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Ein faszinierender Teil des Lago Maggiore gehört zum Piemont

Barocke Pracht in Palästen und Gärten

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Blick von Stresa auf die Isola Bella. (Elke Backert)

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Reisfelder, sattgrüne Reisfelder begleiten den Reisenden von Alessandria im südlichen Piemont zum Lago Maggiore. Dieser See – nach dem Gardasee der zweitgrößte Binnensee Italiens – wird im Deutschen auch Langensee genannt. Mit seinem nördlichen Ende reicht er ins Schweizer Tessin bis Locarno und Ascona, sein östliches Ufer gehört zur Lombardei. Aber das, was seine Faszination ausmacht, ist Teil des Piemont. Die Villenstadt Stresa ist Ausgangspunkt für eine kurze Schiffsfahrt zu den Borromäischen Inseln. Gleich drei Inseln besitzt die italienische Adelsfamilie Borromeo, alle drei reizvoll. Aus dem 17. Jahrhundert stammt ihr Palast auf der Isola Bella, den sie seit 1870 zu großen Teilen öffentlich und zu Geld macht. Heute zahlen Erwachsene elf Euro, in der Gruppe acht Euro. Geboten werden bombastische architektonische Spektakel, die ihren Höhepunkt in einer Grotte finden. Sie war, dicht über dem kühlenden Wasser, als Sommerwohnung gedacht. Doch sie wurde nie genutzt, denn die Bauarbeiten dauerten 100 Jahre, und die geplanten Wasserspiele funktionierten nie.
Einzigartige Geschenke sind zur Schau gestellt, etwa ein elfenbeinerner Pferdesattel aus dem 15. Jahrhundert, ein extravaganter Blumentisch, den Papst Leo XII. 1825 der Familie Borromeo schenkte. Man sieht prähistorische Sammlungen, auch ein Holzboot aus dem fünften Jahrhundert v. Chr., Wandteppiche aus Belgien, für die pro Wandbehang 50 Personen zehn Jahre lang webten. Wie die Faust aufs Auge passt dazu das ins Wappen der Borromeo geschriebene und überall in Palast und Park lesbare Wort „humilitas“, „Demut“.
Nun folgt der terrassenförmig angelegte barocke Garten mit unzähligen Statuen, etwa dem Einhorn, Symbol der Familie und Symbol für Stärke und Schönheit. Im milden Klima, unter 200 Sorten Kamelien, dem Wahrzeichen des Lago Maggiore, unter prallgelben Mimosen schlagen seltene weiße und bunte Pfauen ihr Rad. Leuchtend gelb und orange prangen Südfrüchte von Spalierwänden und von Mauern zierenden Bäumchen in Terrakottatöpfen.
Vorbei an der pittoresken Isola dei Pescatori (Fischerinsel) geht es per Schiff zur Isola Madre (Mutterinsel). Ein einziger Botanischer Garten erwartet den Besucher. Schönste Gewächse aus aller Welt, ein Blütentraum. Der Palast birgt ein privates Marionettentheater. Spaß fand man im 18./19. Jahrhundert offenbar auch im Horror-Theater mit Vampiren, Skeletten und Drachen.
In unmittelbarer Nachbarschaft liegt der Ortasee, Lago d‘Orta. Nicht nur Filmfans, die die in Orta gedrehten drei Folgen von Jakob und Adele (1982-84) kennen, müssen das mittelalterliche Ambiente aufsuchen. Der österreichisch-deutsche Schauspieler Carl Heinz Schroth (1902-89), an der Seite von Brigitte Horney Hauptdarsteller des Films, hatte das ehemalige Fischerdorf als Wohnort erkoren. Sein Denkmal steht auf der Seeterrasse vor dem Rathaus, es zeigt ihn malend an einer Staffelei mit Blick auf die Insel San Giulio, einen „Hortus Conclusus“ (geschlossener Garten). Benediktinerinnen leben im dortigen Kloster in Klausur. Während der sonntäglichen Messe kann man ihrem Gesang lauschen. Sie vermieten aber auch Zimmer an Leute, die abschalten wollen. Mit der Fähre für 2,50 Euro oder einem kleinen Boot für vier Euro gelangt man hinüber. Eine große Anzahl Restaurants in Orta bezeugt, dass Touristen die kleine autofreie Ortschaft mit den engen Gassen und den sich über Balkone bis zum Dach rankenden Bäumen eingenommen haben. Doch nur wenige wagen den steilen Aufstieg zur barocken gelb getünchten Kirche und weiter zur Panoramaterrasse des Sacro Monte, des heiligen Bergs (www.sacromonteorta.it). Hier ist, wie eine Art Kreuzweg, in 20 Kapellen das Leben des Franz von Assisi dargestellt, ähnlich dem Wirken Jesu. Begonnen hat man im Jahre 1590. Die UNESCO nahm den Sacro Monte 2003 ins Weltkulturerbe auf. Hier könnte man Ruhe finden.
Am Abend könnte man aber auch neben Carl Heinz Schroth auf einer Bank träumen, dem Gesang der Vögel lauschen und auf die glatte lautlose Oberfläche des Sees und die stille Insel San Giulio schauen. Ein Refugium.
Info:
Anreise: Mit dem DB-Autozug (Tel. 01805/241224, www.dbautozug.de) ab Hamburg-Altona und Düsseldorf nach Alessandria im Piemont.
Auskunft: Tel. (00800)11133300 (kostenfrei), www.torinopiemonte.com, www.distrettolaghi.it

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