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Höchste Zeit für Änderungen

Kinderärzte schlagen Alarm: „Wir sind am Limit!“

Ein Drittel der Kinder- und Jugendärzte geht in den nächsten fünf Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Bereits jetzt gibt es erhebliche Versorgungsengpässe.

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Ein krankes Kind und kein Arzt in Sicht? Der Kinder- und Jugendärzteverband malt ein düsteres Bild für die Zukunft.

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Aufnahmestopps in Arztpraxen, überfüllte Kliniken. Wer auf medizinische Versorgung seiner kranken Kinder angewiesen ist, hat ein Problem. Die Situation der Kinderkliniken und vor allem der ambulanten Kinder- und Jugendarztpraxen in Deutschland ist dramatisch, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)
Grund hierfür ist nicht allein das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), das sich derzeit besonders stark verbreitet, und auch nicht andere derzeit kursierende schwere Atemwegsinfekte. Die Wurzel liegt vielmehr in der desaströsen Gesundheitspolitik.
Seit Jahren habe die Politik die Kinder- und Jugendärzte „finanziell aushungert, uns aber gleichzeitig immer mehr Aufgaben aufbürdet“, beschreibt der BVKJ-Bundespressesprecher Jakob Maske die brisante Lage. Allein die steigenden Energiepreise würden für die Ärzte eine überdurchschnittliche Belastung darstellen. „Anders als in öffentlichen Gebäuden können wir zum Beispiel kaum die Raumtemperaturen absenken, weil wir Neugeborene und kranke Kinder nicht frieren lassen können“, kritisiert der Verband.
„80 Prozent der Kliniken mussten in den letzten Jahren die Zahl ihrer Betten reduzieren – sogar im Intensivbereich. In unseren Praxen müssen wir daher zunehmend schwerkranke und chronisch kranke Kinder und Jugendliche mitversorgen“, so Maske weiter.
Hinzu komme die medizinische Betreuung von Kindern aus Flüchtlingsfamilien, deren Anzahl weiter ansteigt. Dabei gilt es, nicht nur Infektionskrankheiten zu versorgen, sondern auch sogenannte „neue Krankheiten“, die einen hohen Beratungsaufwand fordern. Als Beispiele nennt der BVKJ-Sprecher vor allem Übergewicht und Entwicklungsstörungen.

Ein Drittel der Ärzte gehen in Ruhestand

Lange und stressige Arbeitstage bei fehlenden finanziellen Anreizen und damit auch fehlender gesellschaftlicher Wertschätzung führen nach Aussage des Ärzteverbandes dazu, dass freie Praxissitze keine Nachfolger finden. Schon jetzt ist abzusehen, dass in den kommenden fünf Jahren ein Drittel aller Kinder- und Jugendärzte in Rente geht. Dadurch wird das Problem der medizinischen Versorgung von Kindern weiter verschärft. Wer soll dann die Vorsorge machen, impfen, beraten, Infekte behandeln?
„Kinder haben in der Politik offenbar keine Lobby und die Kinder- und Jugendmedizin hat es damit auch nicht“, beklagt der BVKJ. „Die derzeitige dramatische Situation beleuchtet diesen Skandal. Es ist höchste Zeit, dass die Politik nun umsteuert.“
Obwohl die Pädiater durchschnittlich weit über 50 Stunden pro Woche arbeiten, würde dies nicht entsprechend von der Politik honoriert.
„Wir werden mit Aussicht auf Nullrunden abgespeist, während die Ausgaben für die reine Erhaltung unserer Praxen rasant wachsen.“
Um die prekäre Lage zukünftig zu entschärfen, schlagen die Pädiater vor, mehr Medizinstudienplätze und mehr Klinikbetten bereitzustellen. Jungen Ärztinnen und Ärzten, die sich mit einer Praxis niederlassen wollen, müssten zudem Perspektiven geboten werden. „Und zwar schnell, denn Kinder und Jugendliche warten nicht mit dem Krankwerden.“
 

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