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Wenn Antidiskriminierer diskriminieren

Hannover: Keine Diskussion mit „altem weißen Mann“ - Stadt sagt nach Aktivisten-Schelte ab

Weil eine Antidiskriminierungs-Organisation nicht mit einem weißen Afrikaexperten diskutieren wollte, wurde eine Diskussionsveranstaltung der Stadt Hannover zum Thema Kolonialzeit abgesagt. Es gab reichlich Kritik an der Entscheidung.

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Das Neue Rathaus in Hannover (Niedersachsen). Foto: iStock

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Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover sollte auch eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Kolonialzeit abgehalten werden. Doch die Stadt musste diese absagen, nachdem sich die Organisation „Initiative für Diskriminierungssensibilität und Rassismuskritik“ (IDiRa) über die Teilnahme des renommierten Afrikaexperten und Historikers Helmut Bley entrüstet hatte.

Antirassisten weichen Diskussion aus

Am Mittwoch erklärte die Sozial- und Integrationsdezernentin der Stadt, Silvia Bruns, nach Angaben der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ), dass man sich gefreut hätte, die Argumente von Professor Bley und die von IDiRa im geplanten Format auf die Bühne zu bringen. Die Dezernentin zeigte sich enttäuscht: „Mir ist es wichtig, dass die Menschen in dieser Stadt miteinander sprechen.“
Die Absage durch die Stadt wurde damit begründet, dass das angedachte Gesprächsformat sich als nicht tragfähig erwiesen habe. Der Vortrag des emeritierten Professors der Leibnitz-Uni Hannover soll daher im Herbst nachgeholt werden.

Afrikaexperte als „alter weißer Mann“ diskriminiert

Professor Bley hatte einen Vortrag über „Kolonialgeschichte von Afrikanern und Afrikanerinnen her denken“ halten wollen, was den Unmut der Antirassismus-Aktivisten hervorrief. In einer schriftlichen Stellungnahme der Antidiskriminierungs-Initiative warf diese dem Afrikaexperten mangelnde Selbstreflexion vor: „Nicht, weil wir allgemein der Meinung sind, weiße Menschen dürften sich zu dem Thema gar nicht äußern, sondern weil es uns wichtig ist, dass jene weißen Menschen, die über die Thematik sprechen, ihre eigene Positionierung in diesem Kontext reflektieren.“
Der Afrikaexperte berichtete, dass in einem Vorgespräch eine Vertreterin von IDiRa gleich zu Anfang nachdrücklich erklärt habe, „dass ich als ‚alter, weißer Mann‘ mich gar nicht in afrikanische Verhältnisse hineindenken und einfühlen könnte“, so der emeritierte Professor, der sich nach „HAZ“-Angaben seit den Sechzigerjahren für die Aufarbeitung der Kolonialzeit einsetze.

Kritik am Einknicken der Landeshauptstadt

Kritik über die Aussagen der Antidiskriminierungs-Organisation kam auch vom langjährigen Oberbürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg (SPD). Bley sei ein international anerkannter Afrikaexperte, erklärte Schmalstieg. Das Argument sei nicht stichhaltig, dass sich der Historiker als weißer Europäer nicht in die Position von Afriakanern versetzen könne.
Der Vorsitzende des internationalen Ausschusses, der Bürgermeister und Ratsvorsitzende Thomas Hermann (SPD), zeigte sich überrascht von der Absage und wunderte sich über das Einknicken der Stadt vor der Antirassismus-Initiative: „Man muss auch manchmal als Stadt Haltung zeigen“.
Ähnliches sagte FDP-Fraktionschef Wilfried Engelke. Da sei eine kleine Gruppe, „die laut schreit, und schon zuckt die Stadt zurück“. Er hätte sich eine offene Diskussion gewünscht, alle hätten ihre Meinung sagen können.
Jens Seidel, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat der Stadt Hannover, warnte vor der „Einführung eines Gesinnungs-TÜV“. Diese Art von Gesprächsklima tue der Demokratie nicht gut, erklärte Seidel und kündigte an, dass die Fraktion in den kommenden Tagen schriftlich bei Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) nachfragen werde, wie es dazu habe kommen können.

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