Kurskorrektur gefordert
Wagenknecht: Themen von Studenten „gehen an existenziellen Problemen vorbei“
Im Interview mit dem MDR mahnte Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht ihre Partei zu einem deutlichen Kurswechsel. Bleibe dieser aus, werde die Linkspartei „in der Bedeutungslosigkeit versinken“. Man müsse den Menschen zuhören, statt sie zu belehren.

Sahra Wagenknecht. Foto: Sean Gallup/Getty Images
Foto: Sean Gallup/Getty Images
Die frühere Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Sahra Wagenknecht, hat in einem Gespräch mit „MDR Aktuell“ von ihrer Partei eine Kurskorrektur gefordert.
Die SED-Nachfolgepartei, die sich im Wahlkampf sogar Hoffnungen auf eine Regierungsmehrheit mit SPD und Grünen gemacht hatte, war am Sonntag bei der Bundestagswahl mit 4,9 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Nur der Gewinn dreier Direktmandate bewahrte sie vor dem Parlaments-Aus.
Kritik an „Lifestyle-Linken“ bestätigt
Wählerstromanalysen zufolge hatte die Linkspartei mehr als zwei Millionen Wähler eingebüßt. Mehr als die Hälfte davon wanderte zu SPD und Grünen ab, allerdings gingen auch mehr als 300.000 frühere Linkswähler gar nicht mehr zur Wahl, 270.000 gingen zu sonstigen Parteien und etwa 100.000 verlor man an die AfD.
Wagenknecht, die bereits in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ deutliche Kritik an dem Phänomen übte, das sie als „Lifestyle-Linke“ bezeichnet, sieht sich durch das Wahlergebnis in ihrer Analyse bestätigt.
Viele Menschen würden die 2005 als Zusammenschluss aus der SED-Folgepartei PDS und der westdeutschen Anti-Hartz-IV-Gruppierung WASG entstandene Partei „Die Linke“ nicht mehr als ihre Interessensvertretung betrachten.
Von Lebensrealität der Menschen entfernt
Sie hätten vielmehr das Gefühl, man wolle „sie belehren, statt ihnen zuzuhören“. Die Partei sei eigentlich gegründet worden, um sich der Arbeitnehmer, kleiner Selbstständiger und älterer Menschen anzunehmen.
Stattdessen habe man sich zuletzt um Themen wie Gendersternchen gekümmert, die mit der Lebensrealität solcher Menschen nichts zu tun hätten, oder sich radikalen Klimaschutz-Forderungen verschrieben, die vor allem zu einer Belastung kleinerer Einkommen führten. Als Reaktion auf ihr Buch strebten Parteigenossen sogar ein Ausschlussverfahren gegen Wagenknecht an, das jedoch scheiterte.
Weiter sagte die frühere Angehörige der „Kommunistischen Plattform“, sie freue sich zwar über den Zuspruch bei Studenten, unter diesen werde jedoch „in einer anderen Sprache kommuniziert“. Die dort diskutierten Themen, so Wagenknecht, gingen jedoch „an den existenziellen Problemen vieler Menschen vorbei“.
Wagenknecht-Projekt „Aufstehen!“ blieb kurzlebig
Es sei ihrer Einschätzung nach auch ein Fehler gewesen, das Ziel einer möglichen Regierungsbeteiligung in den Fokus zu rücken.
Viele Menschen im Milieu der Linken hätten den Eindruck gehabt, dass auch ihre Interessen diesem Bestreben untergeordnet worden seien. Die Partei müsse stattdessen Zweifel daran beseitigen, dass sie zu ihren Positionen stehe. Die Linke müsse ihren Kurs korrigieren, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, so Wagenknecht.
Sie selbst hatte 2018 mit der Initiative „Aufstehen!“ eine nach eigenen Angaben „linke Sammlungsbewegung“ gegründet, die keine Konkurrenz zur Linkspartei darstellt, aber deren Zielpublikum verbreitern solle.
Dies sei jedoch nicht gelungen, diagnostizierte Wagenknecht im Jahr darauf und zog sich aus der Vereinigung zurück. Die Parteien, die die Bewegung ansprechen wolle, hätten sich „eingemauert“, klagte die Linkspolitikerin.
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