
Goodbye Deutschland: 2019 verließen 270.000 Bürger das Land – die meisten hochqualifiziert
Dem jüngst veröffentlichten Migrationsbericht des BAMF zufolge hat 2019 die Zahl der Abwanderer aus Deutschland gegenüber dem Jahr zuvor um 3,9 Prozent zugenommen. Von den 270.000 deutschen Staatsangehörigen, die das Land verließen, waren die meisten gut ausgebildet.

Symbolbild.
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Der Migrationsbericht des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über das Jahr 2019 ist veröffentlicht worden. Nachdem der Nettozuzug nach Deutschland im Jahr 2015 mit 1,1 Millionen Menschen einen bisherigen Höchststand erreicht hatte, ist der Wanderungssaldo bis zum Vorjahr auf 327.060 Personen gesunken.
Vor allem die Abwanderung hat um nicht weniger als 3,9 Prozent zugenommen. Dem BAMF zufolge haben 270.000 deutsche Staatsangehörige im Jahr 2019 ihren Lebensmittelpunkt dauerhaft aus Deutschland weg verlegt – die Mehrzahl davon gehörte jüngeren Altersgruppen an und überdurchschnittlich viele hatten einen Hochschulabschluss.
Von Deutschland aus ging es meist in die Schweiz oder nach Österreich
Wie der Bericht ausweist, standen rund 1,6 Millionen Zuzügen im Vorjahr 1,2 Millionen Fortzüge gegenüber. Die wichtigsten Zielländer deutscher Abwanderer waren die Schweiz, in die 16.340 Personen zogen, Österreich (11.904) und die USA (9.782). Mit knapp 2.400 gab es auch gegenüber Ungarn einen negativen Wanderungssaldo. Zudem sind in Summe nur noch 249 Zuzüge von Polen nach Deutschland mehr zu verzeichnen als in der Gegenrichtung Abwanderungen.
Der größte Wanderungssaldo ergab sich unter den wichtigsten Herkunftsländern Rumänien mit 40.164, gefolgt von Syrien mit 23.967 und der Türkei mit 21.104. Nachdem in den Jahren seit 2006 über einen längeren Zeitraum hinweg mehr Personen von Deutschland in die Türkei gezogen waren als in die Gegenrichtung, hat sich der Wanderungssaldo vor allem seit dem missglückten Putschversuch von 2016 umgekehrt.
Anders als noch zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise waren im Vorjahr 55,9 Prozent der Personen, die aus Syrien nach Deutschland gekommen waren, weiblich. Insgesamt waren 38,6 Prozent der 2019 nach Deutschland zugezogenen Personen weiblich, unter den Abgewanderten waren es 34,3 Prozent.
EU-Binnenmigration auch 2019 im Vordergrund
Während bei Zuwanderern aus Algerien (80,1 Prozent), Libyen (75,9 Prozent) und Slowenien (70,4 Prozent) ein deutlicher Überhang männlicher Personen zu verzeichnen war, war bei der Zuwanderung aus Thailand (73,5 Prozent), den Philippinen (64 Prozent) und Südkorea (60 Prozent) der größte Anteil weiblich.
Insgesamt spielte bezüglich des Zuwanderungsgeschehens im Jahr 2019 mit 748.994 Personen die EU-Binnenmigration die größte Rolle, wobei Zuzügen aus der Staatengemeinschaft 636.479 Abwanderungen oder Abmeldungen gegenüberstanden, die im Zuge der Europawahl von Amts wegen vorgenommen wurden. Gegenüber 2015 ging die Zuwanderung aus der EU um 11,5 Prozent zurück.
Um einen Asylerstantrag zu stellen, kamen im Vorjahr nur noch 142.509 Personen nach Deutschland, im Jahr 2016 waren es noch 722.370, im Jahr davor 441.899. Über den Familiennachzug kamen noch 96.633 Menschen ins Land, knapp 500 weniger als im Jahr davor. Etwa 111.000 Personen kamen im Vorjahr zu Studienzwecken nach Deutschland, im Wege der Fachkräfteeinwanderung nach §§ 18ff. Aufenthaltsgesetz zog es 64.219 Einwanderer hierher.
Aussiedler machten bis 2004 den Fortzugsüberschuss wett
Insgesamt wandern dem BAMF zufolge bereits seit 2005 mehr deutsche Staatsangehörige aus Deutschland ab als abgewanderte oder im Ausland geborene ins Land zurückkehren. Dieser Trend ist dem Bericht zufolge bereits seit den 1980er Jahren zu beobachten. Allerdings hätten bis 2004 deutsche Spätaussiedler aus der früheren Sowjetunion, die ein Anrecht auf deutsche Staatsangehörigkeit hatten, dieser Entwicklung gegengesteuert. Mittlerweile spielt diese Bevölkerungsgruppe kaum noch eine Rolle: Im Jahr 2019 kamen nur noch 6.000 Personen oder deren Ehepartner und Nachkommen nach Deutschland.
Seit 2016 beträgt der negative Wanderungssaldo bei deutschen Staatsangehörigen insgesamt 335.787 Personen. Zwar haben von jenen Deutschen, die zuvor das Land verlassen hatte, nicht alle dauerhaft dem Land den Rücken gekehrt, dennoch standen 726.950 Heimkehrern in diesen vier Jahren 1.062.737 Abwanderern gegenüber.
Zum Abwanderungsverlust wirkt sich auch noch die niedrige Geburtenrate unter deutschen Staatsangehörigen aus: Lediglich 2,4 Millionen Geburten von Müttern mit deutscher Staatsangehörigkeit standen im Vorjahr 3,6 Millionen Verstorbenen mit deutschem Pass gegenüber.
Etwa ein Viertel aller Deutschen hat Migrationshintergrund
Immerhin betrug der Nettozuzug von nichtdeutschen Staatsangehörigen 2019 noch 385.000 Personen, gegenüber 2018 bedeutet jedoch auch dies ein Minus von etwa 17 Prozent. Verantwortlich für den positiven Wanderungssaldo in diesem Bereich waren je zu etwa einem Drittel EU-Niederlassungsfreiheit, humanitäre Zuwanderung und Bürger von Drittstaaten, die über Visa, Familiennachzug oder Fachkräftezuwanderung ins Land kamen. Etwa ein Viertel der deutschen Staatsangehörigen, laut BAMF-Bericht 21,2 Millionen, weisen einen sogenannten Migrationshintergrund auf.
Immerhin verlassen einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zufolge, über die die „Welt“ vor einem Jahr berichtete, nur 18 Prozent der Abwanderer Deutschland, weil sie mit dem Leben hier insgesamt unzufrieden seien. In den meisten Fällen (58 Prozent) seien es berufliche Motive, die für den Entschluss, das Land zu verlassen, den Ausschlag gäben. Danach kommen „Verwirklichung eines bestimmten Lebensstils“, also klimatische oder kulturelle Erwägungen, mit 46 und familiäre Gründe mit 36 Prozent.
Allerdings lohne sich in den meisten Fällen die Auswanderung allein schon in materieller Hinsicht: So hätten im Vorjahr 60 Prozent aller vom BiB Befragten angegeben, dass sich ihr Einkommen seit dem Wegzug erhöht habe.

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