Autoindustrie arbeitet am „gläsernen Autofahrer“
Kommen in Autos bald serienmäßig Überwachungskameras?

Überwachungskamera in einem Taxi in Ecuador. Werden bald auch deutsche Autofahrer serienmäßig gefilmt?
Foto: AFP / Getty Images
Ein intelligentes Auto, das merkt, wenn der Fahrer einzuschlafen droht – das ist die offizielle Vision, warum die Autoindustrie Überwachungskameras in PKWs bauen will. Der Fahrer würde dann die ganze Zeit gefilmt, die Daten gespeichert und sein Verhalten ausgewertet. VW, Daimler und BMW arbeiten unter anderem an der Technologie, die beim Fahren mit Autopilot zum Einsatz kommen soll. Im Fachjargon heißt sie „Datenerhebung beim automatisierten Fahren“.
Politiker noch skeptisch
Doch es regt sich Widerstand dagegen, wie nun der Stern am Mittwoch berichtete: Experten des Verbands der Automobilindustrie (VDA) schlugen in einer vom Bundesverkehrsministerium eingerichteten Lobbyistenrunde die Installierung der Kameras vor. Das Meeting fand hinter verschlossenen Türen statt, doch dort gab es Kritik an den Plänen.
Ein Teilnehmer sagte laut Informationen des Magazins, dass eine Dauerüberwachung per Kamera nach "Big Brother" klinge.
Eine neue Dimension der Überwachung
Die geplanten Überwachungskameras würden weit hinaus gehen über heute gebräuchliche Sensor-Systeme, die anhand von Lidschlägen und Lenkverhalten drohendes Einschlafen erkennen. Ein großes Problem ist, dass Kraftfahrzeuge dadurch in Zukunft sehr vieles über ihre Halter wüssten – doch was genau? Und inwiefern könnte es im Zweifel gegen den Autofahrer verwendet werden?
Welche Informationen das Auto künftig speichern soll, wollte der VDA dem Stern nicht beantworten. Die "große Menge an Daten", die anfallen würde, solle "für die Fahrzeugentwicklung" genutzt werden – daran bestehe "ein berechtigtes Interesse".
Der Stern zitierte die Linken-Verkehrsexpertin Sabine Leidig, die sagte, "der gläserne Autofahrer" sei ein zu hoher Preis "für ein neues Geschäftsmodell" der Autoindustrie. Auch die Verkehrsexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Monika Jungbluth, warnte: Verbraucher dürften "nicht als Versuchskaninchen missbraucht werden". (rf)
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