wird die Mantelverordnung in ihrer jetzigen Fassung umgesetzt, müssen private Bauherren und Steuerzahler mit Mehrkosten von mehreren Hundert Millionen Euro rechnen.

Bauschutt wird künftig teurer.
Foto: iStock
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet auch in diesem Jahr mit einem weiteren Zuwachs der Baupreise. Eine neue Mantelverordnung für Bauabfälle könnte Bauherren und Steuerzahler nun zusätzlich belasten.
Wie die “WELT” schreibt sollen künftig unter anderem Bauschutt und Bodenaushub “umweltschonender entsorgt und möglichst oft wiederverwertet werden”. Die zusätzlichen Kosten für Transport und Deponierung könnten Einfamilienhäuser bis zu 80.000 Euro verteuern – wenn weder Altlasten noch Gefahrstoffe den Boden belasten.
Verordnung widerspricht ihrer eigenen Zielsetzung
Die Mantelverordnung gilt als zentrales umweltpolitisches Vorhaben und soll bestehende Regelungen vereinheitlichen und ergänzen. Die Verordnung sieht vor, dass – sofern nicht unmittelbar vor Ort wiederverwendet – neben Bauschutt auch Bodenaushub auf Deponien entsorgt werden soll. Andernfalls unterliege der Aushub dem Abfallrecht. Dieses verlangt eine Untersuchung auf mögliche Schadstoffe, eine Zuordnung in Schadstoffklassen und die entsprechende Entsorgung. Dagegen regt sich Widerstand.
“Wir lehnen die Mantelverordnung nicht prinzipiell ab”, sagte Wolfgang Schubert-Raab in seiner Rolle als Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). Der Zentralverband sieht jedoch Änderungsbedarf, damit die Verordnung “ihrer eigenen Zielsetzung gerecht werden könne”.
Wolle man Bauabfälle möglichst oft wiederverwenden, dürfe Schutz von Rohstoffressourcen und Kreislaufwirtschaft nicht zulasten von Boden- und Grundwasserschutz leiden. Eine ortsnahe Verwertung von Bodenaushub werde durch die Verordnung jedoch erheblich eingeschränkt.
Immer mehr Bauvorhaben könnten am Geld scheitern
“Die Abfallströme werden in Richtung des knappen Deponieraums verschoben”, erklärt Schubert-Raab. Das würde die ohnehin schon knappe Deponiekapazitäten weiter belasten. Neben der Verteuerung der “Kippgebühren” – die reinen Kosten für die Deponierung – würden damit auch die Transportkosten steigen. 50 bis 100 Kilometer zwischen Baustelle und Deponie seien laut ZDB “dann eher Regel als Ausnahme”.
Insgesamt müsse für die Entsorgung bei “normaler Belastung etwa durch menschengemachte Einflüsse” mit Kippgebühren in Höhe von 22 bis 48 Euro pro Tonne und Transportkosten von etwa 14 Euro gerechnet werden. Ist der Boden zusätzlich belastet, steigen die Zusatzkosten auf über 100 Euro pro Tonne.
Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit Keller müssten Bauherren Mehrkosten von 40.000 bis 80.000 Euro einkalkulieren. Das führe mitunter dazu, dass Bauvorhaben am Geld scheitern. Schubert-Raab sprach von etwa zehn Prozent in den letzten zwölf Monaten, die bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes am Budget gescheitert seien.
Noch deutlich teurer könnte es für kommunale und öffentliche Bauherren werden, erklärt der ZDB weiter. Während bei einem Einfamilienhaus die Entsorgungskosten etwa für acht bis 14 Prozent der Bausumme verantwortlich sind, steige dieser Anteil auf “nicht selten 20 Prozent” beispielsweise für eine Brücke. Diese Kosten zahle der Steuerzahler.
Bauabfälle im Wert von elf Milliarden Euro. Pro Jahr.
Wie die “WELT” unter Berufung auf Zahlen des Bundesministeriums für Umwelt schreibt, rechne die Regierung mit “höchstens 13 Millionen Tonnen […] Materialien, die […] künftig auf die Deponien wandern.” Bei etwa 50 Euro pro Tonne kostet auch deren Entsorgung bereits 650 Millionen Euro. Sowohl ZDB als auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie rechnen laut “WELT” jedoch mit erheblich höheren Mengen.
Insgesamt fallen in Deutschland etwa 220 Millionen Tonnen Bauabfall an – pro Jahr – die mit elf Milliarden Euro zu Buche schlagen würden. Zusätzliche Kosten für neue Materialien etwa für Aufschüttungen nicht eingeschlossen.
Der Verband der Entsorgungswirtschaft (BDE) warnt hingegen, dass das Projekt nach 15 Jahren erneut scheitern könnte und forderte alle Beteiligten auf, ihren Widerstand aufzugeben. Gemeinsam mit anderen Verbänden sehe der BDE keinen drohenden Deponienotstand
. (ts)
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