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Wirbel um Jobangebot: Diakonie Michaelshoven sucht Personal für Inobhutname von Quarantäne-Kindern

In einer heißen Phase rund um Quarantäne-Anordnungen und Isolation von Kontaktpersonen positiv getesteter Lehrer und Schüler sucht die Diakonie Michaelshoven ausgerechnet eine pädagogische Fachkraft – "in einer Inobhutnahme für Kinder und Jugendliche in Quarantäne". Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn die Nerven von betroffenen Eltern liegen brach.

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Ein Kind spielt mit einer Gesichtsmaske und seinem Teddy.

Foto: iStock

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Lesedauer: 4 Min.

Seit Beginn des neuen Schuljahres befinden sich Eltern von Schulkinder in einer Art inneren Alarmbereitschaft. Bereits in der ersten Schulwoche schlossen in Mecklenburg-Vorpommern zwei Schulen, die Schüler mussten in Quarantäne. Einige Zeit später stellte sich zumindest für die Grundschule in Graal-Müritz heraus, dass das Testergebnis des Schülers falsch-positiv war. Auch in Ludwigslust schickte man Kinder eines Gymnasiums nach Hause. Dort galt eine Lehrerin als positiv getestet.
Eine besorgte Mutter aus Ludwigslust nahm die amtlich verordnete Isolation ihres Kindes zum Anlass, sich an die Öffentlichkeit zu wenden.  Denn nach dem Willen des Amtes soll das Schulkind von der Familie weitestgehend isoliert werden und nur minimalen Kontakt zu Geschwistern und Eltern haben. Bei Zuwiderhandlung drohte man an, das Kind in einer geeigneten Einrichtung unterzubringen.
Zur etwa gleichen Zeit schaltete die Diakonie Michaelshoven eine Stellenanzeige. Gesucht werde eine pädagogische Fachkraft „in einer Inobhutnahme für Kinder und Jugendliche in Quarantäne“ in Köln. Bis zu sieben Kinder und Jugendliche sollten von der Fachkraft betreut werden.

Hass- und Drohmails gegen Diakonie

Auf diese Anzeige hagelte es massenweise Kritik in Form von Hass- und Droh-Mails, sogar Morddrohungen habe es gegeben. „Das geht echt an die Grenze, wie diese Mails formuliert sind“, erklärte Melanie Köroglu von der Diakonie Michaelshoven. Sie sprach von „einer Dimension, die wir als Diakonie noch nie erfahren haben“.
Nach einer Stellungnahme der Diakonie liegt dem Ganzen ein Missverständnis zugrunde. „Es handelt sich hierbei um ein Angebot für Kinder, bei denen entweder eine akute Kindeswohlgefährdung vorliegt oder die bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung leben und bei denen zusätzlich noch der Verdacht auf eine Infizierung mit dem Corona-Virus besteht“, merkt die Diakonie unter Bezugnahme auf ihre Stellenanzeige an. Die Kinder sollten nur vorübergehend durch das Jugendamt in der Gruppe untergebracht werden, bis geklärt sei, „ob eine Infizierung vorliegt“.
Die Diakonie habe  „dieses spezielle Angebot“ auf Wunsch des Jugendamts auch deshalb geschaffen, weil gefährdete Kinder und Jugendliche während der vergangenen Monate aufgrund der Corona-Pandemie oft keine adäquaten Hilfen erhalten hätten.
Aus Sicht der Diakonie war es einfach der falsche Zeitpunkt, zu dem die Anzeige kam. Denn am selben Tag titelte die „Berliner Zeitung“ mit ihrem Artikel „Bei Corona-Verdacht! Gesundheitsamt will Eltern die Kinder wegnehmen.“
Insoweit stellt die Diakonie ausdrücklich klar: „In unserem Angebot geht es nicht darum, Kinder und Jugendliche aus einem intakten Elternhaus zu nehmen, sondern denjenigen zu helfen, die entweder durch ihr häusliches Umfeld akut gefährdet sind oder bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung leben und ggf. dazu noch infiziert sind.“

RKI-Richtlinien unterscheiden nicht nach Alter

Auch in Offenbach wandten sich Eltern zuvor gegen eine betroffene Quarantäne-Anordnung des Gesundheitsamtes, nach der ihre Kinder weitestgehend isoliert werden sollten. Gegenüber der Epoch Times erklärte die Pressesprecherin des Kreises Offenbach, dass man sich lediglich an die Vorgaben des Robert Koch-Instituts (RKI) halte. Bezüglich der Quarantäne-Anordnungen würden die Richtlinien des RKI  nicht nach dem Alter der Betroffenen unterscheiden.
Die grundsätzlich strengen Anordnungen zur Quarantäne von Kindern kritisiert der Kinderschutzbund Mecklenburg-Vorpommern. Ohnehin sei die Quarantäne belastend für Familie. Es sei unverhältnismäßig, Kinder in dieser Phase von ihren Eltern und Geschwistern zu isolieren. „Es kann nicht sein, dass das Kindeswohl zugunsten des Infektionsschutzes in diesem Ausmaß zurücktreten muss“, zitiert die „Schweriner Volkszeitung“ Landesgeschäftsführer Carsten Spieß.
Der Bundesverbandsvorsitzende der Kleinpartei Ökologisch-Demokratische Partei, Christoph Raabs, twitterte zur Diskussion:
„Kranke #Kinder brauchen Liebe und Nähe. Sie bei Verdacht auf Corona in ihrer eigenen #Familie total zu isolieren, verstößt gegen ihr Recht auf seelische Unversehrtheit.“
Christoph #Raabs, Bundesvorsitzender der #ÖDP  https://t.co/BQ1plEF4Tb #Coronaverdacht #Isolation pic.twitter.com/bmlN2FRr4q — ÖDP Bundesverband (@oedp_de) August 11, 2020

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