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„Tatort“ ideologisch vereinnahmt? Manager und Unternehmer krimineller als Berufsverbrecher

In 1.000 Folgen der ARD-Krimireihe „Tatort“ werden Unternehmer und Manager häufiger als Mörder entlarvt als Berufskriminelle. Überraschend immerhin: Juristen neigen den Autoren der Serie zufolge seltener dazu, andere ins Jenseits zu befördern, als Schüler.

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Die Weimarer «Tatort»-Kommissare Nora Tschirner und Christian Ulmen sprechen die jüngere Generation an.

Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/dpa

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Lesedauer: 3 Min.

Am 29. November 1970 wurde erstmals die ARD-Sonntagabend-Krimiserie „Tatort“ ausgestrahlt. Anlässlich des 50. Jubiläums der Sendereihe, die unter Einbindung der Landesstudios mit unterschiedlichen Ermittlerteams in mehreren deutschen Städten gedreht wird, hat sich der „Stern“ mit dem Thema beschäftigt, welchen Berufsgruppen die meisten Täter in der Serie zuzuordnen sind.

ARD-Serie zeichnet Unternehmer als besonders blutrünstig

Obwohl die Serie, wie das Magazin unter Verweis auf Erkenntnisse der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erwähnt, als Krimireihe gilt, die „das Leben in Deutschland besonders realitätsnah abbildet“, wird dort eine Berufsgruppe als besonders kriminell und mörderisch dargestellt, die in der Realität meist allenfalls durch Wirtschafts- und Steuerdelikte in Erscheinung tritt.
Unternehmer und Manager wurden einer Untersuchung des Vergleichsportals „Netzsieger“ aus dem Jahr 2018 zufolge mit 109 Mal am häufigsten als die Schuldigen an Mord und Totschlag in der Serie ermittelt – und damit sogar um neun Mal häufiger als Berufskriminelle.

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Gleich an dritter Stelle liegen – was in der „Fridays for Future“-Ära manche überraschen wird – Schüler mit 54 Bluttaten. Dahinter rangieren Polizeibeamte (49), Arbeitslose (40) und Ärzte oder Mediziner (39). Juristen mit nur 35 Tätern in ihren Reihen waren vergleichsweise friedlich, Banker brachten es gar nur auf sechs Morde und der Gärtner war es nur einmal.

„Tatort“ ideologisch vereinnahmt?

Der „Stern“ schlussfolgert, dass die Auswertung „Kritikern Recht zu geben [scheint], die schon lange bemängeln, dass der ‚Tatort‘ ideologisch vereinnahmt wird“. Auch der Schauspieler Udo Wachtveitl äußerte in der „Zeit“, dass „der Unterprivilegierte mit öder Regelmäßigkeit der bessere Mensch“ sei in der Serie. Er „glaube, da ist ein bisschen 1968er-Kitsch dabei“, so Wachtveitl. Bei den Verantwortlichen „darf der hart arbeitende Ausländer unter den drei Verdächtigen sicher nicht der Täter sein“.

Mit Aleviten-Folge in die Nesseln gesetzt

Darin unterscheidet sich der öffentlich-rechtliche „Tatort“ beispielsweise von Scripted-Reality-Formaten wie beispielsweise „K11 – Kommissare im Einsatz“ von SAT1. In dieser zwischen 2003 und 2013 erfolgreichen Vorabendserie, die seit 2020 wieder mit neuen Folgen am Start ist, konnten Täter vereinzelt auch aus dem Homosexuellen-Milieu stammen und auch brisante Themen wie „Ehrenmord“ wurden thematisiert.
Möglicherweise hatte die Zurückhaltung der ARD-Produzenten diesbezüglich damit zu tun, dass man sich mit einer Folge, die das Thema Inzest aufgegriffen hatte, 2007 die Finger verbrannt hatte. Diese wurde im Aleviten-Milieu angesiedelt – und hatte zur Folge, dass zehntausende Angehörige dieser Glaubensgemeinschaft in Köln gegen die ihrer Meinung nach den Tatbestand der Volksverhetzung verwirklichende Folge demonstrierten. Weniger Probleme hat die Serie mit dem Thema „Nazi“ (m/w/d) oder christlichen Fundamentalisten als Bösewichten.

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