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Goethe-Uni Frankfurt: Kopftuch-Debatte von Prügelei überschattet – Vorwürfe gegen „identitäre Linke“

Proteste während einer Podiumsdebatte zum Thema „Kopftuch“ mündeten am Donnerstagabend in Frankfurt/Main in eine Prügelei, die von der Polizei beendet werden musste. Veranstalter und Islamische Hochschulgemeinde ergehen sich in wechselseitigen Schuldvorwürfen.

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Studenten in der Goethe-Universität Frankfurt.

Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)

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Lesedauer: 5 Min.

Thema des Abends war der Kopf – und dessen Bedeckung. Am Ende standen jedoch die Fäuste im Mittelpunkt, die flogen, als sich am Donnerstagabend (16.1.) im „Studierendenhaus“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main Störer trotz Aufforderung weigerten, den Saal zu verlassen. Erst durch das Eintreffen der Polizei beruhigte sich die Lage wieder.

Anlass für die Ausschreitungen war eine Podiumsdiskussion, die den – durchaus neutral formulierten – Titel „Die Verschleierung: Modeaccessoire, ein religiöses Symbol oder politisches Instrument“ trug. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, fühlte sich eine Gruppe namens „Studis gegen rechte Hetze“ vor allem durch die Anwesenheit der Autorin Naïla Chikhi auf dem Podium gestört.

Podiumsteilnehmer in die Nähe des NSU gerückt

Die Kulturwissenschaftlerin, die sich unter anderem für die NGO „Terre des Femmes“ engagiert, ist 1995 aus Algerien geflohen, das damals bürgerkriegsähnliche Zustände erlebte und von schweren Anschlägen islamischer Fundamentalisten gekennzeichnet war. Seither setzt sie sich nach eigenen Angaben für einen „Feminismus für die Ideale der Aufklärung“ ein. Kritiker werfen ihr demgegenüber einen obsessiven und paternalistischen Zugang in der Kopftuch-Debatte vor.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung sollen die Störer aus dem linksextremen und islamistischen Spektrum durch lautes Zwischengerede die Podiumsdiskussion unterbunden haben. Auf Plakaten ziehen sie die Debattenteilnehmer des „Rassismus“ oder rückten sie gar in die Nähe der 2011 aufgeflogenen Terrororganisation „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Auf Flyern, die sie versuchten, im Publikum zu verbreiten, hieß es, das Podium sei auf eine Weise besetzt, dass Betroffene – nämlich Kopftuch tragende Frauen – gar nicht gefragt würden und dass ein Kopftuchverbot die „bereits bestehende institutionelle Benachteiligung muslimischer Frauen in Deutschland“ vertiefen würde.

Auch als die Situation eskalierte, beharrte Naïla Chikhi auf der Durchführung der Veranstaltung. Die FAZ zitiert sie mit den Worten: „Ich bleibe hier. Notfalls bis Mitternacht. Sonst haben die ja das Gefühl, sie haben gewonnen.“ Sie werde ihr „ganzes Leben weitermachen“, ihren Standpunkt zum Kopftuch zu vertreten, das sie für eine „Fahne des Islamismus“ und ein Zeichen der „Knechtung der Frau“ halte.

„Drei-Fronten-Krieg“ für die „Ideale der Aufklärung“

In einem Interview mit der feministischen Zeitschrift „Emma“ zu dem Vorfall schließt sich Chikhi der Auffassung an, säkulare Feministinnen mit Migrationshintergrund würden von Linken, Rechten und Islamisten in die Zange genommen:

„Ja, wir kämpfen an drei Fronten. Die Verbündete des politischen Islam ist leider die identitäre und regressive Linke. Es kann doch nicht sein, dass sich diese Leute, die theoretisch für die Freiheit der Frau einsetzen, mit Leuten zusammentun, die die Meinungs- und Versammlungsfreiheit einschränken. Ich habe in Algerien den Aufstieg des islamischen Fundamentalismus erlebt.“

In einem Kommentar für die „Bild“-Zeitung spricht Timo Lokoschat von einer „Schande“, dass „einer Kämpferin für die Freiheit, die 1995 vor islamischen Fundamentalisten aus Algerien fliehen musste, […] der Mund verboten werden“ sollte. Erlaubt seien im Weltbild der linken Störer „Stimmen von Migrantinnen und Migranten anscheinend nur, wenn sie die erwünschte Meinung vertreten“. Lokoschat meint, „Unterdrückung und Macho-Kultur in der islamischen Welt und in Deutschland“ zum Thema zu machen, sei insbesondere vor dem Hintergrund der Lage im Iran besonders wichtig:

„Dass derzeit im Iran zahlreiche Frauen ihr Leben im Kampf gegen das Zwangs-Kopftuch riskieren, bewegt die selbstgerechten Störer offenbar wenig. Dabei bräuchten diese mutigen Feministinnen unser aller Solidarität.“

IHG: „Gewalt ging von Islamgegnern aus“

Die „Islamische Hochschulgruppe“ Frankfurt am stellt den Vorfall auf Facebook anders dar. Sie hatte den Veranstaltern bereits im Vorfeld vorgeworfen, eine „Schein-Debatte“ mit einem einseitig besetzten Podium organisiert zu haben. Die Teilnehmer hätten muslimische Frauen als „schwache und fremdbestimmte Marionetten“ dargestellt.

Daraufhin habe eine „überschaubare Gruppe von Studierenden“, bestehend aus Muslimen und Nicht-Muslimen, die „Initiative zur friedlichen Verteidigung ergriffen“ und sei daraufhin zum „Opfer physischer Gewalt“ geworden. Die öffentlichen Medien, so die IHG, würden derzeit „die Rolle von Opfer und Täter vertauschen“.

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