Frühjahrsreise in den Herbst Patagoniens 2006 – Teil 1

Rast auf der legendären Ruta 40, mitten in der baumlosen Steppe. (Foto - Hans Christian Schikore)
„Patas Grandes“ (große Füße) soll der portugiesische Kapitän in Spaniens Diensten, Fernando Magallanes, erstaunt ausgerufen haben, als er als erster Europäer Fußspuren der Ureinwohner am Strand erblickt hatte. Sein Schreiber, Antonio Pigafetta, vermerkt in seinen Aufzeichnungen, er sei einem Mann begegnet, der so groß war, „dass ihm der Kopf des Größten unter uns nur bis zum Gürtel reichte“. So beginnt 1520 die europäische Geschichtsschreibung für Patagonien, das „Land der Großfüßler“.


Erst 1862 leitet der erste gewählte Präsident Argentiniens unter dem Schlagwort „Gobernar es poblar!“ – regieren heißt bevölkern – die so genannte Domestizierung der Indianerstämme ein, und bald gibt es in diesem ungleichen Kampf keinen Platz mehr für die Indianer, deren Überlebende nun in vergleichsweise kleinen Reservaten gehalten werden. Jetzt wird das Land vor allem von riesigen Schafzuchtbetrieben genutzt. Eine andere Bewirtschaftung lässt der schüttere Bewuchs nicht zu, der jedoch seinerseits unter den Schafherden so leidet, dass zunehmend die unerwünschten Dornsträucher in der Steppe sich ausbreiten.
Der britische Schriftsteller Bruce Chatwin hat in seinem Buch „In Patagonien, Reise in ein fernes Land“ die Siedlungsgeschichte nachgezeichnet, die Bewohner besucht, die Landschaft vielfach auch zu Fuß erkundet und Land und Leute einfühlsam beschrieben.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Schafzucht ist heute zurückgegangen, und seit ein deutscher Geologe 1907 bei Commodoro Rivadavia an der Atlantik-Küste nach Trinkwasser bohrte und dabei auf reichlich Erdöl stieß, ist das „schwarze Gold“ neben dem sich schnell entwickelnden Tourismus eine besonders wichtige Stütze der patagonischen Wirtschaft heutzutage. Die inzwischen 130.000 Menschen von Commodoro Rivadavia leben fast alle vom Öl.
Die Fläche der Bundesrepublik Deutschland würde in Patagonien (766.000 qkm) mehr als zweimal Platz finden. Von Buenos Aires zur Provinzhauptstadt Rio Gallegos im Süden sind es 2.650 km! Zwischen Mittel-Europa und Feuerland liegen 13.000 km.
Die Bevölkerungsdichte – eigentlich müsste man von „Bevölkerungsdünne“ sprechen – liegt bei reichlich 0,5 Mensch pro qkm. Patagonien ist riesig und einsam.
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