
Ärzte in den USA klagen über zunehmende Online-Belästigung seit Corona-Beginn
Bereits vor Ausbruch der Corona-Krise seien Ärzte zunehmend zum Ziel feindseliger Aktivitäten in sozialen Medien geworden, heißt es in einer Studie. Die Pandemie hat die Situation verschärft. Vor allem Ärztinnen zögen sich infolgedessen aus Netzwerken zurück.

Drei Ärzte.
Foto: iStock
Dass die Corona-Krise zunehmend Aggression in die sozialen Netzwerke trägt und Bürger die Nerven verlieren lässt, bekommen nicht nur politische Entscheidungsträger oder Regierungsberater zu spüren, sondern auch Ärzte. Wie eine jüngst veröffentlichte Studie der Northwestern University und der Universität von Chicago zeigt, werden immer mehr Mediziner, darunter auch Hausärzte, zum Ziel von Belästigungen und verbalen Übergriffen. Das Phänomen habe seit Ausbruch der Corona-Pandemie deutlich zugenommen.
Für viele Mediziner sind die sozialen Netzwerke ein wichtiger Platz, um sich mit Kollegen und Forschern zu vernetzen oder für Patienten präsent zu sein. Allerdings würden die Ärzte dort auch zunehmend zum Ziel von persönlichen Angriffen bis hin zu Drohungen und sexueller Belästigung. Dies sei, so die Autoren der genannten Studie, bereits vor COVID-19 aus den Angaben der Befragten hervorgegangen.
Seither habe sich sowohl die Anzahl als auch die Intensität der Übergriffe verstärkt, so die Autoren. Häufig würden die Ärzte aufgrund ihrer Rassenzugehörigkeit, religiösen Überzeugung, aber auch infolge medizinischer Empfehlungen attackiert. Bereits Äußerungen wie die Empfehlung, eine Mund-Nasen-Maske zu tragen, würden zum Anlass für Beschimpfungen und Bedrohungen genommen.
Ärzte werden mit koordinierten Negativbewertungen eingedeckt
Dr. Vineet Arora von der University of Chicago Pritzker School of Medicine, die an der Erstellung der Studie beteiligt war, erklärt zu den vorliegenden Daten: „Wenn überhaupt, ist es wahrscheinlich, dass wir nur einen Bruchteil des Problems von Angriffen und Belästigungen seit Ausbruch der Pandemie abbilden. Viele Ärzte haben sich angesichts der Seuche für Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit ausgesprochen – und sind auf eine zunehmend polarisierte Öffentlichkeit gestoßen, die sich durch Führungsfiguren ermuntert sieht, die Wissenschaft und Fakten herabwürdigt.“
In der Studie, die die erste ihrer Art darstellt, heißt es, dass einer von vier Ärzten ins Visier unsachlicher Angriffe geworden sei. Zum Repertoire der zum Teil organisierten Hater gehören die Behelligung mit negativen Bewertungen, koordinierte Belästigungen und Bedrohungen am Arbeitsplatz oder die Veröffentlichung privater Daten. In Einzelfällen soll es sogar zu Drohungen mit Vergewaltigung oder Mord gekommen sein.
Für „evidenz-basierte Lösungen“ in der Corona-Krise
Vor allem Frauen in der Medizin würden in überproportionalem Maße zum Ziel persönlicher und sexualisierter Belästigungen, was viele dazu bewegt, ihre Präsenz in den sozialen Medien zu beenden. Dies sei für sie beruflich von potenziellem Nachteil, meint Tricia Prendergrast von der Northwestern University Feinberg School of Medicine.
Die überdurchschnittliche Abwesenheit in sozialen Medien könne die derzeitige Situation verschärfen, wonach „Frauen mit geringerer Wahrscheinlichkeit Führungspositionen in der Medizin einnehmen oder Erst- oder Letztautorinnen von Studien sind“.
Auch Vineet Arora betont die Wichtigkeit, Ärztinnen auch in sozialen Medien den Rücken zu stärken, da es wichtig sei, auch auf diesen Plattformen „evidenz-basierte Lösungen“ in die Öffentlichkeit zu tragen. In Zeiten von COVID-19 sei es „wichtig, dass Ärzte sich sicher fühlen können“, wenn sie beispielsweise Empfehlungen zugunsten des Gebrauchs von Masken oder der Entscheidung für eine Impfung geben.
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