Hambacher Forst: Radikale Aktivisten attackieren Polizisten - Räumung der illegalen Baumhäuser steht bevor
Die Fronten im Streit um den Hambacher Forst sind verhärtet. Jetzt will das NRW-Bauministerium Tatsachen schaffen- und die Baumhäuser der radikalen Umweltschützer und Braunkohlegegner unverzüglich räumen lassen. Mit Widerstand der Aktivisten ist zu rechnen.

Seit 2012 ist der Hambacher Forst von Aktivisten besetzt.
Foto: Christophe Gateau/dpa
Die Lage im Braunkohlerevier Hambacher Forst spitzt sich zu: Das NRW-Bauministerium will, dass die jahrelang geduldeten Baumhäuser der radikalen Umweltschützer und Braunkohlegegner unverzüglich geräumt werden.
Eine entsprechende Weisung sei den zuständigen Baubehörden am Mittwochabend übermittelt worden, bestätigte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Eine Räumung dürfte jedoch nicht ohne Widerstand ablaufen.
In der Weisung argumentiert das Ministerium nach dpa-Informationen unter anderem mit dem fehlenden Brandschutz in den Baumhäusern. Nach der Bauordnung müssten die Baumhäuser etwa über Rettungstreppen und über Geländer verfügen. Außerdem müssten Rettungswege für Feuerwehr und Krankenwagen verfügbar sein. Deshalb dürfe es aus Sicherheitsgründen keinen zeitlichen Aufschub bei der Räumung geben. Umsetzen müssen das nun die Bauämter der Stadt Kerpen und des Kreises Düren, auf deren Gebiet der Hambacher Forst liegt.
Der Hambacher Forst zwischen Aachen und Köln ist längst zu einem Symbol des Widerstands gegen die Braunkohle geworden. Vor Beginn der Kohleförderung war der Wald 4100 Hektar groß; nach Angaben des Tagebau-Betreibers RWE Power wurden bislang 3900 Hektar für den Kohleabbau gerodet. Der Wald hat nach Angaben des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) eine 12.000 Jahre lange Geschichte. Es gibt dort Vorkommen streng geschützter Arten wie Bechsteinfledermaus, Springfrosch und Haselmaus.
Seit 2012 ist das Waldstück von radikalen Aktivisten besetzt, die zum Teil in den 30 bis 60 Baumhäusern leben. Im Herbst will der Energiekonzern RWE mehr als die Hälfte des verbliebenen Waldes fällen, um weiter Kohle baggern zu können. Bevor gerodet werden kann, müsste der Forst geräumt werden. Doch das gilt als schwierig. Zuletzt sicherte die Polizei mit einem großen Aufgebot den Einsatz von RWE-Mitarbeitern ab, die Barrikaden aus dem Wald räumen und so die Rodungsarbeiten vorbereiten wollten.
Doch der geplante Braunkohleabbau spielt in der Weisung des Bauministeriums zur Räumung der Baumhäuser keine Rolle. Vielmehr argumentiert das Ministerium in dem Schreiben mit Sicherheitsbedenken.
Die Aktivisten riefen am Mittwochabend in sozialen Netzwerken dazu auf, den Protest im Hambacher Forst zu unterstützen. Zuletzt waren am vergangenen Samstag und Sonntag Hunderte Menschen dem Aufruf zu einem „Wochenende des Widerstands“ in dem Waldstück gefolgt.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete die Baumhäuser der Braunkohle-Gegner als „illegal besetzte Gebiete“. Aus den Baumhäusern heraus gebe es seit Tagen Übergriffe auf Polizisten, sagte Laschet.
Am Mittwoch hatten mehrere Vermummte die Beamten mit Steinen beworfen, wie die Aachener Polizei mitteilte. Verletzte gab es glücklicherweise nicht. Nach dem Warnschuss zogen sich die Vermummten wieder in den Wald zurück. Bereits am 24. August wurden Polizisten mit Steinen von den Vermummten beworfen. Dabei wurde ein Beamter verletzt. (dpa/so)
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