Seit der Einführung von ChatGPT stellt die Sprach-KI viele Bereiche des Lebens auf den Kopf. Besonders betroffen ist dabei der Bildungssektor, der aufgrund der zunehmenden Nutzung der KI vor massive Herausforderungen gestellt wird.
Ganz legal sollen dagegen demnächst US-amerikanische Schüler im Rahmen des Geschichtsunterrichts den Chatbot benutzen dürfen. Das schlagen zumindest Torrey Trust, Professorin für Lerntechnologien, und ihr Kollege Bob Maloy von der Universität in Amherst, Massachusetts, vor.
Mit ChatGPT kritisches Denken erlernen?
In einem
Aufsatz in dem Fachjournal „Teaching History“ erklären die beiden Forscher, wie sie sich die Zusammenarbeit zwischen Schülern und ChatGPT vorstellen. So sollen die Kinder und Jugendlichen „die Fähigkeiten des digitalen Zeitalters in Bezug auf historische Recherchen, kritisches Denken, Medienanalyse und Erkennung von Fake News“ vermittelt bekommen.
„Nach dem Aufkommen von ChatGPT und anderen generativen
KI-Tools haben sich die Probleme und die Komplexität von Online-Informationen und Geschichtsunterricht in eine völlig neue, unerforschte Richtung bewegt“,
so Trust und Maloy. „Welche Geschichtsinhalte sollen Lehrer unterrichten, wenn Chatbots den Schülern Informationen sofort zur Verfügung stellen können?“
Demnach sollen Lehrer die Kinder bewusst mit ChatGPT und Co. arbeiten lassen, damit diese sich mit chatbotgenerierten Texten auseinandersetzen. Dies soll auf die gleiche Weise geschehen, wie sich die
Kinder mit Lehrbuchtexten oder Online-Artikeln beschäftigen. Sie sollen demnach den ausgegebenen Text
kritisch hinterfragen und die Rolle eines
Faktencheckers einnehmen.
„Die Schüler wenden sich nicht an ChatGPT, um Informationen zu erhalten, die sie dann auswendig lernen. Stattdessen sollen sie untersuchen, was ChatGPT schreibt und warum“, so die Autoren.
Wenn Schüler zu Lehrern werden
Laut den Autoren sei diese Art der kritischen Analyse zudem besonders nützlich, um sich mit versteckten oder nicht erzählten Geschichten zu befassen, die in traditionellen Lehrbüchern und Lehrplänen oft ausgelassen werden.
„KI-Chatbots können als Forschungspartner dienen, die schnell auf verborgene Geschichte und unerzählte Informationen zugreifen können. Die Schüler müssen diese Informationen dann kritisch auf ihre historische Genauigkeit und Relevanz hin überprüfen, so wie es Historiker mit allen Quellen tun, auf die sie bei ihrer Forschung stoßen“, erklären Trust und Maloy.
Sie kommen zu dem Schluss, dass mit dem Aufkommen von KI-Chatbots die Schüler neue Rollen spielen und die Lehrer neue Fähigkeiten vermitteln müssen. Auf die politische Voreingenommenheit von ChatGPT gehen sie dabei in keiner Weise ein.
Auch in Deutschland wurden erste Leitfäden zur Arbeit mit KI-generierten Texten in Schulen ausgearbeitet.
So schreibt das brandenburgische Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, dass ChatGPT-Texte „im Unterricht in mehrfacher Hinsicht als Diskussionsgrundlage beziehungsweise als Diskussionsgegenstand genutzt“ und kritisch hinterfragt werden sollten.