
Mecklenburg-Vorpommern: Anwohner kritisieren Wende-Denkmal als „Schandfleck“ und Corona-Maßnahmen als „überzogen“
In Waren (Müritz) sorgte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig am Freitagvormittag für gesperrte Straßen und Polizeipräsenz. Die Einweihung eines Denkmals stand auf der Tagesordnung. Doch davon waren viele Anwohner alles andere als begeistert.

Manuela Schwesig bei der Denkmaleröffnung an der St. Georgenkirche in Waren am 16. Oktober 2020.
Foto: Epoch Times
Zur „Erinnerung an die Friedliche Revolution und den Aufbruch in Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Jahr 1989 im heutigen Mecklenburg-Vorpommern“ haben der Landtag und die Landesregierung ein Zeichen der Erinnerung in Waren (Müritz) initiiert.
Das neu installierte Denkmal „Perspektiven der Freiheit“ ziert seit heute, 16. Oktober, den Platz vor der St.-Georgen-Kirche in Waren (Müritz). Es soll daran erinnern, dass am 16. Oktober 1989 nach einem Gottesdienst die ersten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern auf die Straße gegangen waren, um für die Freiheit und gegen den DDR-Staat zu demonstrieren.
Seit Wochen war der wenige Quadratmeter große Platz hinter Bauzäunen nicht einsehbar. Nur lange, weiße Stangen ragten heraus. Heute wurde das Denkmal enthüllt. Das Werk der Stuttgarter Künstler Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper trägt Sprüche und Parolen aus dem Herbst 1989. Wenn man sich unterhalb der 20 Platten hinstellt, kann man „Demokratie jetzt oder nie“, „Freie Presse für freie Menschen“, „Nie wieder Diktatur“ und weiteres lesen.
Bevor das Denkmal offiziell von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eingeweiht wurde, gab es von Anwohnern schon die erste Kritik. Ein paar Schaulustige hatten sich bei kühlen Temperaturen und bewölktem Himmel in der Innenstadt vor der Kirche versammelt.
„Was soll das denn sein? Sieht aus wie ein Lagerregal“, kritisierte eine Einheimische.
„Ach wie schön, ein Klettergerüst“, sagte eine ältere Dame, die gerade von ihrer nahe gelegenen Krankenkasse um die Ecke kam und sich fragte, was hier vor sich gehe. Als sie darauf hingewiesen wird, dass es sich um ein Denkmal handele, erwiderte sie: „Na, Hauptsache die Kinder haben Spaß!“
„Es fand eine Ausschreibung statt, in der die Bürger von mehreren Entwürfen einen wählen konnten“, erklärte eine andere Frau. Sie war damals zur Abstimmung extra ins Rathaus gegangen. Zwei weitere Damen nicken zustimmend. „Aber trotz Mehrheit für die ‚drei Kerzen‘ [Anm. d. Red.: ein weiteres Kunstobjekt] haben die Stadtvertreter anders entschieden“, kritisiert sie. Und jetzt habe man dieses weiße Ungetüm vor der Kirche stehen. „So ein Schandfleck“, murmelt jemand von hinten. Die Frage sei, ob das „klapprige Gerüst“ den nächsten Herbstwind überstehen könne.
Hotelbetreiberin kritisiert Denkmal und Corona-Politik
„Nicht nur, dass das Denkmal hässlich ist, es kostet die Stadt auch jährlich etwa 9.500 Euro“, erklärt Hotelinhaberin Katja Jedwillat, die das Altstadthotel „Goldene Kugel“ vis-à-vis betreibt und gleichzeitig Vorstandsvorsitzende der Warener Hotelgemeinschaft ist. Der Stadt seien aufgrund des Denkmalbaus drei Parkplätze in der Altstadt verloren gegangen, die für den Tourismus dringend nötig seien und der Verwaltung bis vor kurzem auch noch pro Stunde 1,20 Euro einbrachten. Bei vorsichtigen Hochrechnungen ist die Hotelinhaberin auf jährlich 9.500 Euro gekommen.
Überhaupt hätte man das Geld für das „Heizungsrohrdenkmal“, wie sie das Objekt „liebevoll“ benennt, besser ausgeben können. Die 140.000 Euro, die das Kultus- und Bildungsministerium dafür beigesteuert habe, hätte man lieber direkt in die Schulen stecken sollen, meint Jedwillat.
Für die Hotelbetreiberin war das Jahr 2020 das schwierigste in all ihren Jahren. „Die Gästebücher waren voll“, erklärt sie gegenüber Epoch Times. Aber dann kam Corona und die Gäste blieben aus. Bis Mai lief überhaupt nichts.
„Ab 18.05.2020 durften die Hotels nur schrittweise öffnen, angefangen mit Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern, was quasi gar nichts brachte, und dann mit einer Belegung von 60 Prozent, was richtig weh tat, weil wir hätten 100 Prozent haben können“, berichtete sie weiter. „Die Menschen wollten einfach reisen nach einem so langen Shutdown und durften auch noch nicht ins Ausland.“
Auch wenn das Geschäft grundsätzlich im Sommer gut gelaufen sei, so wäre der Ausfall nicht aufholbar, beschreibt die Hotelinhaberin die Situation. Jetzt stehe der Winter vor der Tür „und was im nächsten Jahr kommt, weiß kein Mensch“.
Angesprochen auf die neuerlichen Tourismusbeschränkungen äußerte sie ihre Bedenken und absolutes Unverständnis. Die Leute trauten sich schon gar nicht mehr Zimmer zu buchen „und wir Hoteliers bleiben auf den Kosten für die zwangsläufig stornierten Zimmern von Münchner, Dortmunder, Berliner oder Frankfurter Gäste sitzen. Wer erstattet den jetzt schon schwer gebeutelten Hoteliers diese Kosten?“
Für ein Tourismusland wie Mecklenburg-Vorpommern sei das ein Drama. In den Augen der Hotelbetreiberin sind die Maßnahmen „überzogen“ und nicht nachvollziehbar. Sie fragt: „Wie viele von den Infizierten werden denn krank oder müssen schwerkrank in einer Klinik behandelt werden?“ Davon erfahre man in den öffentlich-rechtlichen Medien nichts.
Querdenken-399 erinnert an Folgen der Corona-Politik
Ganz abseits des Geschehens sammelte sich eine Handvoll Querdenker. Die Anhänger der Querdenken-399 wurden von der Polizei abgeschirmt. Der Zutritt zum Veranstaltungsbereich mit Megafon wurde ihnen verwehrt. Sprecher Thomas Müller gab über den Lautsprecher die aktuellen Zahlen bekannt: „Ist Ihnen bekannt, dass 99,905 Prozent aller Menschen in Mecklenburg-Vorpommern zur Zeit von COVID-19 gesundheitlich nicht betroffen sind? Sieht so eine Pandemie aus?“
„Wir trauern um die 2.500 Menschen, die jeden Tag in Deutschland sterben“, erklärte der Musiker weiter. Und man trauere um die über 400 Herzinfarkt-Patienten täglich, denen nicht geholfen werden konnte, weil sie aus Angst nicht rechtzeitig in ärztliche Behandlung kamen. Auch trauere man um die Tausende an Demenz und Alzheimer Erkrankten, die durch die Isolation gestorben seien oder deren Krankheit immens schnell vorangeschritten sei, ebenso um die vielen alten Menschen, die allein gelassen wurden.
Auch die Menschen in den Heimen, „die eines würdevollen Todes beraubt wurden“, erwähnte der Pianist bei der Gelegenheit. Sie konnten sich nicht von ihren Angehörigen verabschieden und auch den Hinterbliebenen wurde gedacht, die ihre letzten Worte nicht an die Sterbenden richten durften.
„Wir sind traurig, Frau Schwesig, über die noch gar nicht absehbaren Folgen der Traumatisierung durch Isolierung, Stigmatisierung und Diskriminierung und über die Spaltung der Gesellschaft“, ruft die Stimme durch den Lautsprecher, „und über den Verlust an Vertrauen – vor allem in Mitmenschen, aber auch in Regierung und die Medien.“
„Ja, das kann man wohl sagen“, stimmt ein Passant ein. Wer glaube schon den Öffentlich-Rechtlichen? „Wenn man wirklich Informationen sucht, findet man sie – aber bei ganz anderen Quellen.“
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