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Finanzierung privater Medien

Medienverbandschef: Werbeverbote sind Gefahr für freien Journalismus

Wenn „Aktivisten“ und Lobbygruppen ein Werbeverbot für bestimme Branchen oder Produkte fordern, bringen sie damit auch die Existenz des freien Journalismus in Gefahr, findet der Chef des Verbands privater Medien.

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Finanzierung privater Germanwings-Werbung am Flughafen Berlin-Tegel, August 2014.

Foto: Carsten Koall/Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.


Die Rufe nach staatlicher Reglementierung der Produktwerbung in ausgewählten Bereichen wird lauter. War es Anfang 2021 das Werbeverbot für Tabakwaren, sollen vielleicht bald schon weitere Einschränkungen kommen. Im Gespräch sind beispielsweise Werbeverbote für Öl- und Gasunternehmen, Autos mit Benzinmotor oder auch Fluglinien. Die Folgen solcher Verbote würden aber nicht nur solche Branchen und Firmen betreffen, sondern insbesondere auch die Medienlandschaft stark verändern.
Die „Welt“ sprach in einem Interview mit Claus Grewenig, Chef des Verbands privater Medien (VAUNET), über mögliche Folgen. Dem Verband gehören nach eigenen Angaben mehr als 150 Unternehmen aus Funk, Fernsehen und Digitalmedien an, beispielsweise auch VOX, ntv, Sport1, Sky, DMAX oder aber die ProSieben-Mediengruppe und RTL.

Private Medien sichern demokratische Kultur

Nach Angaben von Claus Grewenig bestreiten die Mitglieder des Medienverbandes bis zu 80 Prozent ihres Einkommens aus Werbung und eigentlich habe sich der Werbemarkt seit einer ganz schwierigen Phase nach Beginn der Corona-Pandemie aktuell ganz gut erholt und sei auch sehr stabil. Grewenig erklärte aber, dass die „aktuelle weltwirtschaftliche Lage“ Prognosen schwierig mache.
Doch was könnte passieren, wenn nun zusätzlich zur angespannten Situation mit Corona, Ukrainekrieg und Energiewende auch noch mit Werbeverboten immer mehr in den Markt eingegriffen wird?
Der VAUNET-Vorsitzende erklärte, dass es dem Medienverband vor allem um ein stärkeres Bewusstsein dafür gehe, „dass die Sicherung der Finanzierungsgrundlagen privater Medien zur Sicherung der demokratischen Kultur in Deutschland“ gehöre. Der 47-Jährige Medienmann erinnerte daran, dass Nachrichten und journalistische Inhalte seit jeher feste Bestandteile des privaten Rundfunks seien und dass zur Refinanzierung von unabhängigem Qualitätsjournalismus die Branche auch „vernünftige und verlässliche Rahmenbedingungen“ brauche.

Legale Produkte, legal bewerben

Dazu gehörten laut Grewenig, der bei RTL auch Bereichsleiter für Medienpolitik in Deutschland ist, auch möglichst wenige Einschränkungen bei der Werbung. Mit dem Verbot der Tabakwerbung habe man bereits abgeschlossen. Doch jetzt würden Einschränkungen bei Lebensmitteln und Energie diskutiert, was man für völlig falsch halte: „Legale Produkte müssen legal beworben werden können“, so der VAUNET-Chef. Er erinnert daran, dass Kommunikationsverbote Wettbewerb und Vielfalt verhindern würden.
Grewenig bestätigte im Interview, dass es Bestrebungen von Lobbygruppen gebe, gesellschaftlich nicht wünschenswerte Produkte und Dienstleistungen zu sanktionieren. Doch das führe zu einer Entkopplung, „die aus unserer Sicht extrem gefährlich ist“ und die Axt an die Refinanzierung freier Medien lege. Die Werbung werde eingeschränkt, nicht aber die vollkommen legalen Produkte oder Dienstleistungen. Doch die Werbung „finanziert unter anderem freien Journalismus, den wir uns als demokratische Gesellschaft leisten wollen und sollten“. (sm)

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