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Lauterbach hält Verbot des Freizeitsports für möglichen Schritt gegen Corona

SPD-Gesundheitssprecher Karl Lauterbach hat in der Debatte um die Einschränkung von Kontakten im Zeichen der Corona-Krise neue Vorstöße unternommen. In der „Welt“ regt er ein vollständiges Verbot des Freizeitsports und von Profisport zumindest im Indoor-Bereich an.

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Karl Lauterbach.

Foto: Kay Nietfeld/dpa/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

Der Gesundheitssprecher und seit 2005 durchgehend mit dem Direktmandat für den Stimmkreis 101 (Leverkusen – Köln IV) ausgestattete Bundestagsabgeordnete der SPD, Karl Lauterbach, hält ein vollständiges Verbot des Freizeitsportes in Deutschland für eine mögliche Option zur Corona-Bekämpfung.
In der „Welt“ begründete der von dieser als „Mahner und Warner“ in der Corona-Krise gewürdigte Politiker dies mit der Notwendigkeit zur Einschränkung unnötiger Kontakte.

Fehleinschätzung zu Geisterspielen eingeräumt

Lauterbach räumte ein, mit seiner früheren Einschätzung, Geisterspiele im Profifußball würden die Zahl der Infektionen unter Spielern und infolge von Fan-Ansammlungen im Umfeld der Spiele drastisch anwachsen lassen, falsch gelegen zu haben. Dennoch hält er die Forderung nach der Rückkehr von Zuschauern in die Stadien für „zum jetzigen Zeitpunkt völlig realitätsfremd“ – auch dann, wenn die Vereine Hygienekonzepte vorlegten.
Vielmehr müsse sich auch der Sport auf noch schmerzhaftere Einschnitte gefasst machen, sollten sich die Fallzahlen bis zum Corona-Gipfel zwischen Bund und Ländern am kommenden Mittwoch, 25. November, in einer nicht zufriedenstellenden Weise entwickeln.

Lauterbach könne sich pauschales Verbot von Freizeitsport „gut vorstellen“

Zwar sei, so Lauterbach, ein pauschales Verbot von Sportveranstaltungen schwer zu begründen, weshalb man weiter die Reduzierung der Zahl der Kontakte im Vordergrund habe, am Ende würde jedoch der Grad der Gefährdung von Spielern und deren Familien die entscheidende Variable darstellen. Sollten sich die Zahlen nachteilig entwickeln, sei auch der Profisport nicht mehr zu garantieren, so der SPD-Politiker:
„Dann könnte ich mir gut vorstellen, dass wir den Freizeitsport und auch den Profisport, zumindest den Hallensport, komplett verbieten. Selbst beim Profi-Fußball bin ich nicht sicher, wie lange wir das noch durchhalten.“

Kontakte um mindestens 75 Prozent reduzieren

Für den Mittwoch rechnet Lauterbach mit dem Beschluss weiterer Einschränkungen. Die „hohe Inzidenzzahl […], die uns zwangsläufig zur Überlastung in der Intensivmedizin und auch zu mehreren Hundert Todesfällen pro Tag führt“, werde sich nur senken lassen, wenn die Kontakte um mindestens 75 Prozent reduziert würden. Dazu bedürfe es entsprechender Maßnahmen außerhalb, aber auch innerhalb des Sports.
Gesundheitsschäden durch Bewegungsmängel befürchtet Lauterbach im Fall eines Verbots des Freizeitsports nicht – Spazierengehen und Joggen wären immer noch machbar:
„Um sich zu bewegen, braucht man keine Kontakte mit anderen. Natürlich ist Bewegung optimal – aber man kann auch spazieren gehen oder joggen, ohne Kontakte zu haben.“

Ex-Frau hält Corona für reine Saison-Angelegenheit

Ausgerechnet Lauterbachs Ex-Ehefrau Angela Spelsberg gehört unterdessen zu den schärfsten Kritikerinnen seiner Corona-Politik. Diese hatte erst im September in einem Interview mit „RTL“ erklärt, die deutsche Bundesregierung betreibe ihre Pandemie-Politik auf Basis gleicher Modellrechnungen wie zu Beginn der Seuche. Diese Daten seien jedoch mittlerweile „widerlegt“.
Spelsberg regte bereits damals an, Veranstaltungen im Freien, Besuche im Fußballstadion und den Schulunterricht wieder so stattfinden zu lassen wie vor der Pandemie. Das Immunsystem der Menschen sei auf die Krankheit besser eingestellt, sie gehe von einem „streng saisonalen Verlauf“ der Corona-Zahlen aus, „wie wir ihn auch bei der normalen Grippesaison kennen“. Auch bezüglich der Sterblichkeit ähnelten sich beide Krankheiten, so Spelsberg zu „RTL“.
Seit Oktober sind jedoch nicht nur die Infektionszahlen in drastischem Maße angestiegen, mittlerweile ist auch die Zahl der verstorbenen Infizierten wieder in eine Größenordnung aufgerückt, wie man sie bereits im Frühjahr gekannt hatte.

Palmer ruft Lauterbach zur Mäßigung auf

Auch der grüne Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, der mit Lauterbach seit Beginn der Krise bereits mehrfach aneinander geraten war, hat auf Facebook erneut Kritik an den Warnungen des Kölner Bundestagsabgeordneten geübt.
Dessen Prognosen seien „demoralisierend“ und hätten sich bereits mehrfach als „düster, erschreckend und falsch“ erwiesen. In vielen Fällen hätten sie bei Befolgung zu enormem wirtschaftlichem Schaden geführt – in Bereichen wie der Schulpolitik, wo Lauterbach erst für 2022 wieder mit einer Normalisierung gerechnet hatte, seien sie schlichtweg unzutreffend gewesen.
Aus diesem Grunde forderte Palmer Lauterbach in seinen öffentlichen Aussagen zur Mäßigung auf: „Ihre stetig wiederholten Forderungen, die Menschen in unserem Land allmählich zu Eremiten zu machen, sehe ich zunehmend kritisch. So wie wir Vorsicht walten lassen sollten wegen Corona, sollten wir auch Vorsicht walten lassen mit Warnungen und Maßnahmen. Beides kann nämlich gefährlich sein.“

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